Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
Lächeln. Zweifellos war es noch sündiger, wenn man über die Sünde so beglückt war, aber sie war glücklich. Sie liebte Arthur, und er liebte sie. Die vergangene Nacht hatte es bewiesen.
Sie war erst sehr spät in das Gemach zurückgekehrt, das sie mit ihren Schwestern teilte. Oder ganz früh, je nachdem, wie man es sehen wollte. Sie war so lange, wie sie es wagte, in seine Arme geschmiegt geblieben, hatte aber schließlich gehen müssen.
Die in seinen Armen verbrachten Stunden zählten zu den glücklichsten ihres Lebens. Im schützenden Kreis seiner Umarmung hatten der Krieg, das Chaos und die momentane Unsicherheit der Welt nicht existiert.
Im kalten Tageslicht aber stürzte alles wieder auf sie ein.
Heute war der zwölfte August. Drei Tage bis zum Ende der Waffenruhe.
Es ist der Krieg, der Sorgen macht, redete sie sich ein. Wenn Arthur ungewöhnlich nachdenklich gewirkt hatte oder wenn seine Worte wie eine Warnung geklungen hatten, musste der Krieg daran schuld sein. Da in den nächsten Tagen der Ausbruch der Kämpfe bevorstand, war der Verlust ihrer Unschuld vor der Hochzeit die geringste ihrer Sorgen.
Aber warum hatte er darüber geredet, nicht zurückzukehren?
Das musste aufhören.
»Es ist alles gut«, sagte Anna fest. »Ich habe gut geschlafen.« Tatsächlich wie tot, auch wenn ihr nur etwa vier Stunden Schlaf vergönnt gewesen waren.
»Das muss aber ein Buch gewesen sein.« Diesmal war Marys trockener Ton nicht misszuverstehen.
»Allerdings«, versicherte Anna, die ihr Erröten nicht zu verbergen vermochte. Obschon sie spätabends oft in einer dieser Mauerkammern las, um ihre Schwestern nicht zu stören, hatte Mary offenbar die Wahrheit erraten.
Sie gingen in einigem Abstand hinter ihrer Familie, als sie von der Kapelle kommend den Hof überquerten, zur Großen Halle, wo sie ihr Frühstück einnehmen würden. Die meisten Männer waren schon im Hof und übten. Das Klirren der Schwerter und Stimmengewirr wurden mit jedem Schritt lauter. Unwillkürlich suchte sie unter den gepanzerten Gestalten …
Dort. Sein Anblick genügte, um ihr Herz vor Freude springen zu lassen. Arthur stand mit dem Rücken zu ihr auf der anderen Seite der Stallungen unweit der Stelle, wo die Stroh-Zielscheiben aufgestellt waren. Sicher übte er mit seinem Speer.
Sein Bruder Dugald stand in der Nähe. Anders als Arthur war Sir Dugald nicht allein. Er schleuderte einen Kurzspeer hin und her und ließ ihn in der Luft kreisen, während drei hübsche junge Mägde ihn bewunderten wie einen Zauberkünstler und jedes seiner Worte verschlangen,
Eines der Mädchen stand vor ihm, da er ihr zeigen wollte, wie man den Speer fangen musste, doch waren ihre immens großen Brüste seinen Armen im Weg.
Die zwei Brüder hätten nicht verschiedener sein können. Dugald war ein lauter Prahlhans, der Typ Mann, der nicht glücklich war, wenn er nicht im Mittelpunkt allgemeiner Aufmerksamkeit stand, umringt von Frauen, je mehr, desto lieber. Arthur war ruhiger. Gesetzter. Ein Mensch, der sich gern im Hintergrund hielt.
Mary verdrehte die Augen bei dem Anblick und drehte sich um, um die Stufen zur Halle hinaufzugehen. Anna lief ihr nach und warf noch einen Blick über die Schulter.
Sir Dugald lachte über etwas, das eines der Mädchen sagte. Anna konnte seine Antwort nicht hören, aber sie hätte schwören mögen, dass es aussah, als hätte er gesagt »Gebt jetzt acht«.
Er hob den Speer in seiner Hand, als wollte er ihn werfen und rief gleichzeitig Arthur zu:
»Arthur, fang!«
Ehe Anna gewahrte, was er tun wollte – ehe der Schrei sich ihrer Kehle entringen konnte –, wirbelte der Speer durch die Luft direkt auf Arthur zu.
Sie standen so nahe beisammen, dass Arthur kaum Zeit hatte, sich beim Klang von Dugalds Stimme umzudrehen, ehe der Speer ihn zu treffen drohte. In allerletzter Sekunde fing er ihn mit einer Hand aus der Luft ab, legte ihn in einer fließenden Bewegung quer über seine Knie, zerbrach ihn und warf die Stücke seinem Bruder zu. Sein Gesicht war dunkel vor Zorn.
Eine Erinnerung regte sich.
Eine eisige Brise wehte über ihre Haut. So etwas hatte sie zuvor nur einmal gesehen.
Das Blut wich aus ihrem Gesicht. Anna hielt erschrocken die Hand vor den Mund und ließ sich gegen die Wand neben dem Eingang sinken. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Es war wie damals in jener Nacht in Ayr. In der Nacht, als man sie ausgeschickt hatte, um das Geld für ihren Vater zu holen, und sie in eine Falle geraten war. Der Ritter, der
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