Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
sie gerettet hatte, hatte dasselbe gemacht.
Der Spion.
Nein, sagte sie sich, während Entsetzen ihr Rückgrat hinaufkroch. Es konnte nicht sein. Es musste ein Zufall sein. Doch die Erinnerungen gingen durcheinander und verwirrten sie.
Es war dunkel gewesen.
Sie hatte sein Gesicht nie gesehen.
Er hatte ganz leise gesprochen, hatte seine Stimme verstellt.
Aber die Statur – Größe, Körperbau – stimmte.
Nein, nein, es konnte nicht sein. Sie hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Sie wollte nicht sehen. Wollte nicht an die Gründe denken, die dafür sprachen, dass er es sein konnte. Seine geheimnisvollen Warnungen. Das Gefühl, dass er etwas verbarg. Sein anfängliches Bemühen, sie zu meiden. Der Blick des Erkennens, den ihr Onkel Lachlan MacRuairi ihm zugeworfen hatte.
Sie verspürte einen Stich im Inneren.
Die Narbe. O Gott, nicht die Narbe. Aber die sternförmige Pfeilwunde an seinem Arm passte zu der Verletzung des Ritters, der sie gerettet hatte.
Übelkeit stieg in ihr hoch.
Mary musste gemerkt haben, dass sie nicht mehr hinter ihr war, und kam zum Eingang zurückgelaufen, wo Anna wie eine schlaffe Stoffpuppe zusammengesunken an der Wand lehnte.
»Was ist denn, Annie? Du siehst ja aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
Das hatte sie. Lieber Gott, das hatte sie wirklich. Anna schüttelte den Kopf. Sie wollte es nicht glauben. Der Raum drehte sich um sie.
»Ich … ich fühle mich nicht wohl.«
Ohne ein weiteres Wort lief sie die Treppe zu ihrem Gemach hinauf und schaffte es kaum, die Waschschüssel unter ihrem Bett hervorzuziehen, ehe sie ihren spärlichen Mageninhalt von sich gab und mit ihm ihr Herz.
Auf dem Weg zur abendlichen Lagebesprechung in Lorns Gemach blickte Arthur sich in der Großen Halle suchend um. Als er Anna nirgends sehen konnte, runzelte er die Stirn. Wo steckte sie nur? Die vage Besorgnis, die ihn erfasst hatte, als er sie am Morgen nicht gesehen hatte, war mit dem Fortschreiten des Tages gewachsen.
Von Alan erfuhr er, dass sie sich nicht wohlfühlte. Magenschmerzen. Nach allem, was in der Nacht geschehen war, wusste Arthur nicht, ob er es glauben sollte.
War sie aufgebracht?
Bereute sie, was geschehen war?
Sein schlechtes Gewissen regte sich. Was hatte er getan?
Er zwang seine Gedanken fort von Anna und konzentrierte sich auf die vor ihm liegende Aufgabe. Die Zeit wurde knapp. König Robert und seine Männer planten einen Angriff in weniger als vier Tagen. Und er hatte noch immer nichts Brauchbares entdeckt.
Hinter Dugald – dessen Verdrossenheit nicht zu überbieten war – betrat er das Gemach und nahm mit den anderen hochrangigen Rittern und Mitgliedern von Lorns engerem Beraterstab um den Tisch Aufstellung.
Kurz nachdem sich alle versammelt hatten, trat Lorn ein. Diesmal nicht allein. Sein Vater, der gebrechliche Alexander MacDougall, begleitete ihn.
Arthurs Puls schlug schneller. Wenn der alte MacDougall zugegen war, musste es sich um etwas Wichtiges handeln.
Lord Argyll nahm auf dem thronähnlichen Sessel Platz, auf dem sonst sein Sohn saß. Lorn zog einen kleineren Stuhl für sich heran.
Als Stille im Raum herrschte, zog Lorn ein zusammengefaltetes Stück Pergament aus der Ledertasche an seinem Kilt, dem sporran , und breitete es auf dem Tisch aus.
Arthur erstarrte. Er hatte es sofort erkannt. Und unterdrückte einen bösen Fluch. Die Karte. Oder genauer gesagt seine Karte. Die er für den König gezeichnet und dem Boten anvertraut hatte. Sie musste abgefangen worden sein, ehe sie Bruce erreichte. Verdammt, er wünschte, er hätte daran gedacht, bei der letzten Begegnung mit dem König danach zu fragen.
Die Männer traten näher heran, um besser sehen zu können.
»Was ist das?«, fragte einer.
»Eine Karte des Gebiets um Dunstaffnage.« Er drehte sie um. »Und Angaben über unsere Truppenstärke und unseren Nachschub.« Lorns Mund war ein schmaler Strich.
Zorniges Raunen wurde hörbar. Die Männer erkannten, welche Bedeutung die Karte hatte.
Dugald lehnte sich vor und studierte die Karte so aufmerksam, dass sich Arthurs Nackenhaare sträubten.
Das Dokument trug kein Zeichen, das ihn verraten hätte. Die handschriftlichen Notizen waren minimal, und die Zeichnung selbst … Dugald hatte Arthurs »Kritzeleien« nie viel Beachtung geschenkt und darüber nur Witze gerissen. Er hatte also nichts zu befürchten. Dennoch war ihm das Interesse seines Bruders nicht geheuer.
»Woher habt Ihr das?«, fragte Dugald.
»Die Skizze wurde vor ein
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