Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
Kloster wären entsetzt gewesen.
Das kümmerte sie nicht. Nicht wenn es das Ende dieses blutigen gottverdammten Krieges bedeutete, der ihr einen Bruder und ihren Verlobten geraubt hatte. Er hatte nicht nur seinen Tribut von ihrem greisen Großvater Alexander MacDougall, Lord of Argyll, gefordert, sondern auch von seinem Sohn – ihrem Vater, John MacDougall, Lord of Lorn.
Ihr Vater hatte sich nach seinem letzten Anfall von Atemnot noch kaum erholt. Es war ungewiss, wie viele Anfälle er noch aushalten konnte. Bruces vor Kurzem erzielter Erfolg hatte die Lage noch verschlimmert. Ihr Vater hasste Niederlagen.
Kaum zu glauben, dass sich vor einem guten Jahr der »Kapuzenkönig« noch mit einer Handvoll Anhänger auf der Flucht befunden hatte und seine Sache so gut wie verloren war. Der flüchtige König aber war zurückgekehrt und hatte größtenteils dank des Todes Edwards I. von England seine Forderung auf den Thron Schottlands abermals erhoben.
Sündig oder nicht, sie betete um den Tod ihres Feindes. Sie würde freudig die Strafe für ihre sündigen Gedanken auf sich nehmen, wenn dies bedeutete, dass ihr Vater und ihr Clan vor dem Mann gerettet wurden, der sich ihre Vernichtung zum Ziel gesetzt hatte.
Außerdem taugte sie ohnehin nicht für das Leben im Kloster, wie die Nonnen ihr immer wieder vorgehalten hatten. Sie sang zu viel. Lachte zu viel. Vor allem aber war sie Gott lange nicht so ergeben wie ihrer Familie.
Anna betrachtete das Antlitz ihres Vaters und suchte darin nach einer Reaktion, als er die Botschaft öffnete und sie las. In seiner Angst und Besorgnis hatte er vergessen, seinen Schreiber kommen zu lassen. Sie hatte Glück gehabt, ihn allein in seinem Gemach anzutreffen, nachdem er eben eine Sitzung mit seinen Beratern abgehalten hatte. Und ihre Mutter, die in seiner Pflege aufging, hatte sich in den Garten begeben, um das Pflücken der Kräuter für eine neue, vom Priester empfohlene Arznei zu überwachen, die ihrem Vater das Atmen erleichtern sollte.
Sie sah ihm sofort an, dass es keine gute Nachricht war. Gefährliche Röte färbte sein von Falten durchzogenes Gesicht, seine Augen glänzten wie im Fieber, und sein Mund wurde zu einem schmalen weißen Strich. Es war ein Ausdruck, der die Herzen der härtesten Krieger mit Angst erfüllte, in Anna aber weckte er nur Besorgnis. Sie kannte den liebevollen Vater unter dem grimmigen kriegerischen Äußeren.
Sie umklammerte die Armlehne seines thronähnlichen Sessels so fest, dass die geschnitzte Verzierung in ihre Handfläche schnitt.
»Vater, was ist denn? Was ist geschehen?«
Als er aufblickte, bekam sie es mit der Angst zu tun, da sie den aufsteigenden Zorn in seinen Augen sah. Die Wutausbrüc he ihres Vaters waren immer schrecklich – fast so arg, wie der berüchtigte Anjou-Zorn der Plantagenet-Könige von England –, aber nie so arg wie nach seinem letzten Anfall. Sein Wutanfall hatte beim letzten Mal Schmerzen in Arm und Brust nach sich gezogen. Der Schmerz hatte ihn unbeweglich gemacht und ihm den Atem abgedrückt. Fast zwei Monate lang hatte er das Bett hüten müssen.
Er knüllte das Pergament in seiner Faust zusammen.
»Buchan ist geflohen. Die Comyns wurden besiegt.«
Sie blinzelte verständnislos. Es dauerte einen Moment, bis sie das Gesagte erfasste, da es ihr so unmöglich schien. John Comyn, der Earl of Buchan – Blutsverwandter John Comyns, des ermordeten Lord of Badenoch – war einer der mächtigsten Männer Schottlands. »Aber wie?«, fragte sie. »Bruce war dem Tode nahe.«
Ihr Vater hatte seine Kinder stets ermutigt, Fragen zu stellen. Er beklagte Unwissen auch bei Frauen, und hatte deshalb darauf bestanden, dass alle seine Töchter im Kloster erzogen wurden. Als sie aber sah, wie sein Gesicht sich rötete und sein Körper vor Wut verkrampfte, bereute sie ihre Frage.
»Sogar vom Krankenbett aus vermag diese Gottesgeißel Wunder zu wirken«, stieß er angewidert hervor. »Die Menschen halten ihn für einen Helden, für einen neuen Arthur, der in ein neues Camelot zurückkehrt. Buchan hatte den Schuft unweit Inverurie festgenagelt, als seine Männer beim Anblick von Bruce an der Spitze seiner Armee ins Wanken gerieten.« Er ließ seine Faust auf den Tisch neben sich so heftig niedersausen, dass Wein aus seinem Römer überschwappte. »Beim Anblick eines Kranken, der in den Kampf getragen werden musste, ergriffen die Comyns wie Memmen die Flucht. Sie rannten vor einem gottverdammten Invaliden davon!«
Sein Gesicht rötete
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