Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
sich, die Adern an seinen Schläfen traten hervor.
Angst drückte ihre Brust zusammen. Nicht weil sie seinen Zorn gefürchtet hätte, sondern weil er sich in Lebensgefahr brachte. Ihre Tränen unterdrückte sie, da ihr stolzer Vater sie als Zeichen dafür angesehen hätte, dass sie ihn für schwach hielt. Er war ein mächtiger Krieger, kein Mann, der umhegt und gepflegt werden musste. Aber dieser Krieg würde ihn so sicher töten wie ein langsam wirkendes Gift. Wenn sie ihm nur über die Schwierigkeiten mit Bruce hinweghelfen konnte, würde alles wieder gut werden. Warum hatte der falsche König nicht wie erwartet der Krankheit erliegen können? Dann wäre alles ausgestanden gewesen.
Sie musste ihn beruhigen. Anstatt Tränen und Bitten einzusetzen, nahm sie seine Hand und zwang sich zu einem Lächeln.
»Mutter hätte das jetzt nicht hören dürfen. Du weißt ja, dass sie dir die Schuld an meinem alles andere als ›mädchenhaften‹ Wortschatz gibt.« Einen Augenblick lang befürchtete sie, ihre Worte wären nicht zu ihm durchgedrungen, doch lichtete sich der Nebel des Zorns allmählich. Als er sie schließlich anblickte, als sähe er sie wirklich, setzte sie unschuldig hinzu: »Vielleicht sollte ich sie rufen lassen?«
Er stieß ein bellendes Lachen aus, das den Druck in seinen Lungen linderte.
»Wage es ja nicht. Sie würde mir wieder eines ihrer ekelhaften Tränklein einflößen. Deine Mutter meint es weiß Gott gut, aber mit ihrer ständigen Besorgtheit würde sie einen Heiligen zur Raserei bringen.« Er schüttelte den Kopf. Sein liebevoller Blick gab ihr zu verstehen, dass er genau wusste, was sie eben getan hatte. »Du brauchst nichts zu befürchten. Ich bin völlig gesund.« Er kniff die Augen zusammen. »Und du bist ein raffiniertes Mädchen, Annie, meine Liebe. Viel klüger als alle anderen zusammen. Habe ich das nicht immer schon gesagt?«
Vor Freude über dieses Kompliment zeigte Anna ihre Lachgrübchen.
»Ja, Vater.«
Er sprach weiter, als hätte sie nichts gesagt.
»Seit dem Tag, als du mit dem Daumen im Mund in mein Gemach getrippelt kamst und nach einem Blick auf meine strategische Karte unsere Männer auf die richtige Angriffsposition verschoben hast.«
Sie lachte. Erinnern konnte sie sich an diese Episode nicht, hatte die Geschichte aber schon unzählige Male gehört.
»Ich habe die geschnitzten Figürchen für Spielzeug gehalten.«
»Ja, aber deine Instinkte waren unverdorben.« Er seufzte. »Ich fürchte aber, dass es diesmal nicht so einfach sein wird. Buchan schreibt, er wolle in England Zuflucht suchen. Nach dem Sieg über die Comyns wird der Usurpator nun uns angreifen.«
Uns? Sie schluckte schwer. Angst überkam sie.
»Aber was ist mit dem Waffenstillstand?«
Vor Monaten, als Bruce am Beginn seines Marsches nach Norden stand, hatte er kurz gegen die Truppen Argylls gekämpft und sie zu Wasser und zu Lande bedroht. Krank und zahlenmäßig unterlegen hatte ihr Vater einem Waffenstillstand zugestimmt – wie auch der Earl of Ross im Norden. Sie hatte gehofft, dieser Waffenstillstand würde das Ende der Kämpfe bedeuten.
»Er endet an den Iden des August. Am Tag darauf können wir den bösen Feind vor unseren Toren erwarten. Er hat die MacDowells in Galloway verjagt, und da die Comyns nun nicht mehr da sind …« Ihr Vater brachte seinen Widerwillen mit einem Stirnrunzeln zum Ausdruck.
Da sie ein erneutes Aufflammen seiner Wut befürchtete, rief sie ihm in Erinnerung:
»Der Earl of Buchan war nie ein guter Befehlshaber. Das hast du selbst oft genug gesagt. Gegen dich hätte es Bruce nicht so leicht gehabt, gewiss ein Grund dafür, dass er sofort in einen Waffenstillstand eingewilligt hat. Dal Righ ist ihm noch allzu frisch in Erinnerung.«
Ihr Vater befingerte die schwere silberne Brosche, die er am Hals trug. Der große ovale, von winzigen Perlen eingefasste Kristall war ein Talisman, eine Erinnerung daran, wie nahe daran er gewesen war, den flüchtigen König zu fassen. Sie hatten Bruce im Griff gehabt – buchstäblich –, und die Brosche war ihm im Verlauf des Kampfes entrissen worden.
Die Andeutung eines Lächelns, die sich um seinen Mund zeigte, verriet ihr, dass ihre Worte ihn gefreut hatten.
»Du hast recht, aber unser vorangegangener Sieg wird ihn diesmal nicht abhalten. Zwischen ihm und der Krone stehen nur mehr wir.«
»Aber was ist mit dem Earl of Ross?«, fragte sie. »Sicher wird er an unserer Seite kämpfen.«
Um den Mund ihres Vaters legte sich ein harter
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