Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt
Kurz vor Ankunft überschreitet man die Grenze zu
Galicien. An dem großen Grenzstein schossen wir noch ein paar Fotos im Regen.
So viel Zeit musste sein.
Die Grenze
zu Galizien
Gegen 17:00
Uhr erreichten wir glücklich und durchnässt die einzige am Ort befindliche
Herberge. Hier trafen wir viele Freunde der letzten Tage wieder. Dort waren
bereits Jonny, Marco, die kleine Gruppe Franzosen mit ihrem Vater und noch
einige andere. Da gab es natürlich viel zu erzählen.
Der Aufenthalt
in den Herbergen ist nicht immer so angenehm, wie man es sich vorstellt und man
muss oft Abstriche machen. Man trifft aber immer Gleichgesinnte und kommt
sofort ins Gespräch, egal, welcher Nationalität.
Ich denke,
gerade das macht den Camino aus. Hier gibt es keine Unterschiede, alle sind
gleich und auch wieder so verschieden und alle haben das gleiche Ziel. Es ist
einfach schön, sich nach den Erlebnissen des Tages am Abend mit anderen Pilgern
austauschen zu können. Der Camino ist wie eine Zeitung. Jeden Tag gibt es etwas
Neues zu erfahren und man hört von anderen Pilgern über andere Pilger, die man
getroffen hat und auch selber bereits kennt. Es werden Nachrichten
ausgetauscht.
„Hast du die
Lisa gesehen, der ging es doch die letzten Tag nicht so gut?“,
„Was macht
denn eigentlich die Ärztin, die doch so große Probleme mit ihren Füßen hatte?“,
„Ach, jetzt
ist sie doch im Krankenhaus gewesen?“,
„Hast du denn
den Josch mal wieder getroffen?“
Es geht
niemand verloren. Irgendwie sind alle im Kontakt miteinander.
Nach einem
gemeinsamen Bummel durch diesen wunderschönen galicischen Ort und einem
Abendessen mit Jürgen und Patricia war der Abend für mich um 21:00 Uhr beendet.
Wenn ich so weiterging, würde ich am Sonntag in Santiago sein, eigentlich weit
vor meiner ursprünglichen Planung. Sonntag wäre sicher ein sehr guter Tag, um
in Santiago anzukommen, zumindest hatte ich das so für mich festgelegt. Die
Messe am Sonntag ist sicher etwas festlicher als an einem Wochentag. Der
Gedanke daran, meinem Ziel schon so nahe zu sein, löste in mir doch ein gewisse
Nachdenklichkeit aus. Meine Wanderung würde nicht mehr lange dauern und ich war
doch noch gar nicht so lange unterwegs. Die Zeit verging immer schneller.
•
23. Tag: O Cebreiro –
San Mamede
(35,7 km)
Die Nacht in
der Herberge war etwas unruhig. Der Schlafsaal fasste ca. 40 Betten, die
Belüftung ließ sehr zu wünschen übrig und einige Pilger schnarchten ziemlich
laut. Das waren sicher die Einzigen, die morgens ausgeschlafen hatten. Als ich
von der Morgentoilette zurückkam, haute es mich beim Betreten des Saales fast
um. Jetzt merkte man erstmal, welch eine Wärme und vor allem, was für eine
schlechte Luft in dem Raum herrschte. Alles schnell einpacken und nichts wie
los.
Kurze Zeit
später stand ich auch schon vor der Tür und wurde von einer tollen Fernsicht
über die vor mir liegenden Täler bis hin zu den Bergen belohnt. Vom Tal zogen
leichte Nebelwolken auf, die dem ganzen Bild etwas Mystisches gaben. Die Sonne
verbarg sich noch hinter den gegenübeliegenden Bergen, aber zeigte bereits
einen violetten Streifen am Horizont. Hinter dem Ort sah man Nebelschwaden über
den Berg ziehen.
Patricia und
Jürgen brachen mit mir zusammen auf. Der erste Teil der Strecke verlief immer
noch auf dem Berg entlang und man hatte die schönsten Aussichten. Später
überquerten wir den 1.337 m hohen Pass „Alto do Poio“, dem höchsten Punkt auf
dem galicischen Teil des Jakobsweges. Nach einem café con leche ging es die
nächsten 13 Kilometer fast 700 Höhenmeter bergab nach Triacastela.
Von hier aus
wollte ich heute noch ca. 14 Kilometer bis Aguiada wandern. Durch die Dörfer
Balsa und San Xil führt der Weg über den Pass von Riocabo.
Sonnenaufgang
in O Cebreiro
Das ging ganz
schön in die Beine und an die Substanz.
In Furela
stoppte ich für eine kurze Rast, um zu trinken und um meinen Füßen Zeit zur
Erholung zu geben. Die restlichen drei Kilometer musste ich leider wieder im
Regen bewältigen.
In der
privaten Herberge in San Mamede, kurz hinter Aguiada, angekommen, merkte ich
sofort, dass sich der Weg hierher gelohnt hatte. Die Herberge „Paloma y Lena“
war eine sehr freundliche und moderne Herberge, in der es sehr familiär zuging.
Die Zimmer hatten jeweils nur acht Betten und jedes Zimmer ein eigenes Bad. In
dem großen Aufenthaltsraum gab es einen Kamin und zum Abendessen wurde für uns
gekocht. Es war total gemütlich hier und für
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