Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt
des Ortes. Dort angekommen musste ich
leider erfahren, dass das letzte Bett zwei Minuten vorher vergeben worden war.
Der noch recht junge Hospitalero bot mir erstmal einen Kaffee an und sagte mir,
dass er mir nach dem Kaffee hilft ein Bett zu finden.
Die Herberge
mitten im Ort war bereits Anfang des Jahres abgebrannt und stand nur noch als
Ruine am Wegesrand. Somit blieb nur die Gemeindeherberge. Zum Glück bot er sich
an, mich die 1,2 Kilometer zurückzufahren. Das war eine sehr nette Geste von
ihm und ich bedankte mich herzlich dafür.
Die etwas
nüchtern eingerichtete Herberge nutzte ich gleich um meine Wäsche und auch
meinen Schlafsack zu waschen, da es hier eine Waschmaschine und einen Trockner
gab. Die Waschmaschine war wohl nicht mehr so ganz in Ordnung und es lief erstmal
ziemlich viel Wasser aus und verteilte sich auf dem Fußboden. Am Ende wurde
aber alles sauber und auch trocken.
Jürgen und
Patricia traf ich auch in der Herberge wieder. Wir schliefen im selben Raum und
Patricia lag direkt im Bett unter mir. Da die beiden großen Hunger hatten,
wollten sie gleich in den Ort zum Abendessen. Ich musste aber noch auf meine
Wäsche warten, der Trockner lief noch. Die Zeit konnte ich gut überbrücken, da
es unten in der Herberge einen Raum gab, wo es sich schon einige Pilger am Kamin
gemütlich gemacht hatten. Später ging ich dann auch zum Essen.
Beim
Abendessen saß ich mit einer 4-er Gruppe aus Frankreich zusammen. Ein älterer
Herr von 70 Jahren wanderte mit seinen beiden Söhnen und seiner
Schwiegertochter den Jakobsweg. Der Mann hat mich sehr beeindruckt, da er mir
total fit und lebenslustig vorkam. Leider konnte er kein Deutsch oder Englisch
und so musste sein Sohn alles übersetzen. Aber das war auch kein Problem und
wir haben uns gut verständigen können. Wir führten noch ein nettes Gespräch bis
es um 21:30 Uhr Zeit zum Schlafen für mich war.
•
22. Tag: Villafranca
del Bierzo – O Cebreiro
(32 km)
Die Nachtruhe
endete bereits um 6:30 Uhr. Im Schlafsaal herrschte schon reges Treiben. Die
sanitären Anlagen in dieser Herberge waren ganz passabel, die Schlafsäle aber,
mit über 10 Betten, sehr eng.
Kurz vor
Ortsausgang kam mir Jürgen alleine entgegen. Er wollte die Alternativroute
gehen, welche nicht entlang der Nationalstraße, sondern durch die Berge führt,
seine Freundin hingegen die vier Kilometer kürzere Strecke im Tal. Straßen
hatte ich bereits genug gesehen und abgelaufen und so ging ich kurzerhand mit
ihm den längeren Weg. Gleich hinter der Brücke geht rechts ein Weg ab, der
anfangs schlecht ausgeschildert ist. Der Weg führt von 500 m Höhe auf knapp
1.000 m Höhe steil bergan. Das Wetter war ganz gut und oben auf dem Pass schien
die Sonne. Die Strecke war einfach wunderschön und die Aussicht ebenso. Die 4
Kilometer mehr hatten sich echt gelohnt und ich war froh mitgegangen zu sein.
Jürgen
erzählte mir von seinem Leben, seinem Vater, mit dem er keine Beziehung mehr
hatte, und von seiner teilweise drogenbestimmten Jugend. Jetzt erst erfuhr ich
von ihm den wahren Grund seiner Reise. Hier sollte endgültig ein Schlussstrich
unter sein bisheriges Leben gezogen werden.
Mit Patricia
hatte er eine Freundin gefunden, die ihm neuen Halt gab und die für ihn da war.
Ich fand sowieso, dass die beiden sehr gut zusammenpassen, und gab ihm den Rat,
dieses Mädchen festzuhalten. Ich glaube, dass auch Jürgen sehr froh war, dass
ich mit ihm den Weg über den Pass gegangen war und er sich alles von der Seele
reden konnte.
auf der
Nebenroute „Camino duro“
Nach 13
Kilometer trafen wir dann Patricia in einer Bar in Trabadelo wieder, wo sie
bereits auf uns wartete. Ich legte jetzt erst einmal meine Frühstückspause ein.
Die beiden gingen bereits vor mir wieder weiter. Allein brach ich nach dem
Frühstück auf, um die nächsten acht bis zehn Kilometer in Angriff zu nehmen.
Gegen Mittag
machte ich dann eine kurze Rast in Vega de Valcarce und wer saß dort bereits in
dem Café? Jürgen und Patricia! Danach gingen wir zusammen weiter. Wir wollten
heute auf alle Fälle noch den Aufstieg bis nach O Cebreiro schaffen. Leider
wurde das Wetter schlechter und es begann wieder zu regnen.
Hohlweg
Richtung Trabadelo
Nach einem
kurzen Stopp in La Faba, auf 900 m Höhe, galt es jetzt noch weitere 500
Höhenmeter zu schaffen. O Cebreiro liegt auf fast 1.400 m Höhe.
Spassigerweise
wird der Pass von Pilgern auch „Oh Krepiero!“ genannt. Ganz unpassend fanden
wir dieses Wortspiel nicht.
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