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Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt

Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt

Titel: Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hohlbein
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Zeit die schneebedeckten Berge von León. Das war
ein tolles Panorama. Die gesamte heutige Strecke durch die hügelige Landschaft
„Maragatería“ war doch viel reizvoller als die letzten Tag durch die relativ
baumlose „Meseta“.
    Das Pilgermenü
fiel heute etwas dürftig aus. Die „Cowboy-Bar“ offenbarte sich am Ende als eine
mehr oder weniger gut dekorierte und mit einer Theke versehene Garage. Das
große Tor stand halb offen und es war kalt. Es gab zwar einen Kamin, indem auch
ein letztes Stückchen Holz noch glühte, jedoch durften wir kein Holz auflegen.
Als der Besitzer mal kurz hinaus ging habe die Situation gleich ausgenutzt, um doch
etwas Holz nachzulegen. Schließlich war uns allen kalt. Leider dauerte unser
Glück nicht allzu lange. Gleich nachdem der Chef wieder hereinkam und sah, dass
wir aufgelegt hatten, stürmte er auf den Kamin zu und zog das Holz wieder aus
der Glut. Einen bösen Blick und unverständliches Gebrammel erhielten wir gratis
dazu.
    Wir waren
gerade mal fünf Pilger in diesem kleinen Ort und hatten somit wahrscheinlich
die Einwohnerzahl an diesem Abend verdoppelt. Nach unserem schmalen Abendessen
nahmen wir noch eine Flasche Wein mit, um diese dann zusammen in der Herberge
zu trinken. Der Abend endete sehr früh und ich freute mich schon auf den
morgigen Tag.
    •

20. Tag: El Ganso –
Molinaseca
    (32
km)
    Um 7:00
standen wir alle auf. Da wir ja nur fünf Pilger waren, frühstückten wir
zusammen und ließen uns den ersten Kaffee des Tages schmecken. Als ich um 8:00
Uhr aufbrach und aus der Herberge trat, zeigte sich das Wetter von einer viel
besseren Seite als die letzten Tage. Es war windstill und auf die Berge von
León sah man schon die Sonne scheinen. Das wird ein schöner Tag, das wusste ich
irgendwie.
    Frohgelaunt
begann ich meinen 20. Tag auf dem Camino. Der Weg führte leicht ansteigend nach
Rabanal del Camino durch herrliche Landschaften und immer im Vordergrund die
schneebedeckten Berge von León. Unterwegs traf ich auch wieder meinen
Weggefährten Jonny mit seinem Fahrgestell, das er sich um den Bauch gebunden
hatte und so sein Gepäck hinter sich herzog. Jonny war ein recht lustiger Typ,
der ständig erzählte, obwohl ihn doch niemand verstand. Er sprach nur Spanisch
und ich verstand kaum ein Wort. Er zeigte mir Bilder von seiner Familie und
kleine Videos auf seinem Handy von seinen zwei Kindern. Wir kannten uns aus der
Herberge von der letzter Nacht.

    In Rabanal
angekommen, trank ich nur kurz einen Kaffee, um dann gleich weiter nach
Foncebadón zu gehen. Von dort schlängelte sich der Weg steil berauf und die
Hochebene der letzten Tage lag wie in einem Bilderbuch vor mir. Die Sicht war
so gut, dass man gar nicht ermessen konnte, wie weit der Blick zurückreichte.
An diesem Panorama konnte ich mich gar nicht sattsehen.
    Kurz vor 12:00
Uhr erreichte ich dann bei schönstem Wetter das „Cruz de Ferro“ auf 1.517 m
Höhe. Ein magischer Platz! Ein eisernes Kreuz auf einem 5 m hohen Eichenstamm
thronte über einem riesigen Steinhaufen. Nach uralter Tradition legt jeder
Pilger hier seinen, von zu Hause mitgebrachten, Stein nieder. Nun war auch mein
Moment gekommen. Der Stein, den ich seit drei Wochen bei mir trug, würde diesen
Steinhaufen jetzt erweitern. Natürlich war mein Stein ein ganz besonderer
Stein. Kurz vor meinem Aufbruch nach Saint-Jean-Pied-de-Port hatte ich zu Hause
eine „kleine“ Abschiedsfeier gegeben. Alle Freunde, Geschwister,
Schwiegereltern und Arbeitskollegen hatten ihre Namen auf diesen Stein
geschrieben und damit all ihre Sorgen auf den Stein gebannt. Genau diesen Stein
legte ich heute punkt 12:00 Uhr an diesem Ort ab und somit symbolisch alle
Sorgen und Probleme. Etwas belustigt dachte ich so bei mir:
    „Ob man daheim
jetzt etwas merkt?“
    Ich verweilte
noch einige Zeit am Kreuz und ließ den Moment wirken. Als ich danach meinen Weg
wieder aufnahm, spürte ich eine innere Zufriedenheit. Ich hatte das Gefühl,
dass mir das Laufen und auch mein Rucksack viel leichter vorkamen.
    Nach kurzem
Bergab ging es dann noch mal auf 1.500 m hinauf. Von dort hatte man schon Sicht
auf Ponferrada im Tal. Eine traumhafte Kulisse bot sich von meinem Standpunkt
aus. Ponferrada lag vor mir wie eine Perle im Ozean. Eingerahmt von den Bergen
lag es still im Tal und warte auf mich.
    Hier begann
jetzt der Abstieg, welcher teilweise sehr steil und steinig war. Das ging
ziemlich in die Beine und ließ mich nur langsam voran kommen.
    Im nächsten
Ort, namens Al

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