Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt
eingestellt. Zum Glück war es aber in dem Restaurant beim Abendessen
schön warm. Hier traf ich Marco wieder. Er erzählte mir, ein Spanier habe seine
Kamera mitgenommen und behauptet, es sei seine. Das hatte ich bisher noch nicht
erlebt, dass Sachen gestohlen oder abhanden gekommen waren. Marco tat mir
richtig leid. Um 21:00 Uhr ging ich ins Bett. Noch ca. 50 Kilometer bis
Santiago!
•
26. Tag: Melide –
Pedrouzo
(32,8 km)
Obwohl ich
nicht lange geschlafen hatte, ging ich um 8:00 Uhr erst los. Die ersten sechs
Kilometer waren schnell abgelaufen. Auf einer Anhöhe sah ich plötzlich Jürgen
und Patricia vor mir. Mit den beiden hatte ich jetzt nicht gerechnet. Um so
mehr freuten wir uns über unser Wiedersehen. So setzten wir den Weg gemeinsam
fort.
Kurze Zeit
später deutete mir mein knurrender Magen an, dass es Zeit für ein gutes
Frühstück sei. Die beiden hatten bisher auch noch keine Frühstückspause
eingelegt, also war die Bar am Ortseingang von Castañeda wie für uns
geschaffen.
Eukalytuswälder
in Galizien
Als wir die
Bar verließen, dauerte es nicht mehr lange und es begann wieder zu regnen. Das
sollte auch die nächste Zeit so bleiben. Wie so oft, war ich wieder einmal
triefend nass. Irgendwie hielt mein Regencape gar nichts mehr ab. Der Regen
wurde gleich an die darunterliegende Kleidung abgegeben. Dieses Regenponcho
würde auf alle Fälle Kap Finisterre nicht überleben. Wenn ich am Kap Finisterre
Pilgerkleidung verbrennen sollte, so würde es dieses Cape sein.
Nach gut 20
Kilometern hielten wir noch mal zum Essen an. Nach unserer Pause hörte auch der
Regen auf und meine Hose trocknete schnell wieder. Bei erneutem Regen kamen wir
um 18:00 in der Herberge in Pedrouzo an. Die Herberge war sehr schön und nach
dem Duschen machte ich gleich große Wäsche. Da es auch einen Trockner gab, war
danach alles schön trocken und warm.
Im
Aufenthaltsraum der Herberge traf ich ein Pilgergruppe aus Tschechien, die
heute mit dem Bus angereist war. Gleich boten Sie mir einen Kaffee an und ich
setzte mich zu ihnen. Sie waren schon seit längerem unterwegs und wollten
morgen nach Santiago zur Pilgermesse wandern. Selbst einen eigenen Pfarrer
hatten sie dabei. Während ihres Aufenthaltes in Paris wurde eigens für diese
Gruppe eine Messe in der „Notre Dame“ abgehalten. Sie besuchten auf ihrem Trip
durch Europa viele Pilgerstätten und morgen war Santiago dran. František konnte
ganz gut Deutsch sprechen und zu guter Letzt sangen alle für mich. Ich war sehr
gerührt.
Beim
gemeinsamen Abendessen mit Patricia und Jürgen sprachen wir über den morgigen
Tag. Wie würde es sein, wenn wir morgen an unserem großen Ziel ankommen? Schon
tagsüber hatten wir unseren Gedanken freien Lauf gelassen. Morgen liegen 800
Kilometer hinter mir. Was für eine Strecke!
Wie wird es
sein, wie wird die Zeit danach? Für Jürgen und Patricia endet morgen der
Jakobsweg. Sie hatten sich kurzfristig entschieden, noch für ein paar Tage nach
Barcelona zu fliegen. Das Wetter hier reichte ihnen mittlerweile und sie
wollten die letzten paar Tage in Spanien in der Sonne verbringen.
Ich werde
meinen Weg noch bis ans Kap Finisterre fortsetzen, aber mein großes Ziel habe
ich morgen erreicht. Ich konnte es irgendwie noch gar nicht so richtig fassen.
So langsam machte sich auch Stolz auf das Erreichte in mir breit. Ich hatte es
geschafft! Ganz allein war ich meinen Camino gelaufen und war doch nicht
allein. Trotz des vielen Regens, der kalten Witterung, des ständigen starken
Gegenwindes hatte ich es geschafft und die Freude darüber ließ mich all die
Widrigkeiten vergessen. Morgen würde ich sehr früh aufbrechen, um spätestens um
11:00 Uhr an der Kathedrale in Santiago zu sein.
•
27. Tag: Pedrouzo –
Santiago de Compostela
(21,2
km)
Dass die Nacht
sehr unruhig verlief, lag an einem Mitpilger, der wieder einmal sehr „laut”
schlief. Um 6:40 Uhr brachen Jürgen, Patricia und ich auf. Kurz zuvor hatte der
Regen aufgehört und ich konnte ohne Regencape starten. Wir begannen unsere
letzten Kilometer bis Santiago recht zügig. Nach acht Kilometern hielten wir
nur ganz kurz für ein kleines Frühstück in San Paio an und schon ging es
weiter. Nach zehn Kilometern trennte ich mich von den beiden. Die letzten
Kilometer wollte ich ganz für mich alleine gehen.
Pilgerstrom
vor Santiago de Compostela
Der
Pilgerstrom wurde immer dichter. Kurz vor Santiago spürte ich mehr und mehr
meine innere Unruhe. Nur noch ein kurzes Stück und
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