Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt
in meine Handy geschrieben, doch
irgendwas ging schief und sie war nicht mehr da. Ich war sehr traurig darüber,
würde ich ihm doch nun nichtmal schreiben können Später, als ich wieder zu
Hause angekommen war, fand ich ihn aber glücklicherweise bei Facebook wieder
und konnte so wieder Kontakt mit ihm aufnehmen.
Morgen sollte
es wieder nach Hause gehen. Darauf freute ich mich mehr und mehr. Mir ging es
wie am ersten Tag in Saint-Jean-Pied-de-Port, ich schlief bestimmt mit einem
Lächeln ein. Ein großes Abenteuer geht morgen zu Ende und morgen erwarten mich
meine Frau, meine Kinder und meine lieben Freunde zu Hause wieder. Kann es
etwas Schöneres geben? Nein!
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37. Tag: Santiago –
Heyerode
Heute war der
Tag meiner Heimreise. Nach fast 1.000 Kilometern Fußmarsch ging es heute wieder
zurück in die Heimat. Ich konnte es kaum erwarten. Die Zeit hier war nun doch
so schnell vergangen. Ich hatte auf meinem Weg viel erlebt, gute Freunde
kennengelernt, körperliche Grenzen ausgelotet, war mit wenig ausgekommen, hatte
Tiefs überwunden und Hochs erleben dürfen. Mein Weg war sehr facettenreich,
aufregend, deprimierend, anstrengend und auch leicht, oft allein, aber doch nie
alleine. Ich glaube, es gibt nicht genug Adjektive, um diesen Weg, meine
Erlebnisse und Empfindungen zu beschreiben.
Nach dem
Frühstück im „Seminario“ bummelte ich ein letztes Mal über den Platz vor der
Kathedrale. Etwas wehmütig war mir schon zumute, aber es überwog die Freude auf
die bevorstehende Heimkehr.
Mit dem Bus
fuhr ich zum Flughafen. Mein Flug hatte leider Verspätung. Ich wollte in
Frankfurt den Zug um 18:11 Uhr erreichen. Dafür hatte ich aber nur ca. 45
Minuten Zeit ab meiner Landung. Ich musste ja auch noch ans Gepäckband und
meinen Rucksack holen. Die Hoffnung schwand, den Zug würde ich nicht schaffen.
Der nächste Zug fuhr eine Stunde später. Leider konnte ich nichts daran ändern,
also musste ich mich bereits im Vorfeld damit abfinden.
Der Flug
verlief ohne Probleme. Ich dachte schon daran, wie es sein wird, wenn ich
wieder in Eisenach am Bahnhof stehe und Ulrike wiedersehen werde. Kurz vor
Frankfurt teilte uns der Flugkapitän mit, dass er aufgrund erhöhten
Verkehrsaufkommens erst 15 Minuten später landen könne. „Was soll‘s, meinen Zug
kriege ich eh nicht mehr“ dachte ich. Nach der Landung ging ich gleich zum
Gepäckband. Mein Rucksack ließ auch nicht lange auf sich warten. Ein letztes
Mal schnallte ich ihn auf den Rücken und begab mich zum Ausgang. Dort standen
viele Leute und warteten auf ihre Angehörigen oder Freunde. Ich wünschte mir in
diesem Moment, dass dort auch meine Frau und unsere Freunde warten würden, aber
das war ja nicht geplant, ich würde ja in Eisenach abgeholt werden.
Ich
verabschiedete mich noch von zwei Pilgerinnen, die auch mit im selben Flugzeug
waren, und ging dann langsam Richtung Fernbahnhof.
Plötzlich
hörte ich hinter mir eine Stimme:
„Sie können
langsam gehen, Ihr Zug ist schon weg.“
Als ich mich
umdrehte, glaubte ich zu träumen. Da standen meine Frau und unsere Freunde
Andreas und Karina. Die drei hatten schon lange heimlich geplant, mich in
Frankfurt abzuholen. Es sollte für mich eine Überraschung werden und die war
ihnen bestens gelungen. Nacheinander fiel ich allen um den Hals. Da standen sie
alle drei und freuten sich wie ein paar kleine Kinder über ihren tollen Plan,
mich zu überraschen und ich stand da und mir liefen die Tränen nunmehr zum
vierten Mal übers Gesicht. Ich war einfach nur glücklich. Die Überraschung war
ihnen wirklich gelungen. In diesem Moment wusste ich genau, ich war wieder zu
Hause.
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Meine Erfahrung
Der Jakobsweg
war für mich etwas ganz Besonderes. Viel hatte ich vorher gelesen und gehört.
Vieles von dem habe ich ebenfalls erlebt, aber meine Erfahrungen habe ich für
mich selbst gemacht. Der Weg hat mir Kraft gegeben, Kraft, mich selbst besser
einschätzen zu können.
Die Erlebnisse
unterwegs waren durchweg positiv. Körperliche Tiefs habe ich schnell
überwunden. Die Freude am Laufen ist mir nie abhanden gekommen. Jeder Tag hielt
neue Abenteuer für mich bereit. Ich hätte niemals geglaubt, dass man es
schafft, an „Nichts“ zu denken. Es geht wirklich. Der Kopf war frei von allem.
Alles andere ist in den Hintergrund gerückt.
Gezählt hat
nur der Weg. Jeden Tag läuft man diesen gelben Pfeilen hinterher und freut sich
am Abend, wieder eine Etappe geschafft zu haben. Man hat das große Ziel vor
Augen und denkt
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