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Mein Weg zum Herzkind

Mein Weg zum Herzkind

Titel: Mein Weg zum Herzkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Jolig
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Bindungsunfähigkeit)
Lernbehindertes Kind (Schul- und Lernschwierigkeiten)
Geistig behindertes Kind
    Tauschen Sie sich mit den Sozialarbeitern darüber aus! Was können Sie sich als Eltern vorstellen? Wie genau definieren die Sozialarbeiter die unterschiedlichen Formen der Behinderung? Ein körperlich behindertes Kind kann ein Kind mit einem fehlenden Fingerglied sein. Es kann sich aber auch um ein körperlich schwer eingeschränktes Kind handeln. Schwerhörigkeit können Sie wieder unterteilen. Braucht das Kind ein Hörgerät? Sind beide Ohren betroffen? Wie zeigt sich das Krankheitsbild tatsächlich? Sehbehindert – geht es hier um leichtes Schielen oder um schleichende Erblindung? Genauso ist es mit der geistigen Gesundheit zu sehen. Wo geht es um mangelnde Aufmerksamkeit, wo braucht das Kind Unterstützung und fachliche Hilfe? Wo übersteigt das Bedürfnis des Kindes Ihre Fähigkeiten? Fragen Sie nach! Sprechen Sie mit den Sozialarbeitern. Oder formulieren Sie ganz genau, was im Bereich Ihrer Möglichkeiten liegt. Aus meiner Sicht ist die Frage nach der Aufnahme eines behinderten Kindes keine Frage, die nur mit einem schlichten »Ja« oder »Nein« zu beantworten ist.
    »Welche Auffälligkeiten in der Familie des Kindes würden Sie beunruhigen? Warum?«
    Hier geht es um Sucht, Prostitution, Straffälligkeit, Geisteskrankheit oder schwere körperliche Krankheit. Nachdem Sie wahrscheinlich schon vielfach zu hören bekommen haben, dass Adoptivkinder alle schwierig sind und nur Probleme machen, wird Sie diese Frage nicht gerade beruhigen. Die alten Weisheiten von Außenstehenden, Bekannten und Freunden – Adoptivkinder sind meistens Schwerverbrecher – wird mit dieser Frage nicht unbedingt revidiert. Es muss Ihnen aber klar sein, dass Kinder, die zur Adoption freigegeben werden, meistens keine Kinder der Liebe sind, die von einem Professor und einer gutaussehenden Sekretärin aus »privaten Gründen« zur Adoption freigegeben werden. Wenn ein Kind von seiner Herkunftsfamilie freigegeben wird, stehen immer Schicksale dahinter. Probleme, die für die abgebende Seite nicht mehr zu bewältigen waren. Probleme, unter denen das Kind zu leiden hätte. Ich habe größten Respekt vor der Entscheidung sein Kind freizugeben. Ich finde es auch sehr wichtig, nicht abwertend über eine abgebende Mutter zu sprechen. Was auch immer dahinter steht – das Kind hat mit der Freigabe zur Adoption die Chance auf eine verbesserte Lebenssituation bekommen. Schließlich gibt es so viele Tragödien von getöteten Kindern, dass jede Mutter, die sich aus der Not für eine Adoptionsfreigabe – für das Leben des Kindes – entscheidet, eine gute Mutter ist.
    Machen Sie sich bewusst, aus welchen Gründen Kinder zur Adoption freigegeben werden. Mit welchen Gründen könnten Sie persönlich umgehen. Vergessen Sie auch nicht, dass Ihr Kind einmal danach fragen wird. Ihr Kind wird wissen wollen, warum es zur Adoption freigegeben wurde. Es wird vielleicht
Kontakt zur abgebenden Seite aufnehmen wollen. Es wird seine Geschichte hören wollen. Da sind wieder Sie gefragt. Können Sie sich vorstellen, Ihr Kind sensibel genug und altersgerecht an die Wahrheit heranzuführen? Oder auch zu entscheiden, Ihrem Kind gewisse Themen nicht zuzumuten?
    Die Gründe der Abgabe, die in der oben genannten Frage formuliert sind, sind natürlich schwerwiegend. Es gibt aber auch andere Gründe: Freigaben von Säuglingen sehr junger Frauen, die sich ein Leben als Mutter noch nicht vorstellen können. Es gibt Freigaben aus finanziellen Gründen, von Menschen, die nicht genug zum Essen und Anziehen haben, die an der Armutsgrenze leben und ihrem Kind diesen Mangel ersparen möchten. Es gibt Freigaben, weil eine Frau außerehelich schwanger geworden ist und sie mit dem Kind die bestehende Ehe nicht belasten möchte. Es gibt auch Freigaben durch den Tod der Herkunftsfamilie. Und es gibt natürlich viele, viele Schicksale mehr, die zur Adoption führen können.
    »Wie stehen Sie zu der Aufnahme eines Kindes, dessen Herkunft ungeklärt ist?«
    Hier geht es um unbekannte oder ungeklärte Vaterschaft, Kinder mit unklarem Migrationshintergrund, Findelkinder. Es ist nicht nur wichtig zu wissen, dass Ihnen vielleicht elementare Informationen zu Ihrem Kind fehlen – über Krankheiten in der Familie, Charaktereigenschaften, Aussehen und Veranlagungen jeglicher Art –, sondern auch Ihr Kind später Teile seiner Identität nicht in Erfahrung bringen kann. Es wird bei einem

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