Mein Weg zum Herzkind
Findelkind zum Beispiel keine Herkunftsgeschichte geben, keine Mutter, keinen Vater, keine weiteren Angehörigen. Es wird nie ein Kennenlernen geben können. Kein Foto – einfach nichts. Können Sie sich vorstellen,
Ihr Kind dann in einer Identitätskrise zu begleiten? Ihm Kraft zu geben und die Leere zu füllen, damit es trotz des nicht aufzulösenden Verlustes ein glücklicher Mensch werden kann?
»Wie und wann werden Sie dem Kind vermitteln, dass es leibliche Eltern hat?«
Eine sehr wichtige Frage. Dass Sie Ihrem Kind seine Herkunftsgeschichte nicht verheimlichen dürfen, müssten Sie aus den vorherigen Kapiteln schon entnommen haben. Viele Adoptiveltern fragen sich allerdings nach dem richtigen Zeitpunkt. Den richtigen Zeitpunkt gibt es allerdings nie. Ich empfehle eine spielerische, altersgerechte Aufklärung. Meistens bekommen Sie die Vorlage für eine Aufklärung von Ihrem Kind selbst geliefert. Im Kleinkindalter ergeben sich die ersten Fragen wie zum Beispiel: »Mama war ich auch in deinem Bauch?« Ein Klassiker, auf den Sie ehrlich eingehen können. Mit einer Antwort wie: »Nein, mein Schatz – du bist in meinem Herzen gewachsen und bei einer anderen Mama im Bauch. Deiner leiblichen Mutter.« Sie können dann je nach Alter des Kindes und Ihrem Gespür für Ihr Kind erklären, wie es ist. Sie können Bauch- und Herzmama als Hilfsworte nutzen. Malen Sie Ihrem Kind eine Bildergeschichte, die es begreifen kann. Und seien Sie sich im Klaren, dass dann bald die »Warum-Fragen« kommen werden. Halten Sie sich an eine Geschichte, die Sie wiederholen können und bleiben Sie möglichst dicht an der Wahrheit. Mal ein verschönerndes Wort schadet dabei sicher nicht. Vermitteln Sie auch traurige Geschichten möglichst positiv. Alleine das Kind wissen zu lassen, dass seine leibliche Mutter Sie vielleicht als Herzmama/Herzpapa ausgesucht hat, verleiht der Geschichte schon eine bessere
Note. Auch für die abgebende Seite. Werten Sie die Herkunftsfamilie nicht ab. Schließlich findet Ihr Kind dort seine Wurzeln. Sie verletzen es damit früher oder später nur.
Meine Tochter (sechs Jahre) möchte immer die Geschichte hören, wie ich sie bekommen habe und wie ich ihre leibliche Mutter kennengelernt habe. Und sie freut sich jedes Mal, wenn die Mutter meines Sohnes zu Besuch kommt. Mein Sohn selbst ist noch zu klein, um die Zusammenhänge zu verstehen, und es interessiert ihn auch noch nicht. Er ist begeistert, wenn Marianne, seine leibliche Mutter, zu Besuch kommt, weil sie uns eine Freundin ist. Er muss noch nicht verstehen, um was es dabei geht. Aber die Selbstverständlichkeit, mit der wir das Thema Adoption leben, macht es hoffentlich »normaler«.
Am Ende entscheiden Sie selbst, wann Ihr Kind von seinen leiblichen Eltern erfahren soll, aber ich rate Ihnen, damit nicht zu warten, bis Ihr Kind volljährig wird. Sie wollen doch nicht, dass Ihr Kind das Gefühl hat, mit einer Lüge aufgewachsen zu sein.
»Können Sie sich vorstellen, die leiblichen Eltern Ihres Adoptivkindes kennenzulernen?«
Hier geht es um die Form der Adoption: inkognito, halboffene Adoption und offene Adoption (siehe »Die drei Formen der Adoption«). An dieser Stelle sei Ihnen noch einmal ans Herz gelegt, wie wichtig die Herkunftsgeschichte und -familie für Ihr Kind sein wird. Sie als Eltern sollten möglichst viel Toleranz und Vertrauen mitbringen. Niemand kann Sie dazu zwingen, Kontakt zur abgebenden Seite zu pflegen, aber versuchen Sie, Angst, Eifersucht und Egoismus beiseitezuschieben, um zum Wohle des Kindes zu entscheiden.
Ein Musterfragebogen
Hier habe ich Ihnen einen Fragebogen, wie er üblicherweise bei Jugendämtern gereicht wird, beigefügt. Der Fragebogen kann von Amt zu Amt variieren, wobei die Essenz meistens die gleiche ist. Manche Jugendämter arbeiten mit ausführlicheren Fragestellungen, andere kürzer und knapper. Ich denke, es wird Ihnen helfen sich in aller Ausführlichkeit mit Ihrem Thema und den aufkommenden Fragen zu beschäftigen. Zudem dienen die Fragen als Gesprächsgrundlage, für die Gespräche mit Ihrem Partner und den Sozialarbeitern. Bei der Beantwortung der Fragen gibt es kein »richtig« oder »falsch«, sondern es geht darum Ihre persönliche Sichtweise kennenzulernen.
Die folgenden Fragen beziehen sich auf die Entstehung Ihres Adoptionswunsches.
1. Seit wann interessieren Sie sich für Adoption eines Kindes?
2. Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen, ein Kind zu adoptieren?
3. Welche Erfahrungen haben Sie
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