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Mein Weg zum Herzkind

Mein Weg zum Herzkind

Titel: Mein Weg zum Herzkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Jolig
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eine Realschule zu besuchen – überdenken Sie Ihren Adoptionswunsch sofort. Bei »Wünsch dir was« sind Sie hier nicht gelandet! Und das dürfen Sie auch nie vergessen! Selbst bei einer eigenen Schwangerschaft könnten Sie vorher keine Bestellung aufgeben. Weder Augen- noch Haarfarbe, Geschlecht oder Bildungsgrad können Sie festlegen, um Ihr »Traumkind« zu gebären. Und auch bei den »allerbesten Voraussetzungen« (genetisch) sind Sie vor Überraschungen nicht geschützt.
    Beim Heranwachsen, in der Prägephase, ist dann Ihr Zutun gefragt. Und das ist eben auch ein wichtiger Bestandteil für das Leben mit einem Adoptivkind: Wie würden Sie Ihr Kind fördern
wollen und können? Wenn es um die Frage nach der Herkunftsfamilie beziehungsweise nach der Staatsangehörigkeit geht, ist damit auch die Frage nach dem Kulturkreis und der Hautfarbe gestellt. Ein Kind aus einem völlig fremden Kulturkreis fordert von Ihnen eine große Bereitschaft, mit dieser Kultur umzugehen, sich damit auseinanderzusetzen. Auf der Suche nach seiner Identität wird es Ihr Kind sicher auch dort hinziehen. Damit ist nicht das einmalige Bereisen eines fremden Landes gemeint. Es wird vielleicht schauen wollen, wie gewisse Rituale bei seiner Herkunftsfamilie aussehen, möglicherweise Dinge ausprobieren wollen. Es wird vielleicht rein optisch schon hervorstechen, wenn Sie als Deutsche ein südländisches oder farbiges Kind aufnehmen. Sie müssen keine Angst haben, dass Ihr Kind Ihnen irgendwann in eine Ihnen unbekannte Welt vollkommen entflieht. Die Frage ist nur, wie tolerant und offen wären Sie. Wie gut könnten Sie Ihr Kind unterstützen? Vielleicht wird Ihr Kind auch nie das Bedürfnis haben sich zu orientieren, aber die Option dafür sollten Sie immer im Hinterkopf behalten. Schauen Sie sich verschiedene Kulturkreise an. Welche kämen für Sie in Frage, welche schließen Sie ehrlicherweise aus? Und denken Sie dabei auch an Ihr Kind. Kann es sich bei Ihnen wohlfühlen? Wird es auch im Kindergarten oder in der Schule seinen Platz finden können?
    In seltenen Fällen kommt es zur Freigabe von Zwillingen oder Geschwisterkindern. Hätten Sie die Kapazitäten und Freude daran, zwei Kinder bei sich aufzunehmen? Könnten Sie sich vorstellen, Zwillinge als Säuglinge aufzunehmen? Hätten Sie eventuell Hilfe an Ihrer Seite? Oma, Opa, Tante?
    »Welche Wünsche und Vorstellungen haben Sie zu einem Kind?«

    Sie sehen, eigentlich eine kleine Frage aus Ihrem Fragebogen, doch von großer Bedeutung für Ihr gemeinsames Leben. Ich möchte hier einfach Ihre Sinne schärfen, dass Sie sich tief einlassen auf das Thema Adoption und nicht nur um des Komplettierens Ihres Familienbildes willen eine Adoption anstreben. Wenn Sie verstanden haben, die Fragen ihres Jugendamtes richtig zu lesen und zu verstehen, worum es dabei geht, werden Sie auch in der Arbeit mit den Sozialarbeitern einen interessanten Austausch erleben.
    »Können Sie sich vorstellen, ein behindertes Kind bei sich aufzunehmen?«
    Lassen Sie die Frage kurz wirken. Wie würden Sie antworten? Leider ist es tatsächlich so, dass die meisten Jugendämter in ihrem Bogen keine Erklärung zu dieser Frage abdrucken. Ich habe im Zuge meiner Recherche zu diesem Buch mir einen Querschnitt diverser Fragebögen aus ganz Deutschland angesehen. Bei einigen wenigen habe ich eine Unterteilung der Frage gefunden, sodass Sie als angehende Eltern ein Verständnis für den Sinn bekommen können. Ohne dieses Verständnis würde die Antwort wahrscheinlich lauten: »Nein. Kein behindertes Kind.« Natürlich gibt es auch immer wieder Menschen, die sich berufen fühlen und sich sehr gut vorstellen können ein behindertes Kind zu betreuen. Aber nach meinem Wissensstand sind das die wenigsten. Denn woran denken Sie bei Behinderung? An ein Kind im Rollstuhl? An ein Kind mit Downsyndrom?
    Schließen Sie aber Behinderung für sich komplett aus, hieße das, alle Kinder, auch die mit einer leichten Behinderung, möchten Sie nicht aufnehmen. Und da, bin ich mir sicher, gäbe es Behinderungsgrade, mit denen fast jeder Mensch umgehen kann.
Das Jugendamt teilt nämlich die Behinderung in Grade ein. Aus dem Fragebogen eines Jugendamtes mit Unterteilung zitiere ich:
Nicht ganz gesunde Kinder (zum Beispiel Allergien, Funktionsstörungen)
Sinnesgeschädigte Kinder (zum Beispiel sehbehindert, schwerhörig)
Körperlich behinderte Kinder
Verhaltensauffällige Kinder (zum Beispiel Kontaktprobleme, aggressives Verhalten, Distanzlosigkeit,

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