Mein Weg zum Herzkind
vor allem aber die Wünsche des Einzelnen zu definieren und zu schauen, ob überhaupt beide das Gleiche wollen. Steuert man gemeinsam auf ein Ziel zu oder fügt sich der eine dem anderen? Wie gut ist die eigene Unfruchtbarkeit verarbeitet? Wie gut kommt man mit der Kinderlosigkeit zurecht? Wie sicher ist der Wunsch, ein Kind fremder Eltern anzunehmen, tatsächlich? Wie gut funktioniert unsere Partnerschaft? Das sind die ersten Fragen, mit denen Sie sich auseinandersetzen sollten, und dabei sollten Sie ehrlich mit sich und Ihrem Partner umgehen.
In den nächsten Schritten werden grundlegende Fragen zum Thema Adoption eine Rolle spielen. Was wissen Sie bereits über Adoptionen? Was hat Sie dazu bewegt, sich für das Thema zu interessieren? Und wie stellen Sie sich das für sich vor? Der Kurs wird Ihnen eine Menge Wissen über die Formalitäten ihres Adoptionsweges vermitteln, aber auch zeigen, wie groß die Bedeutung der emotionalen Ebene ist. Dabei kommt es immer wieder zum Austausch in der Gruppe, sodass Sie die Chance haben, nicht nur mit Ihrem Partner zu reflektieren, sondern sich im Kreise Gleichgesinnter zu prüfen und zu schauen, wo Sie überhaupt stehen. Was macht
der Prozess, der damit in Gang gesetzt wurde, mit Ihnen? Geht es Ihnen gut dabei? Ist es das, was Sie wirklich wollen? Der Kurs wird Sie auch mal an Ihre Schmerzgrenze bringen. Sicher ist diese Grenze von Teilnehmer zu Teilnehmer verschieden, aber das Facettenreichtum der Thematik hält für jeden etwas bereit.
Sie werden sensibel gemacht für die Fragen der Sozialarbeiter des Jugendamtes, lernen den Fragebogen richtig zu lesen und erfahren einiges über die Vorgehensweise des Amtes. Sie werden sich intensiv mit der Vorstellung zu Ihrem Kind und der Frage, welche Form der Adoption Sie einmal wählen wollen, beschäftigen können. Sie erfahren aber auch sehr wichtige Tipps und Kniffe zum besseren Vorankommen in Ihrem Verfahren.
Sie werden sich mit dem Thema der Adoptionspflegezeit beschäftigen und mit dem, was danach kommt. Denn das Thema Adoption hört nicht auf mit dem Tag der richterlichen Zustimmung und der Namensänderung Ihres Kindes. Die Erziehung eines Adoptivkindes benötigt Ihr besonderes Verständnis für die Thematik und die Sorgen, die dadurch auf Sie als Familie zukommen.
Ich sage gerne, der Kurs ist mit einer Art Langzeitwirkung versehen. Manche Komponenten werden Sie vielleicht erst Jahre später tatsächlich verstehen. Das Wichtigste aber: Sie werden nicht darum herumkommen, sich mit aller Intensität sich selbst, Ihrem Partner und dem Thema zu stellen. Und das für circa 25 Euro Kursgebühr pro Person. Für Ihre Entwicklung ist der Kurs einfach ein Geschenk.
Der Fragebogen
Nicht alles ist, wie es scheint
Der legendäre Bewerbungsbogen des Jugendamtes, der bundesweit in den verschiedensten Ausführungen zu finden ist, gehört zu den wichtigsten Unterlagen auf dem Weg zum Kind. Hier geht es nicht nur um die Angaben zu Ihnen als Eltern. Viele Fragen zum Kind, zur Herkunftsfamilie und zum allgemeinen Umgang mit dem Thema Adoption spielen eine wichtige Rolle.
Ich rate Ihnen, sich Zeit für Ihre Antworten zu nehmen. Versuchen Sie nicht, voreilig die Papiere auszufüllen und abzugeben. Ihr Verfahren wird sowieso ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Nutzen Sie diese Zeit auch für sich. Kopieren Sie sich Ihren Fragebogen mehrfach und starten Sie, wenn Sie Ihre Finger gar nicht ruhig halten können, mit einem ersten Versuch. Aber bitte geben Sie diese Zettel noch nicht ab. Heften Sie sich Ihre ersten Antworten in einer Arbeitsmappe ab. Im Zuge Ihres Adoptionsprozesses werden sich Ihre Gedanken und Meinungen sicher noch verändern. Schränken Sie sich selbst mit einer Abgabe nicht vorschnell ein. Die weiteren Unterlagen, die für Ihre Prüfung wichtig sind, können Sie selbstverständlich schon parallel besorgen. Auch hier gibt es kleine Abweichungen von Jugendamt zu Jugendamt.
Welche Unterlagen sind einzureichen?
Einen ausführlichen Lebensbericht mit Foto. Lebensbericht bedeutet in diesem Fall kein Lebenslauf, wie Sie es aus Bewerbungen für Stellenangebote gewohnt sind. Es geht um Fragen wie: Wie haben Sie Ihre Kindheit erlebt? Welche Art der Erziehung haben Sie genossen? Wie war Ihr Verhältnis zu Ihren Eltern und Geschwistern? Was haben Sie für einen Bildungsgrad? Welche Berufsausbildung haben Sie gemacht, und wie steht es um Ihre Berufstätigkeit? Wie sieht Ihre Freizeitgestaltung aus? Wie würden Sie Ihre Beziehung definieren?
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