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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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ihn in etwa so erreichbar machte wie einen Supermarkt auf der anderen Seite des Mondes.
    Als sie aufblickte, bemerkte sie, dass er etwa anderthalb Meter vor ihr stand und sie mit einem ernsten Lächeln um die Winkel seines wunderschönen Mundes beobachtete.
    »Was ist?«, fragte sie abwehrend.
    »Ihr habt gerade ein recht finsteres Gesicht gemacht.«
    »Ich hatte Divagedanken.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Eine Diva ist so etwas wie eine Königin. Sie ist die Hauptdarstellerin ihres eigenen Stücks, und alle müssen sich ihren Wünschen beugen.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Ihr?«
    »Traut Ihr mir das nicht zu?«, entgegnete sie spitz.
    Er überlegte eine Weile. »Ich glaube, Ihr wärt eine gütige Diva«, wandte er ein. »Vielleicht.«
    »Und Eure Verlobte?«, gab sie zurück.
    Er wirkte ein wenig verdattert. »Gütiger Himmel, nein. Sie ist, äh, ziemlich unterwürfig. Ohne Fehl und Tadel. Sie gibt nie Widerworte. Die vollkommene Ehefrau, da bin ich sicher.«
    »Ich würde Euch jemanden mit mehr Temperament wünschen«, stichelte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich mag stille Frauen, die keine eigene Meinung haben. Schlicht, unscheinbar und still.«
    »Jetzt habt ihr zweimal still gesagt.«
    »Vermutlich ein Zeichen dafür, wie sehr ich die Stille zu schätzen weiß.«
    Sie glaubte nicht, dass ihm Stille sehr gut bekommen würde, aber vielleicht irrte sie sich ja. Als er ihr die Hand hinhielt, ließ sie sich aufhelfen, erhob jedoch keinen Einspruch, als er die
    Hände danach hinter dem Rücken verschränkte. Schließlich war er ja verlobt.
    »Mein Bruder hat für heute Abend Musik bestellt«, meinte er zögernd. »Möchtet Ihr tanzen?«
    »Mit Euch?«, fragte sie erstaunt.
    Er warf ihr einen Blick zu, der offenbar seine beste Diva-Imitation darstellte. »Haltet Ihr mich etwa für einen schlechten Tänzer?«
    Sie lachte auf, hielt sich dann aber zurück. »Ich war nicht in Sorge um Euch, mein Freund - ich meine, Mylord, sondern um mich.«
    »Ich bringe Euch die Schritte bei.«
    Und genau das hatte sie befürchtet. Er würde den ganzen Abend damit verbringen, nett zu ihr zu sein, vermutlich auch ihre Hand berühren und sie mit diesen wundervollen grauen Augen ansehen. Und dann war die Katastrophe komplett.
    Aber wie konnte sie ablehnen, wenn er mit ihr tanzen wollte? Es war doch kein Problem, mit ihm zu tanzen und noch ein paar Tage hier mit ihm auszuharren, bis sie in seine Burg und dann in den Feenkreis zurückkehrten, damit sie wieder nach Hause konnte, um ihn zu vergessen.
    Vielleicht würde sie einfach ein Weilchen in Tess’ Vorgarten zelten. Dank ihrer blühenden Fantasie konnte sie sich das Klirren von Schwertern, das Gackern von Hühnern oder das Gebrüll von Francois ja vorstellen, der Ruhe für die Vollendung seiner Meisterwerke forderte. Allein diese Erinnerungen würden sie zu einer völlig neuen Kollektion inspirieren. Manhattan würde vor Ehrfurcht erstarren.
    Als Montgomery ihr den Arm bot, nahm sie an, als sei er ihr großer Bruder. Ja, genau. Ein großer, kräftiger Footballspieler und Hockeyfan, ein Bruder, der sich nicht scheute, für sie die Fäuste zu schwingen und seinen Mitmenschen sicher weniger durchgehen ließ, als ihr Vater das getan hatte.
    Und das war eine ganze Menge,gewesen.
    Pippa rieb sich die Augen. Sie brauchte Schlaf, Schokolade und eine Jeans. Allmählich wurde sie wirklich wirr im Kopf. Also zermarterte sie sich das Hirn nach einem passenden Gesprächsthema.
    »Hätte Eure Verlobte nichts dagegen, wenn wir zusammen
    tanzen?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. »Sie ist ein nettes Mädchen.«
    Pippa hielt seine Verlobte nicht für ein nettes Mädchen, sondern für den größten weiblichen Glückspilz des 13. Jahrhunderts. Nun brauchte sie sich diese Frau nur noch als abstoßende Hexe mit Warzen oder als Inbegriff einer jähzornigen, widerspenstigen Person vorzustellen, um den Rest ihres Lebens als Diva heil zu überstehen.
    Vermutlich.
    Plötzlich legte ihr Montgomery den Arm um die Schultern. »Ich glaube, Ihr habt heute zu lange im Schatten gesessen. Ihr seid ja völlig durchgefroren.«
    Das stimmte zwar nicht, doch das würde sie ihm nicht verraten. Also gönnte sie sich noch einen aus ihrer endlosen Serie tiefer Atemzüge und beschloss, es wenigstens auszunützen, wenn ihr schon das Herz gebrochen werden sollte.
    Deshalb wehrte sie sich nicht, als Montgomery sie im Rittersaal vor den Kamin setzte, dafür sorgte, dass sie etwas zu trinken bekam, und dann nach oben

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