Mein zauberhafter Ritter
aufgebrochen und bis jetzt noch nicht zurückgekehrt. Leider wurde diese gute Nachricht von Joans Berichten getrübt, seine Cousins hätten sich ausgiebig die Bäuche vollgeschlagen und lautstark sämtliche kursierende Gerüchte erörtert, Montgomery habe die Feenkönigin zu Gast und sei entweder selbst eine männliche Fee oder ein Zauberer.
Allerdings wunderte ihn das nicht wirklich.
Vor einer halben Stunde hatte er Pippa gestattet, sich allein auf die Suche zu machen, denn sie wirkte unruhig, und seine Cousins waren sicher zu sehr mit ihrem Abendessen beschäftigt, um sie zu belästigen. Wahrscheinlich würde sie glücklich sein, wenn sie endlich ihren kleinen Stab fand - was er von sich selbst nicht behaupten konnte.
Wenn er ehrlich mit sich war, hatte er keine große Lust, ihr beim Suchen zu helfen, denn schließlich war ihm nicht damit gedient, wenn sie ihn zu bald entdeckte. Doch die guten Manieren verlangten, dass er ihr zumindest seine Unterstützung anbot. Während er das Gemach verließ und die Treppe hinauf-und den Flur entlangging, dachte er über den Klatsch nach, den Everard in die Welt gesetzt hatte, und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sich die gesamte Landbevölkerung
gegen ihn erhob. Aber vermutlich war er nicht der erste Mann, dem man abergläubischen Unsinn wie diesen unterstellte ...
Das Poltern eines auf dem Dielenboden umkippenden Stuhls sorgte dafür, dass er sich ruckartig in Bewegung setzte. Vor der Tür seines Schlafgemachs bremste er abrupt ab, um sich auf Boydin zu stürzen und ihn von Pippa wegzuzerren. Sie wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab; ihre Augen blitzten.
»Haltet ihn fest, damit ich ihn umbringen kann.«
»Ihr könntet Euch dabei verletzen«, entgegnete Montgomery und drehte seinen Cousin gewaltsam zu sich herum. »Gestattet mir, Euch diese niedrige Arbeit abzunehmen, Mylady.«
»Du Wechselbalg einer Fee«, schleuderte Boydin ihm entgegen. »Dazu fehlt dir doch der Mut...«
Der Rest von Boydins Bemerkung ging im Knacken seines zurückschnellenden Genicks unter. Vielleicht war es ja auch das seiner brechenden Nase gewesen. Montgomery konnte es nicht genau feststellen, und offen gestanden war es ihm gleichgültig. Als er aufblickte, standen Ranulf und Phillip auf der Schwelle.
»Seid so gut und bringt ihn zu seiner Mutter«, befahl Montgomery ruhig. »Ich denke, er hat noch ein paar Benimmstunden nötig, bevor ich ihn ins Jenseits befördere.«
»Ich hatte doch noch gar keine Gelegenheit, ihm eine zu verpassen«, meinte Pippa, die hinter ihm stand.
Montgomery lächelte Ranulf kurz zu, worauf sein Hauptmann Boydin schulterte und ihn wegtrug. Dann wandte er sich zu Pippa um. Sie hielt ihr Gewand am Ausschnitt zusammen und kochte offenbar vor Wut. Da er nicht wagte, sie zu berühren, solange sie in dieser Stimmung war, beschloss er, dass Worte als Trost genügen mussten.
»Ich habe eine Entscheidung gefällt«, begann er.
Sie sah ihn zornig an, doch er nahm es nicht persönlich. Vermutlich war das nur ihre Art, sich keine Schwäche anmerken zu lassen. Er selbst hatte sich als kleiner Junge in Schweigen gehüllt und als Mann auf den Kampfplatz zurückgezogen. Inzwischen jedoch führte er eine Liste der Beleidigungen, die
nach Vergeltung schrien, und wartete geduldig ab. Aber er verstand, dass Wut für Pippa nun die beste Lösung war.
»Ich habe entschieden«, fuhr er fort, »dass Ihr nicht mehr von meiner Seite weichen werdet. Tag und Nacht und zu jeder Stunde. Wo ich hingehe, geht Ihr auch hin. Sind wir uns da einig?«
»Ich überlege es mir«, antwortete sie mit klappernden
Zähnen.
Montgomery betrachtete sie schweigend. »Hat er Euch etwas getan?«, erkundigte er sich schließlich und klang dabei viel ruhiger, als er sich fühlte.
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe ihm den Ellbogen in die Kehle gerammt. Also könnte man sagen, dass ich ihm etwas getan habe.« Sie hielt inne. »Ich glaube, das hat ihm gar nicht gefallen.«
»Ihr seid wirklich eine Diva.«
»Darauf könnt Ihr wetten.«
Am liebsten hätte er gelächelt, befürchtete aber, dass sie das gar nicht zu schätzen wissen würde. Also zog er sie stattdessen an sich und rieb ihr kräftig den Rücken, bevor er wieder einen Schritt zurückwich. »Habt Ihr Euren kleinen Stab gefunden?«
Wieder schüttelte sie den Kopf. »Allerdings habe ich nur in diesem Zimmer gesucht, was vermutlich nicht viel zu bedeuten hat. Er könnte überall und nirgendwo sein.«
Montgomery wollte
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