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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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hastete, wo er sich so schnell umzog, wie sie es noch nie bei einem Menschen erlebt hatte. Schon zehn Minuten später saß er wieder neben ihr, lachte über eine Bemerkung seines Bruders und nahm Thomas auf den Schoß, seinen zweijährigen Neffen mit Abneigung gegen den Mittagsschlaf, der seinen Onkel sehr gern zu haben schien.
    Pippa konnte nicht anders, als die Frau zu beneiden, die eines Tages zu diesem wundervollen traditionellen Familienkreis gehören würde — selbst wenn dieser seinen Standort im England des Mittelalters hatte.
    Daran, wie sehr sie sich plötzlich danach sehnte, selbst diese Frau zu sein, wollte sie lieber gar nicht denken.
    Montgomery streckte die Hand aus, um ihr eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr zu stecken, und riss sie damit aus ihren verwirrenden Gedanken. »Möchtet Ihr heute Abend noch immer mit mir tanzen?«, fragte er mit einem leichten Lächeln.
    »Wenn Ihr wollt«, stieß sie hervor.
    »Ich will.«
    Gütiger Himmel, sie steckte ernsthaft in Schwierigkeiten.

17
    Eine halbe Woche später stand Montgomery am Rand der Lichtung neben Sedgwick und betrachtete seufzend die Ruine, die sich vor ihm erhob. Vielleicht war es ja besser für sein Seelenheil, wenn er Wyckham in nächster Zeit fernblieb, denn der Unterschied zu dem tatsächlichen und dem erwünschten Zustand seiner Burg war einfach zu groß. Allerdings wäre er im Moment schon mit unversehrten Mauern zufrieden gewesen, einem Bollwerk, auf dessen Schutz er sich verlassen konnte.
    Erschöpft versuchte er, im Sattel eine bequemere Sitzposition zu finden. Seine Müdigkeit lag nicht etwa an der Reise, denn die war sehr angenehm verlaufen. Pippa war dankbar für seine Zuwendungen und außerdem eine angenehme Gesprächspartnerin. Außerdem hatte sie sich nicht daran gestört, unter den Sternen zu schlafen, wenn sie abends kein Dach über dem Kopf gefunden hatten. Auch das Wetter war gnädig und das Essen, dank Nicholas’ Gaben, genießbar gewesen. Bemerkenswerterweise hatten sich selbst die Straßenräuber ferngehalten.
    Also hatte seine Erschöpfung keine körperlichen Gründe, sondern lag in seinem Herzen. Robin hätte ihn wegen dieses Eingeständnisses wohl schrecklich verspottet, doch so war es nun einmal. Und hinzu kam, dass er ganz allein die Schuld daran trug. Schließlich hatte er die Sache auf die Spitze getrieben, indem er Pippa einen ganzen Abend lang im Rittersaal seines Bruders das Tanzen beigebracht hatte. Natürlich hatte er sie dabei dauernd ansehen müssen, um sicherzugehen, dass sie die Schritte auch richtig ausführte. Und auch sie zu berühren war unumgänglich gewesen, damit sie bemerkte, wann welcher Schritt nun an der Reihe war. Als er erkannt hatte, dass sie eine Pause brauchte, hatte er bei ihr am Kamin gesessen und beob-
    achtet, wie der Schein des Feuers ihr dunkles Haar beleuchtete und Schatten auf ihr Gesicht malte. Obwohl er sich so unauffällig wie möglich verhalten hatte, hatte ihn Nicholas ein- oder zweimal mit vielsagender Miene betrachtet.
    Leider mit gutem Grund.
    Wieder sah er hinüber zu seiner Burg. Der Anblick war eine heilsame Dosis Wirklichkeit: Sein Zuhause würde nicht einmal dem halbherzigen Angriff einer Horde von Tattergreisen mit steifen Knien und verrosteten Schwertern standhalten, und das, wo seine Cousins ihn nur zu gerne zum Teufel geschickt hätten. Keine Frau aus dem Mittelalter, die noch ganz bei Trost war, hätte auch nur eine Einladung zum Abendessen von ihm angenommen. Wie also konnte er von einer Frau aus der Zukunft verlangen, ihre sicherlich von Wundern erfüllte Welt aufzugeben und bei ihm in diesem verfallenen Gemäuer zu hausen?
    Er war eben nicht Nicholas, der ein prunkvolles Anwesen auf dem französischen Festland sein Eigen nannte, wohin er sich zurückziehen konnte, während an seiner Burg in England gearbeitet wurde. Und er war auch nicht Robin, der eine beeindruckende und uneinnehmbare Festung besaß, um die Menschen, die er liebte, zu schützen. Selbst Miles hatte seine Burg in ein wunderschönes und sicheres Heim für Frau und Kinder verwandelt. Nur er hatte diesen einen Ort, wo er sein müdes Haupt zur Ruhe betten konnte. Und der bot in etwa so viel Schutz wie ein Schlachtfeld mitten im Krieg.
    Er betrachtete die Frau, die er nicht haben konnte und deshalb auch nicht begehren durfte, und zwang sich zu einem Lächeln. Sie saß neben ihm auf einem Pferd und hatte sich während der letzten Tage recht wacker im Sattel geschlagen.
    »Da wären wir«,

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