Mein zauberhafter Ritter
verkündete er.
Sie nickte nur. »Ich mache mich gleich auf die Suche.«
Er zögerte. »Mir wäre es lieber, wenn Ihr warten würdet, bis ich mich vergewissert habe, dass während unserer Abwesenheit keine Katastrophen eingetreten sind. Ich sage es zwar nur ungern, doch Euch droht vermutlich Gefahr, wenn ich kein Auge auf Euch habe.«
»Natürlich«, erwiderte sie mit leicht erstaunter Miene. »Vielen Dank.«
Er tat ihr diesen Gefallen gern, doch er brachte es nicht über sich, es auszusprechen. Vielleicht würde es ja noch eine Weile dauern, bis sie ihren kleinen Stab fand, ein wenig Zeit also, um nicht nur seine Burg, sondern auch ihn selbst lieben zu lernen.
Schließlich durfte ein Mann Träume haben.
Jetzt musste er nur noch auf der Hut sein, damit er sich keinen Pfeil in die Brust einfing. Dass er überhaupt noch atmete, lag sicher einzig und allein daran, dass der Kerl oben auf dem Tor ein miserabler Schütze war. Montgomery zog das Messer aus dem Stiefel, fest entschlossen, es zu werfen, als er im nächsten Moment Boydin erkannte.
»Oh!«, rief Boydin in gespieltem Schrecken aus. »Bist du das, Monty, mein Junge?«
Montgomery musste den beinahe übermächtigen Drang unterdrücken, vom Pferd zu springen und seinem Cousin an die Gurgel zu gehen. Stattdessen beschränkte er sich auf einen finsteren Blick.
»Richtig«, entgegnete er ruhig. »Ich bin es. Vielleicht lässt ja dein Augenlicht nach, weshalb du das Bewachen des Tores einem fähigeren Mann übertragen solltest.«
Doch Boydin spazierte nur, ein hämisches Grinsen auf den Lippen, davon. Montgomery steckte das Messer wieder weg und gab seinem Hengst die Sporen. Als er vor den Ställen abstieg, hatte er Mühe, seinen Zorn zu bändigen. Er reichte die Zügel einem Stallburschen und machte sich dann daran, Pippa vom Pferd zu helfen. Nachdem er sie vorsichtig abgesetzt hatte, betrachtete er sie. Sie musterte ihn, als habe sie ihn noch nie zuvor gesehen.
»Was ist?«, fragte er argwöhnisch.
»Eure Selbstbeherrschung ist bemerkenswert.«
Ein wenig verlegen zuckte er die Achseln. »Ich handle nicht gerne überstürzt, obwohl Boydin offenbar nichts dagegen einzuwenden hätte, insbesondere dann nicht, wenn mein Tod die Folge davon wäre.« Er lächelte bemüht. »Aber vielleicht lebe ich ja noch lang genug, um zu bereuen, dass ich die Bande nicht schon am ersten Tag vor die Tür gesetzt habe.«
»Ihr seid sehr gütig.«
»Das ist mein größter Makel.«
»Nein, ich glaube, das trifft eher auf Euer Grübchen zu«, erwiderte sie ernst.
Trotz seiner üblen Laune konnte er sich ein Auflachen nicht verkneifen. »Meine Mutter hält es für meinen größten Vorzug.«
»Dann ist Eure Mutter eine sehr weise Frau«, antwortete Pippa. Sie nahm ihr Kleid aus der Satteltasche und drehte sich um. »Wohin jetzt?«
»Begleitet mich zu meinem Gemach«, antwortete er ernst.
»Ich glaube, ich würde mich gerne zuerst umkleiden. Das kann ich sicher auch ohne Hilfe.«
Obwohl er ihr das durchaus zutraute, gefiel es ihm gar nicht, sie ganz allein davongehen zu sehen, weshalb er den Blick abwandte. Da der wahre Abschied noch früh genug kommen würde, vermied er es lieber, ihn zu häufig vorwegzunehmen.
Er bemerkte, dass Petter und seine Männer emsig damit beschäftigt waren, die Löcher in den Mauern zu flicken. Allmählich waren die ersten Fortschritte zu erkennen, wenn man sie denn so nennen wollte. Vielleicht würde seine Burg ja noch vor dem Winter ausreichend befestigt sein, damit er sich wenigstens die Freude gönnen konnte, vor dem Kaminfeuer in seinem Gemach die von Francois gezauberten Gaumenfreuden zu genießen.
Ein Jammer nur, dass er seine Mahlzeiten allein würde einnehmen müssen.
Er winkte den Stallburschen weg und machte sich daran, sein Pferd und das von Pippa selbst zu versorgen. Die Ablenkung war ihm willkommen, auch wenn sie nicht lange währen
würde.
Einige Stunden später hatte er sich ein Bild vom Zustand seines Zuhauses gemacht. In der Küche hatte sich während seiner Abwesenheit einiges zum Guten verändert. Offenbar hatte sich Francois herabgelassen, Joan einige Lektionen im Zubereiten von Eintöpfen zu erteilen, sehr zur Freude der Männer, die in den Genuss ihrer Bemühungen kamen. Außerdem hatte Fitzpiers gemeldet, die späte Ernte sei sehr ertragreich gewesen, was hieß, dass die Vorräte für alle ausreichten und der Tisch während des Winters reich gedeckt sein würde. Zu Montgomerys Freude war Everard mit unbekanntem Ziel
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