Mein zauberhafter Ritter
sicher sofort beeinflussen würde, dachte sie zurück an die Ereignisse, die sie auf diesen beneidenswerten Platz auf einem Koffer im Regen gebracht hatten.
Sie nahm an, alles hatte begonnen, als Susie Chapmans Mutter ihr an ihrem siebten Geburtstag eine Barbie und einen Sack voller Stoffreste schenkte. Eine ganze Welt voller Möglichkeiten hatte sich ihr eröffnet, ein Reich mit Karos und Paisleymustern, Streifen und Punkten, mit Stoffen, die nicht aus Hanf hergestellt und wahrscheinlich alles andere als organisch waren. Ihre Eltern hätten sicher ihre gebatikten Kaftane zerrissen, wenn sie das gesehen hätten, aber Pippa hatte sich nicht erwischen lassen und ihre verbotene Puppe und diese herrlichen, in Massen gefärbten Stoffe auf listige Weise in ein paar Birkenstockschachteln versteckt.
Sie hatte das verbotene Schneidern von Abendkleidern auch dann noch fortgesetzt, als ihre exzentrischen Eltern sie und ihre Schwestern zu einer Tante abgeschoben hatten, die aussah wie eine Figur aus einem Roman von Dickens. Pippa hatte sich in der Öffentlichkeit über Romantik, Märchen und das Entwerfen von Puppenkleidern lustig gemacht, aber in der Abgeschiedenheit ihrer kleinen Dachkammer hatte sie magische Dinge genäht und dafür oft ihr gesamtes Essensgeld ausgegeben. Im College hatte sie Kunst und Kostümdesign als Hauptfächer belegt und sich in den vier Jahren danach abgeschuftet und Kleider genäht, die andere in ihren eigenen, auf der Bühne aufgeführten Märchen getragen hatten.
Kleider für Aufführungen zu entwerfen war eine gute praktische Übung gewesen, aber ihr brennender und bisher noch geheimer Wunsch war eine eigene Kollektion. Obwohl sie in ihrem Privatleben dergleichen vermied, träumte sie davon, moderne Kleidungsstücke mit einem Anflug von mittelalterlicher Romantik und der Magie von Märchen für andere Menschen zu entwerfen, Dinge mit kleinen Details, die nur diejenigen bemerkten, die danach suchten. Sie wollte, dass die Frauen, die ihre Kleider trugen, sich wie Heldinnen in ihren eigenen Märchen fühlten, wunderschön und geliebt.
Sie hielt inne. Es war durchaus möglich, dass sie selbst hinsichtlich Romantik, Ritter in schimmernden Rüstungen und ihrer Zeit bei Tante Edna noch einiges aufzuarbeiten hatte.
Sie machte sich im Geiste eine Notiz, sich später einmal Gedanken über eine Therapie zu machen - nachdem sie dem eiskalten Blick ihres Karmas entkommen war und die Chance ergriffen hatte, die sich ihr vor Kurzem eröffnet hatte und mit der sich ihre Träume erfüllen konnten.
Ihre Schwester Tess, die eine echte englische Burg besaß und ihren Lebensunterhalt damit verdiente, Gesellschaften für alle möglichen Leute mit Geld und Fantasie zu geben, hatte einem ihrer Kunden einige von Pippas Entwürfen gezeigt. Der Mann hatte einen Blick auf die Kinderkleidung geworfen und dann spontan die magischen Worte geäußert.
Ihre Schwester Pippa entwirft nicht zufällig auch Kleidung für Erwachsene? Ich suche nach einer neuen Investitionsmöglichkeit.
Pippa hatte sofort begonnen, wie wild an der Erweiterung ihrer Kollektion zu arbeiten, und hatte sich dabei ständig gefragt, ob es etwas Größeres gab, was außer ihrem Wunsch noch Einfluss auf ihr Leben nahm. Sie glaubte ganz sicher nicht an Magie, Feenstaub oder an den romantischen Blödsinn, den ihre ältere Schwester Peaches mit erschreckender Regelmäßigkeit las. Und sie glaubte ebenso wenig an die Märchen, die in den Theatern, für die sie genäht hatte, aufgeführt wurden.
Aber was diese Sache betraf, konnte sie nicht leugnen, dass etwas, nun ja, etwas Ungewöhnliches am Werk war.
»Pippa, was um alles in der Welt ist passiert?«
Sie schaute auf und sah ihre Schwester Peaches, an die sie soeben gedacht hatte, plötzlich neben sich auf dem Gehsteig stehen.
»Gaspard hat wohl zu nahe an seiner Naturfaserkleidung etwas flambiert«, seufzte sie. »Was tust du so früh hier?«
»Es ist nicht früh — es ist beinahe neun. Und ich bin hier, weil dachte, dass du vielleicht Hilfe beim Packen brauchst, weil du doch heute Abend abreist.«
Pippa war nicht überrascht, dass ihre Schwester daran gedacht hatte. Peaches verdiente ihren Lebensunterhalt als Lebensberaterin. Sie zog einen Kunden nach dem anderen aus einem Meer von Rechnungen, guten Vorsätzen und alten Pizzaschachteln und begleitete sie in ein neues, organisiertes Leben voller Ruhe. Ihre Eltern waren beinahe stolz auf sie, obwohl sie sich solidere Kenntnisse in Feng-Shui bei ihr
Weitere Kostenlose Bücher