Mein zauberhafter Ritter
Strom, der die Nähmaschine zum Laufen bringen würde. Und ohne Ballen schöner Stoffe und Nadel und Faden. Nein, sie musste auch noch fröhlich und munter sein, wenn ihre Schwester im Begriff stand, einen Mann zu heiraten, zu dem sie sich allmählich hingezogen fühlte.
Musste man ihn nicht einfach mögen? Ja, er war zwar herrisch und hatte irritierend mittelalterliche Ansichten, aber er hatte auch ein bezauberndes Lächeln, ein Grübchen und einen großartigen trockenen Sinn für Humor. Er schauspielerte nicht. Und er hatte sie einfach aufgenommen und beherbergt, ohne etwas dafür zu verlangen.
Für eine Beziehung war es natürlich ein großes, vom Schicksal auferlegtes Hindernis, dass er mehrere Jahrhunderte in der Vergangenheit lebte, aber unter dem Strich war ihre Liste durchaus positiv zu bewerten.
»Persephone.«
Sie schloss kurz die Augen. Wenn er aufhören würde, ihren Namen auf diese Weise auszusprechen, hätte sie möglicher-weise eine Chance, ihn ganz objektiv betrachten zu können. Sie sah zu ihm hoch und versuchte, ein fröhliches Lächeln zustande zu bringen.
»Ja, Mylord?«
Er setzte zum Sprechen an, zögerte, schloss dann den Mund und schüttelte den Kopf. Er legte ihr kurz die Hand auf die Schulter, so wie sie es ihn etliche Male bei seinem Knappen hatte tun sehen, nickte ihr zu und ging davon.
Nun, anscheinend schien ihm die Aussicht darauf, sie für den Rest seines Lebens nur als Schwester zu betrachten, nichts auszumachen.
Sie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, in der geringen Hoffnung, damit einen letzten Rest ihres gesunden Menschenverstandes zu mobilisieren. Es gab keinen Grund dafür, irgendetwas davon ernst zu nehmen. Cindi konnte Montgomery de Piaget nicht heiraten, weil er fast achthundert Jahre älter als sie war und in einer Zeit lebte, in der es weder Schönheitschirurgen noch Fotoshootings gab. Ihre Schwester würde sich maximal sieben Sekunden lang über ihr Leben freuen, sobald sie von ihrem Trip herunterkommen und begreifen würde, was sie sich da eingehandelt hatte. Selbst wenn es ihr gelingen würde, sich damit anzufreunden, dass sie sich für den Rest ihres Lebens mit einer bescheidenen Unterkunft zufriedengeben musste, würde sie niemals lernen, Montgomerys ritterliche Qualitäten zu schätzen.
Pippa straffte die Schultern. Offensichtlich musste sie die Dinge selbst in die Hand nehmen. Sie wollte nicht diejenige sein, die ein Happy End verhinderte, aber anscheinend blieb ihr nichts anderes übrig. Sie musste auf den richtigen Zeitpunkt während der Zeremonie warten und dann einen vernünftig klingenden Einwand Vorbringen.
Zuerst aber würde sie ihre Schwester nach scharfen Gegenständen absuchen, obwohl sie sich, wenn sie an Cindis kräftigen rechten Haken dachte, vielleicht lieber darauf vorbereiten sollte, sich rechtzeitig zu ducken.
Francois beschäftigte sich hektisch mit etwas, was tatsächlich himmlisch roch. Sie wollte lieber nicht fragen, welche ungesunden Fette er dafür verwendete. Sie probierte, als er ihr etwas davon anbot, und lobte ehrlich begeistert das Gericht. Francois nahm das Lob mit einem bescheidenen Lächeln entgegen und reichte ihr eine Süßigkeit.
Beinahe beneidete sie Montgomery um seinen Platz am Esstisch — und darum, dass er seinen Gürtel würde lockern müssen.
Sie machte sich rar, bis das Abendessen serviert wurde. Dann schlich sie sich zurück in den Saal und drückte sich neben dem Eingang zur Küche herum, nicht weil sie Hunger hatte, sondern weil sie es kaum ertragen konnte, mit anzuschauen, was im Saal vor sich ging. Es war wie bei einem Zugunglück - es war schrecklich, aber sie konnte einfach nicht wegsehen. Montgomery saß neben Cindi, sah unbeschreiblich gut, charmant und verboten attraktiv aus. Cindi flirtete wild mit ihm, aber Pippa wusste, dass ihre Schwester nur sein schönes Gesicht sah, aber nicht den Mann, der freundlich zu seinem Knappen war, streng zu seinen Männern und so großzügig, um einer Anfängerin das Traben beizubringen, damit sie sich in einer Zeit sicher fühlen konnte, in der ein Stadtmädchen aus dem 21. Jahrhundert vielen Gefahren hilflos ausgesetzt war.
Was für eine Verschwendung.
Ebenso wie der Versuch, die Köstlichkeiten in der Holzschale zu genießen, die einer von Francois’ Assistenten ihr gebracht hatte. Sie konnte es nicht einmal probieren. Während sie die Schüssel krampfhaft festhielt, wurde ihr schrecklich übel.
Als sich das Abendessen dem Ende zuneigte, wurden
Weitere Kostenlose Bücher