Mein zauberhafter Ritter
Trinksprüche ausgesprochen. Gunnild erhob sich, erinnerte alle daran, dass sie die Herrin dieser Burg war und glücklich sei, ihre Söhne um sich zu haben. Dann stand Boydin auf und erzählte ein paar zotige Geschichten über Montgomery, die unmöglich wahr sein konnten, da sie dem Charakter des Mannes, den sie kennengelernt hatte, in keiner Weise entsprachen. Montgomery rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her, so als wäre er am liebsten aufgestanden und hätte einige Dinge richtiggestellt. Pippa war ebenfalls kurz davor, ihre eigene Meinung dazu zu verkünden, aber bevor sie das tun konnte, schob Gunnild einen gebrechlichen, krank wirkenden Mann, von dem Pippa annahm, dass es sich um einen Priester handelte, in Montgomerys Richtung.
»Nun ist die Zeit für die Zeremonie gekommen«, sagte er keuchend. »Sofern es keine Einwände gegen diese Eheschließung gibt.« Er sah Gunnild an. »Das Aufgebot ist noch nicht vorgelesen worden ...«
»Kümmert Euch nicht darum«, erwiderte Gunnild knapp.
»Wir haben keine Kapelle ...«
»Wir brauchen keine«, fauchte Gunnild. »Erledigt Eure Aufgabe, alter Mann.«
Der Mann genehmigte sich noch einen Schluck, wobei er fast alles auf seine Tunika kippte, und hatte dann offensichtlich genug Mut gesammelt. »Wir fahren fort, sofern niemand einen Einwand vorzubringen hat...«
»Doch, ich«, meldete sich Pippa lautstark zu Wort.
Erst, als sich die Gesellschaft in Grüppchen aufteilte, die entweder sie oder Montgomery anstarrten, bemerkte sie, dass sie nicht die Einzige gewesen war, die Einspruch erhoben hatte. Der Priester sah zuerst sie und dann Montgomery an.
»Ja, Mylord?«, sagte er mit schwacher Stimme. »Gibt es etwas, das ...«
Montgomery erhob sich und wirkte ein wenig grimmig. »Es ist mir ein Vergnügen, ein so hervorragendes Mahl in einer so angenehmen Gesellschaft einzunehmen«, sagte er langsam. »Allerdings befürchte ich, dass ich diese wunderschöne Königin neben mir nicht zur Frau nehmen kann.«
Pippa steckte sich einen Finger ins Ohr - mehr konnte sie nicht tun, da sie nur eine Hand frei hatte. Wie sie sah, verdüsterte sich Cindis Miene. Das war nicht überraschend, denn
Cindi wurde nie zurückgewiesen. Normalerweise teilte sie die Körbe aus. Pippa konnte es kaum fassen, dass es bei diesen Festlichkeiten anders war. Gunnild wirkte ebenfalls ungehalten. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, Montgomery durch die Heirat mit einer Fee loszuwerden.
Es waren schon merkwürdigere Dinge geschehen.
»Es gibt tatsächlich einen Hinderungsgrund für das ... äh ... großzügige Angebot einer Heirat.«
»Welchen Hinderungsgrund?«, fragte Boydin gedehnt. »Bist du etwa bereits heimlich verheiratet?«
Montgomery warf ihm einen Blick zu, der ihn zum Schweigen bringen sollte, aber anscheinend hatte Boydin schon ein wenig zu viel getrunken. Er fuhr fort zu spekulieren, warum Montgomery diese bezaubernde Feenkönigin, die ihm zur Verfügung stand, nicht heiraten wollte. Montgomery schaute seinen Cousin noch einmal finster an, atmete tief ein und wandte sich dann an seine Gäste.
»Ich möchte mich bei Miss Cinderella dafür entschuldigen, dass ich nicht offen genug war. Ihre perfekte Erscheinung hat mich so sehr geblendet, dass ich eine ... nun ... eine bereits bestehende Verpflichtung beinahe vergessen hätte.«
Cindi warf sich stolz in Pose.
Pippa stand mit offenem Mund da.
»Ich bin ... verlobt.« Montgomery spuckte das Wort so schnell wie möglich aus. »Schon seit einiger Zeit.«
Pippa hörte ein Geräusch. Erst als eine der Küchenhilfen begann, den Boden aufzuwischen, bemerkte sie, dass sie ihre Schüssel mit dem Abendessen hatte fallen lassen.
Sie war sich nicht sicher, ob sie erleichtert sein sollte, dass Montgomery nicht so dumm war, ihre Schwester zu heiraten, oder ob sie zornig sein sollte, weil er so nett zu ihr gewesen war, obwohl er mit einer anderen verlobt war. Irgendeine Gefühlsregung machte ihr schwer zu schaffen. Vielleicht war es aber auch nur Sodbrennen.
Sie drehte sich um und ging zur Küche zurück, weil sie es nicht ertragen konnte, sich die Geschehnisse im Rittersaal noch länger anzuschauen. Es war ihr gleichgültig, was Montgomery jetzt tat. Er war offensichtlich nicht für sie bestimmt, und sie nicht für ihn. Wäre sie für ihn bestimmt gewesen, dann wäre er nicht bereits mit einer anderen verlobt. Sie straffte ihre Schultern und ging weiter. Sie hatte sich kurz ablenken lassen, aber nun war sie wieder sie selbst. Und
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