Mein zauberhafter Ritter
jetzt, wo Cindi gerade der Wahrheit ins Gesicht schauen musste - auch wenn sie das noch nicht begriff, geschweige denn sich in einer Woche noch daran erinnern würde -, würde sie vielleicht endlich die Idee aufgeben ...
Pippa blieb abrupt stehen, als ihr etwas dämmerte.
Möglicherweise hatte sie nicht nach Hause zurückkehren können, weil ihre Schwester unbedingt hatte hier bleiben wollen. Schließlich war es eine schöne Sache, Königin zu sein. Vielleicht mussten sie und Cindi sich einfach nur an das Ende der Brücke stellen, sich an den Händen halten, in vollem Bewusstsein ihre Hacken zusammenschlagen und sich wünschen, wieder zu Hause zu sein. Bei Dorothy in Der Zauberer von Oz hatte es geklappt, also würde es sicher auch bei ihnen funktionieren.
Sie ging hinaus zu den Ställen, um frische Luft zu schnappen. Hier sah es sehr viel besser aus als bei ihrem ersten Besuch. Offensichtlich hatte der erfahrene Stallmeister einiges bewirkt. Sie grüßte den Mann und bat um Erlaubnis, Steud besuchen zu dürfen. Das Pferd schien sich zu freuen, sie zu sehen, aber das lag vielleicht an der Karotte, die sie auf dem Weg durch die Küche mitgenommen hatte. Sie verfütterte sie stückchenweise und streichelte dann Steuds Nüstern.
Dann erklärte sie ihm, wie sehr sie seine guten Charaktereigenschaften zu schätzen wusste und dass sie sehr froh darüber gewesen war, nicht von ihm abgeworfen worden zu sein, obwohl er sie sicher gegen seinen Willen hatte ertragen müssen. Es erstaunte sie, wie viel Freude es ihr bereitete, einfach nur hier zu stehen und mit dem Pferd zu sprechen. Kein Wunder, dass
Montgomery ausritt, wenn er über etwas nachdenken musste. Das lenkte auf jeden Fall von anderen Dingen ab.
Wie zum Beispiel davon, dass Montgomery an der Stalltür stand und sie beobachtete.
Sie zuckte nicht zusammen, denn sie hatte schon fünf Minuten vorher seine Gegenwart gespürt. Wahrscheinlich könnte sie mit geschlossenen Augen in einem Raum stehen und würde trotzdem sofort bemerken, wenn er hereinkam. Dieser Mann, der verlobt war.
Sie befand sich wirklich in Schwierigkeiten.
Pippa atmete tief durch und drehte sich dann zu ihm um. »Mylord?«
Er ging zu ihr hinüber, streckte die Hand aus und streichelte Steuds Nase. Als das Pferd ihn anstupste, lächelte er. Pippa wartete darauf, dass er etwas sagte, aber er war anscheinend nicht in der Stimmung, Geheimnisse zu enthüllen, was er bisher schließlich noch nie hatte tun müssen. Aber sie hatte ihr Herz ja auch nicht auf der Zunge getragen, war nicht damit herausgeplatzt, dass sie möglicherweise mehr für ihn empfand. Und sie hatte ihn auch nie sehnsuchtsvoll von der anderen Seite des Raumes aus betrachtet.
Nun ja, was Letzteres betraf, war das schon mindestens zweimal vorgekommen, aber wahrscheinlich hatte er das nicht bemerkt.
Im Endeffekt hieß das, dass er ihr nichts schuldig war. Er hatte ohnehin mehr für sie getan, als nötig gewesen wäre. Sie stützte sich mit den Unterarmen auf die Tür der Box und sah ihn an. Er wirkte sehr ernst, noch mehr als üblich. Sie nahm an, dass er einen schweren Tag hinter sich hatte. Dafür sprach auch, dass er sich immer wieder für längere Zeit auf den Kampfplatz begeben hatte. Ohne darüber nachzudenken, hob sie die Hand und strich eine Haarsträhne hinter sein Ohr. Er bewegte sich nicht, aber sein Atem stockte.
Vielleicht hatte er Kopfschmerzen. An ihr würde es wohl nicht liegen, da war sie sich ziemlich sicher.
»Wie fühlt Ihr Euch?«, fragte sie leise.
Er zog eine Augenbraue nach oben. »Ich bin nicht sicher, wie ich das ausdrücken soll, ohne Euch zu verletzen.«
»Ich bin nicht so schnell zu beleidigen.«
Er blickte sie an. »Ich bin sehr erleichtert, Eure Schwester nicht heiraten zu müssen. Vor allem, da ich nicht um ihre Hand angehalten habe.«
»Ich glaube auch nicht, dass sie die richtige Frau für Euch ist«, erwiderte sie und unterdrückte den Wunsch, ihn zu fragen, welche Art von Frauen er bevorzugte. Wahrscheinlich solche Frauen wie das mittelalterliche Burgfräulein, mit dem er verlobt war. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ich sollte wohl besser zurückgehen und sie nach oben bringen, bevor sie eine Szene macht.«
»Joan kümmert sich freundlicherweise bereits darum.« Er schaute sie an. »Bleibt doch, wenn Ihr wollt.«
Da er sie so nett bat, konnte sie nicht Nein sagen.
Er dachte eine Weile nach und streckte dann die Hand aus, um Steud noch einmal zu streicheln. »Eure Schwester sieht nicht
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