Meine allererste Scheidung
und ließ sich auf den Beifahrersitz sinken, wobei sie so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Max legte.
Es gibt, dachte sie bei sich, eine Erklärung dafür. Eine einfache, vernünftige Erklärung. Also werde ich mich zusammenreißen. Und abwarten, beschloss sie.
Sie fuhren schweigend durch die kaum befahrenen Straßen und kamen schnell voran.
»Das Ganze tut mir so leid, Caitlin«, flüsterte er und schaute seine Frau an, die genauso gequält aussah, wie sie sich fühlte. Als sie ihn ansah, wandte er sich ab, außerstande, es zu ertragen. Also starrte Caitlin sein angespanntes, hartes Profil an und fragte sich, was ihm leidtat. Sie wusste es natürlich, aber ein anderer Teil von ihr sagte Nein. Nein. Nein. Sie verfielen wieder in Schweigen, das nur von Kennedys gedämpftem Schluchzen durchbrochen wurde. Sie konnte anscheinend nicht aufhören zu weinen, bemerkte Caitlin, und sie weinte weiter bis zu dem Moment, in dem Max anhielt, die Wagentür öffnete, ihr heraushalf und sie zur Tür des Apartmenthauses führte. Er verschwand für eine Minute im Innern, und Caitlin hörte wieder zornige Stimmen. Einige Momente später kam er zurück und ließ sich mit grimmiger Miene auf den Sitz neben Caitlin sinken.
Sie waren bald zu Hause. Caitlin löste ihren Sicherheitsgurt und sprang praktisch zur Tür, wo sie in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln tastete. Ich muss hinein, dachte sie. Ich kann ihn nicht in meine Nähe lassen. Sie stolperte durch die Tür und zog sie hinter sich zu. Sie wusste, dass es kindisch war und er einfach selbst aufschließen würde, aber es schien irgendwie wichtig, in diesem Fall nicht nett zu sein. Ihn auszusperren, ihn, der bereit war, überall mit ihr hinzugehen, überall hin. Für immer und ewig.
Sie setzte sich aufs Sofa und betrachtete das blinkende Licht des Anrufbeantworters. Wahrscheinlich Mum, dachte sie. Oder Sarah. Oder Myra oder Nadia. Der Gedanke an ihre Freundinnen machte sie nicht glücklich. Er erfüllte sie mit Schrecken. Ich werde ihnen von dieser Sache erzählen müssen, dachte sie, und in ihrem Kopf hämmerte es. Was immer sich hinter dieser Sache verbarg. Oder auch nicht. Vielleicht ist es einfach etwas ausgesprochen Dummes. Und es wird keine Probleme geben. Sie stand auf und holte sich ein Glas Wasser. Max schloss die Tür auf. »Es tut mir so leid«, flüsterte er, kam auf sie zu und nahm sie in die Arme.
Wow, dachte sie, während sie sich von ihm halten ließ, außerstande, ihn anzusehen. Sie rückte von ihm weg, obwohl jeder Teil ihres Wesens in seinen Armen bleiben wollte. Dann nahm sie einen Schluck von ihrem Wasser und ging ins Badezimmer, um sich eine Schmerztablette zu holen. Sie schluckte sie herunter und betrachtete sich im Spiegel.
Sie griff hinter sich nach ihrem Korsett, von dem verzweifelten Wunsch nach Freiheit erfüllt, aber genauso grimmig entschlossen, sich nicht unbekleidet vor Max zu zeigen. Mit einer neuen Woge von Groll wurde ihr klar, dass sie sich nicht allein aus Guccis Gefängnis befreien konnte, daher hieß sie den Schmerz willkommen; sie sah ihn irgendwie als eine Möglichkeit, in dem kranken Schock des Verrats zu verbleiben.
Es tut mir leid. Wie absolut, wie jämmerlich unzureichend. Sie fragte sich, wie seine Rechtfertigung aussehen würde. Weil sie viel gearbeitet hatte? Weil sie abgelenkt und müde gewesen war? Weil sie so lange zusammen waren, dass ihr Bedürfnis nacheinander sich abgekühlt hatte? Weil Kennedy jung und heiß war? Weil die Tatsache, dass sie die Assistentin seiner Frau war, es irgendwie ein klein wenig schmutziger gemacht hatte, sich mit ihr einzulassen?
»Caitlin, da ist etwas, das ich dir sagen muss.« Max stand hinter ihr und klang genauso elend, wie sie sich fühlte. Sie drehte sich um und ging an ihm vorbei. Sie konnte nicht in seiner Nähe sein und ging in den Garten. Der Jasmin begann gerade zu knospen, und sein süßer Duft nahm ihrer Wut die Schärfe. Atme einfach, befahl sie sich. Die Kinder sind hier. Vergiss das nicht. Belaste sie nicht mit dieser Erinnerung. Es ist es nicht wert. Es ist ihnen gegenüber nicht fair.
Sie setzte sich auf den Gartenstuhl und zwang sich, zu Max aufzublicken, zu antworten, ein wenig Kontrolle zurückzuerlangen. »Ich denke, ich verstehe, Max.«
»Es tut mir so leid, Cait. Ich habe wirklich …« Seine Stimme brach, er hielt inne und wischte sich mit dem Handrücken die Augen ab. »Ich bin so furchtbar wütend auf mich selbst, Caitlin. So dumm«, murmelte er in einem
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