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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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wollte.
    »Verdammte genetische Programmierung«, murmelte sie und begriff langsam, dass sie aus einer vor langer Zeit etablierten Gewohnheit heraus reagierte – etwas, das an eben diesem Abend in der allerersten Episode Thema von Date Squad gewesen war. Diesmal musste sie sich unbedingt ins Gedächtnis rufen, warum er litt. Denk nach, Caitlin, befahl sie sich. Kennedy, Baby, Ehemann, fremdgegangen. Ist dir das alles entfallen? Sie grinste bitter vor sich hin. Irgendwie half schwarzer Humor. Aber nicht viel, stellte sie fest, als sie wieder Übelkeit und Angst verspürte. Was soll ich nur tun?
    Er stand vollkommen reglos da und beobachtete, wie sie mit sich selbst rang. Max wettete, hoffte, betete, dass die nährende Cait, die freundliche Cait, die verständnisvolle Cait irgendwie Oberhand gewinnen würde über die mörderische, schneidende, verratene Cait, zu der er sie gezwungen hatte. Er hatte ihre mörderische Seite schon früher kennengelernt – sie hatte während ihres gesamten gemeinsamen Lebens ihn oder die Kinder oder Freunde voller Ingrimm verteidigt –, aber er hatte nie erlebt, dass sich diese schreckliche Macht gegen ihn selbst richtete. Er brauchte nur weiter bekümmert zu sein, bekümmert auszusehen, sich bekümmert zu fühlen und sie würde ihm helfen, es in Ordnung zu bringen. In der Zwischenzeit wünschte er, sie würde sich beeilen. Er war erschöpft, am Boden zerstört, geschockt und erleichtert, dass alles heraus war. Jetzt, da sie Bescheid wusste, gab es nichts mehr zu tun, als das Ganze zu regeln. Sein Körper beschwerte sich. Sein Bein schlief langsam ein; er versuchte, es vorsichtig zu schütteln. Er warf ihr einen Blick zu, seinen wehmütig- sehnsüchtig-bedauernden Blick, und wartete darauf, dass Caitlins Liebe die Oberhand über Caitlins Verletztheit gewann.
    Caitlin bemerkte Max’ Anstrengung kaum. Ich hasse Dramen, dachte sie bei sich. Ich hasse sie, wiederholte sie und ging im Geiste verzweifelt ihre Möglichkeiten durch. In diesem Moment erschien ihr keine einzige davon auch nur im Geringsten attraktiv. Was konnte sie tun? Sich übergeben? Davon war sie nicht weit entfernt. Im Garten herumlaufen und sich wie eine Wahnsinnige die Haare raufen? Wenig wirksam auf seine Brust eindreschen, bis er sie in die Arme nahm und sie küsste wie eine dumme Heldin aus einer Schnulze der Fünfziger? Es ist alles so abgedroschen, dachte sie verächtlich und fragte sich, ob er die Hingabe besaß, sich das Hemd vom Leib zu reißen und ihren Namen zu brüllen. Sollte sie in einem Wirbel von Röcken in sich zusammensinken wie Scarlett O’Hara?
    Sie holte tief Luft. Nein. Sie würde etwas Besseres tun. Kein In-Ohnmacht-Fallen.
    In der Zwischenzeit hatte Max das Gefühl, ein paar Worte könnten die Vergebung beschleunigen, die er so sicher erwartete. »Cait, es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass sie schwanger ist. Es ist ein solcher Schlamassel. Und es ist alles meine Schuld.«
    Kein Erbrechen. Keine Gewalt. Kein Geheul.
    Max hatte sie noch nie so reglos gesehen, so bleich, so still. Er war besorgt, besorgter, als er es je zuvor wirklich gewesen war während seines ganzen glücklichen und bequemen Lebens. »Cait … bitte. Rede einfach mit mir, Schätzchen.«
    Cait wusste plötzlich, was sie tun würde. »Ich wusste es bereits«, hörte sie sich gekonnt lügen. Irgendwie ließ die Lüge das Ganze leicht unwirklich erscheinen. Und das war unter den gegebenen Umständen was sehr Gutes.
    Sein Gesicht verfiel vor Schreck. »Du wusstest es?«, fragte er. »Warum hast du nicht …«
    Was ist besser, dachte sie. Jetzt tat er ihr nicht mehr leid. »Ich wusste natürlich, dass sie schwanger war«, erklärte sie und fragte sich, wie ein Mensch, der so aufreizend stolz darauf war, niemals zu lügen, jetzt plötzlich damit anfangen konnte. Und es gleich richtig machte. Und dabei gelinde so etwas wie Triumph empfand. »Natürlich hatte ich seit Wochen einen Verdacht«, fügte sie hinzu und kam langsam in Schwung. »Ich kenne Kennedy ziemlich gut. Nicht so gut wie du natürlich.« Sie hielt inne, blickte mit einem Aufschlag ihrer himbeerbewimperten Augen zu ihm auf und verspürte Befriedigung, als er zusammenzuckte. »Sie hat sich fast jeden Morgen übergeben. Und sie ist ein wenig, nun ja, aufgedunsen«, fügte sie in einem Anflug von Gemeinheit hinzu. Er nickte und war bleich. Und etwas wütend. Hastig arrangierte er seine Züge neu, so dass sie jetzt Verwirrung und Bewunderung ausdrückten und ein wenig

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