Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Hotelbar – sorgfältig dekorierte, köstliche und teure Drinks (wer hätte gedacht, dass ein Martini 25 Dollar kosten kann?) – und gehen dann zu Fuß den Broadway hinauf, um das Musical Wicked – Die Hexen von Oz zu sehen. Es ist wunderbar. Ryan gefällt es auch. Danach gehen wir zum späten Abendessen in den berühmten Rainbow Room des Rockefeller Centers. Da mein Freund ein wohlhabender Chirurg ist, habe ich keine Skrupel, Filet mignon und einen weiteren teuren Martini zu bestellen. Später tanzen wir zur Livemusik auf der rotierenden Tanzfläche, und selbstverständlich ist Ryan auch ein guter Tänzer.
„Das machst du gut“, sage ich und lächle zu ihm auf, da ich schlauerweise Schuhe mit flachen Absätzen angezogen habe.
„Tanzstunden gehörten zu meiner Schulausbildung“, gesteht er. „In der siebten Klasse.“
„Ich habe noch nie mit einem Mann getanzt, der tatsächlich wusste, was er tut.“
„Du machst das aber auch ganz gut“, erwidert er und gibt mir einen Kuss.
„Ich liebe dich“, sage ich, mehr für mich als für ihn.
„Ich liebe dich auch“, sagt er. „Tatsächlich …“ – er lässt meine Hand los und greift in seine Brusttasche – „… hoffe ich, dass du mir die Ehre erweist, mich zu heiraten.“
Welches Lied spielen sie gerade? Ich erkenne es nicht. Ryan lächelt bilderbuchreif und schiebt mir einen dicken Diamantring auf den Ringfinger meiner linken Hand.
„Der ist ja grandios“, sage ich, und das stimmt. Es ist ein Platinring mit einem großen Diamanten in Smaragdschliffund zwei kleineren mit Brillantschliff daneben. Er sieht aus, als käme er aus dem Magazin der New York Times.
„Willst du meine Frau werden?“, fragt er noch einmal ganz konkret, wohl um dem offiziellen Protokoll gerecht zu werden.
„Ja“, antworte ich, lege die Arme um seinen Nacken und küsse ihn. Die Leute um uns herum lächeln und applaudieren.
So wird mein Leben sein, denke ich, als wir noch ein wenig durch Manhattan spazieren. Die Luft ist frisch und klar, ein leichter Wind weht mir durchs Haar, und hin und wieder duftet es nach frisch gebackenem Brot. New York glitzert und summt. Ich hebe die Hand, um meinen Ring zu inspizieren, und Ryan grinst. „Meine Eltern werden sich sehr freuen.“
„Ach, wirklich?“, frage ich nach, und er lacht und drückt meine Hand. Ich stelle mir Thanksgiving und Weihnachten mit Dr. und Mrs. Darling (und Bubbles) vor – so surreal wie ein Gemälde von Dalì. „Meine auch.“
„Das glaube ich gern“, sagt Ryan. Ich unterdrücke den Impuls, die Augen zu verdrehen. Stattdessen stelle ich mir Ryan bei unserem jährlichen Familien-Amateur-Footballspiel vor, in dem vor allem kreative Ballübergaben und -treffer zählen. Natürlich würden wir seine kostbaren Chirurgenhände nicht verletzen wollen, also wird er vermutlich schnell aussetzen. Trotzdem könnte es lustig werden.
Am nächsten Morgen schlafen wir aus, gehen zum Brunchen und verbringen den ganzen Nachmittag bei Saks, hauptsächlich, weil Ryan ein paar neue Anzüge braucht, obwohl er mir netterweise hübsche Unterwäsche und einen pfirsichfarbenen seidenen Schlafanzug kauft (vermutlich eingedenk des alten Yankees-T-Shirts, das ich sonst nachts trage). Wir kehren ins Hotel zurück, und ich rufe meine Mutter an, um ihr die Neuigkeiten zu erzählen.
„Oh, Chastity!“, ruft sie erfreut. „Das ist ja wundervoll! Wundervoll!“ Sie bietet an, meine Brüder samt Anhang morgen zum Abendessen einzuladen, damit Ryan und ich nach unserer Rückkehr vorbeikommen und es ihnen persönlich sagen können.
„Gern“, sage ich. „Das klingt toll.“
Auch Ryan ruft seine Eltern an, und ich spreche mit Mrs. Darling. „Bitte nenn mich Libby“, sagt sie. „Und ich kann ein paar gute Designer für das Kleid empfehlen, meine Liebe.“
Auch Dr. Darling kommt ans Telefon. „Herzlich willkommen in der Familie“, sagt er, und ich versuche zu vergessen, dass er mich nackt gesehen hat.
Dann spricht Ryan noch einmal mit ihnen, um Termine und Lokalitäten zu klären. Ich gehe ans Fenster unserer prachtvollen Hotelsuite und blicke auf das Empire State Building.
Bin das wirklich ich? frage ich mich. Es fühlt sich so irreal an. Ich gehöre nicht in ein solches Hotel. Der Ring passt zwar einwandfrei, sitzt jedoch an meinem Finger wie ein Filmrequisit. Obwohl wir noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden hier sind, vermisse ich mein Zuhause. Ich vermisse Buttercup.
„Ich sollte auch meinen Dad anrufen“, sage ich,
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