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Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)

Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)

Titel: Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Hesse
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erschrocken vor dem grellen Blitzlicht zurück.
    „Als Erinnerung für die super Party heute“, strahle ich.
    „Du hast nicht zufällig deinen Ausweis dabei?“
    „Mensch Heidi, jetzt ist aber gut. Ich bin doch keine Siebzehn mehr“, ranzt Linda.
     
    Eben, ich auch nicht. Mit Siebzehn macht man sich über Triebtäter keine Gedanken. Mit Siebzehn kannte man zwar die furchtbaren Fälle, die von Eduard Zimmermann bei Aktenzeichen XY vierwöchentlich präsentiert wurden, aber  fuhr dennoch unbedarft und gutgläubig bei neuen Bekanntschaften im Auto mit, weil man das Taxigeld der Eltern längst versoffen hatte. Mit fast Vierzig, weiß man inzwischen, wie schlecht die Welt wirklich ist. Sobald ich aus dem Laden raus bin, werde ich eine Personenbeschreibung anfertigen. „Angeblicher Name: Holger, Kontroller, etwa 45 Jahre, ca. 1,78 m groß, hell bis mittelblondes Haar mit Scheitel, nichts-sagende blaue Augen, schmaler Mund, blässlicher Typ, dunkle Replay Jeans mit gelben Nähten, weißes Ralph Lauren Poloshirt (Plagiat?), auffälliger Schlangenlederimitatgürtel mit Buddhafigur, protzige Armbanduhr (Marke nicht erkennbar)“
     
    „Hast du das Handyfoto und mit der Täterbeschreibung an die Fahndung weitergeleitet, Freddy?“, fragt Ballauf.
    Der bejaht und lächelt mir aufmunternd zu. „Keine Sorge Frau Heiermann. Damit kriegen wir das Schwein!“
     
    Und dann mache ich mich auf den Weg zum nächten Taxistand und bin ein klitzekleines bisschen froh, dass die 80er vorbei sind.
     
     
    Wurzelbehandlung
     
    Am 23. Dezember werde ich mit ziehenden Zahnschmerzen wach. Bitte nicht! Keine Wurzelentzündung! Ich kenne den klopfenden, unbarmherzigen Schmerz, weiß, wann ein Zahn seinen Todeszahn tanzt. Der Backenzahn macht seit Monaten Ärger. Erst war er kälteempfindlich, dann konnte ich manchmal nicht mehr richtig drauf beißen. Das waren seine ersten Boten, mit denen er mir mitteilen wollte, dass er nicht mehr will,- der Nerv.
     
    Unruhig wälze ich mich herum, stehe auf und schlucke in der Küche eine Ibuprofen 400. Der Nerv lacht mich aus und pocht weiter. Also werfe ich noch eine halbe Tablette hinterher, aber der Schmerz lässt kaum nach. Alle halbe Stunden wechsele ich das Kühlpad, was ich mir gegen die Backe halte und versuche ein paar Minuten Schlaf zu bekommen. Schließlich stehe ich auf. Es ist vier Uhr morgens. Um mich abzulenken setze ich mich vor die Glotze. Auf Sixx läuft die Wiederholung von Sex and the City, was mich kaum ablenken kann.
     
    Als es endlich acht Uhr ist, rufe ich beim Zahnarzt an und bin froh, dass die Praxis tatsächlich heute noch auf hat. Ich kann sofort vorbeikommen. Bernds Mitleid hält sich in Grenzen.
    „Ist nicht dein Ernst! Heute noch zum Zahnarzt? Aber wir wollten doch die restlichen Weihnachtseinkäufe erledigen.“
    „Willst du mir den Zahn ziehen oder glaubst du, die Schmerzen gehen von alleine weg?“
    „Ich meine ja nur. Das wird ja alles sehr knapp mit den Einkäufen. Aber kann man nichts machen.“
    „Wieso? Außer dem Pony habe ich für die Kinder und meine Familie alles. Auch für Sina und Alexander Paul.“
    „Und meine Eltern?“
    „Bernd. Du hast noch nichts besorgt?“
    Er schüttelt den K opf. „Das machst du doch immer.“
    „Bei dir muss ja alles auf dem letzten Drücker sein.“
    Ich habe keine Kraft mich zu streiten, schnappe meine Jacke und husche zur Tür hinaus.
    „Mach den Kindern wenigstens Frühstück, wenn sie aufwachen.“
    „Wenn du wieder da bist, können wir dann ja sofort los. Hoffentlich dauert das nicht so lange.“
     
    „Da hilft nur noch eine endologische Wurzelbehandlung, wenn sie den Zahn behalten wollen. Allerdings zahlt die gesetzliche Kasse beim 27er diese aufwändige Behandlung nicht“, teilt mir Dr. Wintermann eine Stunde später mit. Ergeben liege ich auf dem Zahnarztstuhl. Eine erneute Schmerzattacke durchschießt meinen Zahn, mir steigen die Tränen in die Augen und ich versuche den Moment auszuhalten. Als die Welle vorüber ist, schaue ich Dr. Wintermann winselnd an. „Und was heißt das?“
    Er zuckt gleichgültig die Schultern. „Sie wissen ja, wie das heutzutage ist, alles Privatleistung. Insgesamt müssten Sie mit zwei Sitzungen und 700 Euro rechnen.“
    „700 Euro?“, schnappe ich nach Luft. „Und die Alternative?“
    „Wir könnten es erst mal mit einem Antibiotikum versuchen oder sie entschließen sich, den Zahn ziehen zu lassen. Die Krankenkassen...“, schüttelt er frustriert den Kopf. „da wird

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