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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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Ich hab mich nicht verändert. Also sehe ich nicht ein, warum ich mein Verhalten ändern sollte, bloß weil sie jetzt anders drauf ist.

Die
pure, blinde
Angst
    Ich kannte das alte Klischee – von wegen, wenn man in Indien aus dem Flugzeug steigt, fühlt es sich an wie in einem Ofen aber es hatte mich nicht auf die Tatsache vorbereitet, daß es sich wirklich anfühlt wie in einem Ofen, wenn man in Indien aus dem Flugzeug steigt.
    Der Flughafen in Delhi war … eine einzige Verarschung Eine solche Menge Menschen konnte unmöglich an einen so begrenzten Ort passen, ohne daß die Leute irgendwann anfingen, sich gegenseitig aufzuessen. Das ging einfach nicht. Und das Tollste: Außer uns schien es niemandem aufzufallen, wie dermaßen überfüllt es hier war.
    Nachdem wir ein paar Stunden am Einreiseschalter Schlange gestanden hatten, verließen wir fluchtartig den Flughafen, nur um festzustellen, daß es draußen noch verrückter abging. Wir waren noch keine Minute an der frischen Luft, da hatten sich schon mehrere Rugbymannschaften übelriechender Männer auf uns geworfen und versucht, uns in Stücke zu reißen, so daß wir unsere Gliedmaßen einzeln in die Stadt schicken konnten – mit den verschiedensten Transportmitteln. Es war widerlich. Ich kam mir vor, als würde ich ausgeraubt. Ausgeraubt, während ich in einem Ofen schmorte. Und all diese Typen, die versuchten, uns in ihr Taxi zu bekommen, sahen so armselig und verzweifelt aus, daß ich am liebsten schnurstracks wieder nach Hause geflogen wäre.
    Liz hatte bemerkt, daß die anderen Rucksacktouristen von unserem Flug in einen Bus gestiegen waren, also bahnten wir uns einen Weg durch die Menge und kletterten hinter ihnen in den Bus. Der Motor lief bereits, und wir ließen uns erleichtert in unsere Sitze fallen, froh, daß wir es noch rechtzeitig geschafft hatten. Doch der Fahrer war wütend und deutete erst auf unsere Rucksäcke und dann auf das Dach seines Busses. Mir fiel auf, daß niemand außer uns seinen Rucksack mit reingenommen hatte, also stiegen wir wieder aus – und sahen uns sofort von einer neuen Menschenmenge umringt. Sie wollten alle offensichtlich nur das eine: unseren Kram aufs Dach befördern. Ich war mir sicher, daß sie unsere Rucksäcke klauen würden, sowie ich ihnen den Rücken zukehrte. Also versuchte ich, selbst hinaufzuklettern. Doch irgend so ein Typ mit einem roten Turban – der ihm den Anschein verlieh, hier der Ober-Taschen-aufs-Dach-Beförderer zu sein – holte mich von der Leiter herunter und zerrte an meinem Rucksack. Ich gab nach und ließ ihn unser Gepäck verstauen. Doch ich behielt ihn die ganze Zeit über im Auge und sah, wie er die Rucksäcke mit einem Seil festzurrte. Er machte den Eindruck, als wüßte er, was er tat. Zudem befanden sich bereits einige andere Taschen dort oben, weshalb ich entschied, daß das Ganze vermutlich doch einigermaßen mit rechten Dingen zuging. Als er wieder heruntergekommen war, fing er an, eine seltsame Kopfbewegung nach oben zu machen, und sagte dabei immer wieder »munee – munee«.
    »Er will Geld«, sagte Liz.
    »Warum sollte ich ihm Geld geben? Das ist sein Job. Außerdem war ich durchaus bereit, das Gepäck selbst daraufzuschaffen.«
    »Meine Güte, gib ihm einfach ein bißchen Geld. Ich gehe inzwischen rein und halte ein paar Plätze frei.«
    »Woher soll ich das Geld nehmen? Sieht nicht so aus, als würde der Knabe Reiseschecks nehmen.«
    »Gib ihm irgendwas.«
    »Was denn? 'ne Rolle Klopapier vielleicht? Oder den Guardian von gestern?«
    Liz würdigte mich keines Blickes und bestieg den Bus.
    »Munee.«
    »Ich hab keins.«
    Er begann, an meinen Kleidern zu zerren, und die Zuschauermenge rückte nun immer näher.
    »Hör mal, Kollege – so leid's mir tut: ich hab einfach noch kein Geld. Ich muß erst zur Bank.«
    »MUNEE!«
    Ich stülpte meine Hosentaschen nach außen, um ihm zu zeigen, daß ich wirklich kein Geld hatte, und dabei fiel eine ganze Ladung englischer Münzen zu Boden. Er warf mir einen bösen Blick zu und bückte sich dann, um die Münzen aufzuheben. Es folgte eine kleine Rangelei um das Geld, an der sich mehrere Leute beteiligten und die ich nutzte, um mich in den Bus zu verdrücken – in der Hoffnung, daß wir Land gewinnen würden, ehe sie bemerkten, daß es englisches Geld war.
    Wegen der ganzen Sache mit dem Gepäck waren inzwischen natürlich sämtliche Sitze belegt, und Liz stand irgendwo hinten im Bus. Ich ging zu ihr hin.
    »Gerade noch rechtzeitig«, sagte

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