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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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stimmt!«
    »Und wie äußert sich das?«
    »Ich bin … weißt du, ich bin einfach viel erwachsener geworden. Ich war ein Kind – jetzt bin ich ein richtiger, selbstbewußter Erwachsener.«
    »Du warst von Haus aus schon ein Großmaul, Dave. Ich glaube nicht, daß dich größeres Selbstbewußtsein unbedingt zu einem besseren Menschen macht.«
    »Ein großes Maul zu haben ist was anderes, als selbstbewußt zu sein. Darum geht's doch genau. Kinder haben 'ne große Klappe, Erwachsene ein gelassenes Selbstbewußtsein.«
    »Und du bist jetzt gerade gelassen selbstbewußt, oder was?«
    »Wenn du so willst, ja.«
    Sie krümmte sich vor Lachen.
    »Ach leck mich doch. Das muß echt nicht sein.«
    »Du bist wirklich zum Schießen.«
    »Hör auf, mich so von oben herab zu behandeln, du eingebildete Schlampe.«
    »Ooh! Ist das dein gelassenes Selbstbewußtsein?«
    Sie fing erneut zu lachen an.
    »Hör mal – reiß dich am Riemen. Wenn du so weitermachst, dann … dann könnte es passieren, daß ich James von dir und deinem Intimyogi erzähle.«
    Das Lachen endete abrupt.
    »Wo hast du das her?«
    »Ein kleines Vöglein hat's mir zugetragen. Und wir haben uns zufällig ganz gut verstanden.«
    »Wen hast du getroffen …?«
    »Mehr sag ich nicht. Aber sie haben mir genau erzählt, was passiert ist.«
    »Dann vergiß mal nicht, daß du den größten Teil des Jahres mit dem Versuch zugebracht hast, die Freundin deines besten Kumpels rumzukriegen. Das ist keine besonders gute Ausgangsposition für eine Erpressung.«
    »Wer hat denn was von Erpressung gesagt? Ich habe nur angeregt, daß wir uns Mühe geben, einigermaßen zivilisiert miteinander umzugehen. Wir wollen ja beide nicht, daß in England Gerüchte rumgehen, oder?«
    Sie warf mir einen dieser bösen Blicke zu, bei denen es einem kalt über den Rücken läuft.
    »Mit etwas Glück sehen wir uns nie wieder«, sagte sie, nahm ein Buch aus ihrem Schoß und begann zu lesen.
    Ich sah ihr ein paar Sekunden lang dabei zu, bis klar war, daß Liz, wie üblich, das letzte Wort gehabt hatte.
    »Wollen wir's hoffen«, murmelte ich halbherzig und trollte mich.

TEIL DREI
DAVE,
DER WEITGEREISTE

Was
Unrealistisches
    Auf dem Nachhauseweg vom Flughafen Heathrow hatte ich beinahe das Gefühl, daß ich London zum ersten Mal sah. Ich war verblüfft, wie sauber alles war, verblüfft über die gepflasterten Straßen mit Bürgersteigen, die es überall gab, über die riesigen Schaufenster der Geschäfte, darüber, daß die einzigen Tiere, die man sah, unbeholfene, angeleinte kleine Hunde waren und daß sich die Autos bewegten, als ob sie in einem Werbespot für Verkehrssicherheit mitspielten. Es schien niemanden zu geben, der einfach nur rumhing – die Leute marschierten zielstrebig durch die Gegend und wußten alle, wo sie hinwollten. Jeder in seiner eigenen kleinen Blase, versteckt hinter Glas, einem Regenmantel oder einfach nur einer schnellen Gangart.
    Und aus irgendeinem Grund sahen die englischen Nummernschilder alle ziemlich albern aus. Der ganze Ort wirkte eher wie eine Spielzeugstadt als wie eine Metropole. Das alles hatte was Unrealistisches an sich – als ob es eine Parodie auf das alberne kleine England wäre.
    Meine erste Tat, als ich zur Tür hereinkam, war, ein Glas Wasser runterzustürzen – direkt aus der Leitung. Was für ein Luxus! Auf Mums Frage, was sie mir denn kochen solle, entschied ich mich für ein Steak mit grünen Bohnen und jungen Kartoffeln. Augenblicklich holte sie die Sachen aus dem Kühlschrank und fing an zu kochen. Sie sagte, daß sie genau gewußt hätte, was ich wollte, und schon alles im voraus gekauft hätte.
    Während ich aß, stellte sie mir so viele Fragen zu meiner Reise, daß ich irgendwie nicht in der Lage war, ihr überhaupt irgendwas zu erzählen. Sobald ich zu einer Geschichte ansetzte, unterbrach sie mich nach ein paar Sätzen, um zu fragen, was ich gegessen hätte, wo ich geschlafen hätte, wie ich meine Klamotten gewaschen hätte, und lauter so 'n Scheiß – wodurch ich nie dazu kam, ihr zu erklären, wie sich diese Reise wirklich angefühlt hatte. Je mehr ich redete, desto weniger schien ich mich verständlich machen zu können. Sie verstand einfach nicht, wovon ich redete. Es gab einfach keinen Berührungspunkt zwischen ihrer Welt und meiner. Das war so, als ob man einer Qualle die Basketballregeln erklären wollte.
    Es dauerte nicht lange, bis meine Mutter das Interesse verlor und begann, mir davon zu berichten, was sich seit meiner

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