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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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»Großsegel«.
    Mit den
bêlaées
zu fischen ist nicht schwer. Trotzdem ist es eine Kunst für sich. Man muss dafür sorgen, dass die Leine an der Meeresoberfläche
     schwimmt und nur ganz wenig absinkt. Der Seelachs folgt nämlich verschiedenen »Straßen«, er nimmt zum Auf- und Abtauchen nie
     denselben Weg zwischen den Felsen. Und wenn du die Leine dort auslegst, wo er abtaucht, hast du Pech, denn dann hat er keinen
     Hunger und deine Köderfischchen interessieren ihn nicht. Erwischst du ihn aber, wenn er noch Hunger hat, dann fängst du den
     Vielfraß mit Leichtigkeit.
    Ist die Dünung zu stark, steigt der Fisch nicht auf, sondern bleibt am Grund. Der »steigende Wind«, der aus dem Norden kommt,
     schließt den Fischen das Maul. Dann beißen sie nicht. Kommt er aus dem Süden, dann beruhigt er sie. Dann ist alles gut. Der
     Wind öffnet den Fischen ebenso das Maul wie den Leuten! Und das Barometer steht auf »schön«.
    Für die Würmer habe ich natürlich auch so meine Ecken unter ganz bestimmten Steinen. Die kratze ich mit einem flachen Stück
     Altmetall ab, das ich mir selbst zueinem Haken gebogen habe. Unter den Steinen suche ich die gelbe Spur der Würmer, das Sekret des Tauwurms. Der Tauwurm ist
     so halbweich. Aber der stabilste Köder, der beste und der seltenste, ist der
sandao
. Das sind große Würmer, die ich hier unter dem Kies ausgrabe, und diese Stelle verrate ich keinem. Die Rotwürmer sind da
     gar nichts dagegen, sie sind viel zu weich. Um den
sandao
auszugraben, gehe ich bei Ebbe an den Strand, wenn das Wasser zurückfließt. Aber ich vergesse nicht mehr, rechtzeitig zu verschwinden,
     Teufel noch mal! Kaum drehst du dich um, ist das Meer wieder da. Gerade wenn der Tidenhub hoch ist, dann zieht sich das Wasser
     viel weiter zurück als sonst, aber ebenso schnell ist es auch wieder da. Wenn das Meer Niedrigwasser hat, schnappst du dir
     die großen Lippfische, die beißen nur am Grund. Du hast ein Tangloch zwischen zwei Felsen, um deine Leinen festzumachen. Wenn
     die Leine zu hoch sitzt, hast du verspielt, denn dann hat sie keinen Schutz von den Felsen und du kannst sie verlieren. Im
     Meer sind die Felsen wie Hecken. Sie schützen vor der Strömung.
    Regenwürmer habe ich zum Angeln noch nie genommen, aber ich habe mir geschworen, es eines Tages zu versuchen.
    Um den Seebarsch zu fangen, brauchst du Meeräschen. Ernsthaft. Die findest du in den Tümpeln zwischen den Felsen. Oder Sandaale.
     Bei uns muss der Wind von Westen kommen, damit man Seebarsche fangen kann. Der Ostwind ist, wie ich schon gesagt habe, gut
     fürs Meer, aber nicht fürs Land. Bei Ostwind brodelt das Meer, die Fische beißen eher, und man erwischt sie leichter, weil
     sie den Haken und die Leine nicht sehen. Der Ostwind wühlt den Meeresboden auf. Das merkt man auch bei den Brunnen. Das steht
     ja alles in Verbindung. Ich weißimmer, ob Ostwind kommt, da brauche ich nur in meinen Brunnen zu horchen. Das grummelt dann da drinnen, als säße dort ein
     Ungeheuer, das unbedingt raus will.

Das Meer essen
    Nach ein paar Stunden Fischen komme ich nach Hause und die Schwestern warten schon neugierig, was ich dieses Mal mitbringe.
     Früher waren es meine Mutter und mein kleiner Bruder, die in meine Kiepe sahen.
    Wir essen unseren Fang, einfach so, ohne Mayonnaise oder Sauce. Manchmal holt Marie-Jeanne, meine jüngere Schwester, die Schnecken
     mit einer Nähnadel aus ihrem Haus. Das dauert Stunden, und am Ende hast du doch nur einen Happen zu essen. Sie brät die Schnecken
     in einer Pfanne, in der sie vorher eine Zwiebel in Butter goldbraun angebraten hat. Das dauert höchstens fünf Minuten. Aber
     es schmeckt!
    À la nature
allerdings bleibt der ganze Geschmack erhalten.
    Meine Schwester soll keine Meerestiere essen. Sie musste einmal eine Computertomografie machen lassen, bei der man ihr Jod
     verabreichte. Danach hatte sie eine Allergie. Künstliches Jod, stell dir mal vor. Hinterher hat sie sich am ganzen Leib nur
     noch gekratzt. Kein Wunder!
    Ich esse von den Fischen gern den Kopf. Bei den Hasen mag ich das nicht. Die Hasenköpfe wandern in den Abfall. Wenn meine
     Nichte sieht, wie die Fische kochen und die Köpfe aus dem Kochwasser kommen, ruft sie immer:
    »Das kommt in den Abfalleimer!«
    Nur bin ich in diesem Fall der Abfalleimer.
    Da lasse ich mich nicht lange bitten. Vor allem dieAugen esse ich gerne, ein echter Leckerbissen. Seelachsaugen, aber auch alle anderen Fischaugen. Das harte Stück lasse ich
    

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