Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
dann gar nichts gesehen, weil der Himmel voller Wolken war. Dass die Sonne verschwand,
konnten wir nur spüren, im Körper und weil die Tiere plötzlich still wurden. Die ganze Natur hielt inne.
Natur und Geräusche, das geht immer Hand in Hand. Unendliche Stille wird wohl nie herzustellen sein, denn dann, so scheint
mir, hätte man die völlige Einsamkeit erreicht.
Und Einsamkeit erträgt niemand. Wenn dich die Sorgen übermannen, wenn du ein Darlehen aufnehmen musstest (wozu ich nie gezwungen
war), wenn du daran denkst, was alles auf dich zukommt – der Tierarzt, die Steuerprüfung und was sonst noch anfällt –, wenn du beijemandem Schulden hast, dann ist deine Stille gestört. Du bist nie wirklich allein. Du wirst »verfolgt«, könnte man sagen,
deine Schulden verfolgen dich bis in dein Innerstes.
Wahre Stille, wie man sie mit sich selbst erlebt, führt dazu, dass du die Einsamkeit, das Nachdenken, zu schätzen weißt. Eine
leichte Brise streicht über deinen Körper, du hörst alles Mögliche in der Luft. Du gibst dich ganz hin, du spürst dich in
der Stille. Und du spürst auch die anderen. Frieden breitet sich um dich aus wie eine schöne Landschaft.
Manchmal sehe ich vom Garten aus Besucher kommen. Die legen dann ihre Hand auf unser Gatter, als wäre ich der selige Thomas
Hélye aus Biville und würde Wunder wirken. Keine Sorge! Er ist seit langem tot und hat sich einst für die Stille der Armut
entschieden. Solch eine reiche Seele besitze ich nicht.
Ich lebe mein Leben in meiner Stille oder in meinen Worten. Und ich will weiterhin Mesner bleiben in der grünen Kathedrale
der Natur. Ich mag dieses Bild, denn ich bin tatsächlich Mesner in unserer kleinen Kirche. Und nicht nur dort, denn ich lebe
Tag für Tag mit Gott in La Hague, unserem Landstrich.
Diese religiöse Einstellung ist mir wichtig. Aber aufgepasst: Ich fordere sie nicht von anderen. Ich hatte Glück im Leben,
das ist alles. Ich lebe mit und nicht neben den Dingen. Das Wort Gottes macht zuweilen Angst. Da gibt es Leute, die halten
sich für tolerant, und solange man nur über die Landwirtschaft redet, geht alles gut. Wenn du aber erzählst, wie das Korn
in der Erde stirbt, um von Neuem zu keimen, dann ist auf einmal Schluss.
Sterben, um weiterzuleben.
Es gibt nun einmal Dinge, die das menschliche Begriffsvermögen übersteigen. Davon bin ich überzeugt.
Ich fühle mich nichts und niemandem überlegen. Der Begriff »Satan« bereitet mir Unbehagen. Andere sind da anderer Auffassung.
Es gibt eben solche und solche.
Ein einziges Mal habe ich mich vor der Stille gefürchtet. Da habe ich vor meinen eigenen Schritten Angst gehabt. Aber nicht
vor Gott! Ich musste mich dem Gefühl stellen, dass der andere, der Böse, sich mir näherte. Da stand ich am Fuß der Klippen
im Licht des Vollmonds. Ich hielt inne und da … der Widerschein des Mondes, das Meer, das plötzlich still wurde, und die Farben, die sich änderten, richtig umschlugen … das erinnerte mich an den Krieg, dabei war kein einziger Laut zu hören. Meine Schritte klangen, als sei ich ganz allein
auf der Welt. Sie hallten in meinem Körper wider wie ein Echo. Fünfzehn Jahre später zittere ich immer noch, wenn ich an diese
beunruhigende Ruhe denke und den Aufruhr, der sich darin verbarg. Einen Augenblick lang schwieg die Natur. Und einen Augenblick
lang habe ich geglaubt, dass der Dämon die Gunst der Stunde nutzen würde, um sich des Landes zu bemächtigen.
Nach so etwas ist man natürlich glücklich, wenn man wieder daheim ist, wenn man an der Tür der Schwestern vorbeigeht und weiß,
dass sie da sind, voller Freundlichkeit und Güte. Ich weiß nicht, was damals passiert ist, aber seitdem gehe ich nachts nicht
mehr so gern allein ans Meer. Ich sage immer Bescheid, wann ich gehe und wann ich wieder da sein werde.
Im Grunde sind Stille und Einsamkeit doch zweierlei, und ein Einzelgänger bin ich nicht gerade. Ich habe mich einsam gefühlt,
als die jungen Leute meines Alters das Land im Stich ließen und in die Stadt flohen. Sie hatten jarecht. Sie hatten mehr Geld und weniger Rückenschmerzen. Ich habe die für mich richtige Wahl getroffen. Ich bin meinem Land
treu geblieben, dem Land, das ich liebe.
Vielleicht sollte es eines unserer Lebensziele sein, um keine Stille ertragen zu müssen, die Ruhe kennen und schätzen zu lernen.
Geheimnisse
Eines Tages hat es mich gepackt und ich wollte den Kamin in einem der Zimmer im
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