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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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geben der
     Erde nur ein paar Medikamente statt sie zu pflegen. Bakterien sind wie alte Leute, sie bleiben am liebsten in ihrer angestammten
     Umgebung. Man kann die Natur nicht nachahmen.
    Unser Boden – auch auf den Grundstücken, die wir zum Ausgleich bekommen haben – hat nach dem Krieg zwanzig Jahre gebraucht,
     um sich wieder zu erholen. Am Ende aber hat die Erde es ganz allein geschafft. Pilze, Moose, Nager, Bakterien und Regenwürmer
     hatten wirklich viel zu tun, und das hat seine Zeit gedauert. Wenn du die Erde zu stark umpflügst, kannst du sie gleich auf
     den Friedhof schicken. Dann fehlt den Bakterien nämlich die Luft zum Atmen! Damit gräbst du dir dein eigenes Grab.
    Der Humus hat etwas Menschliches. Einen Meter unter der Erde werden wir auch nicht gerade frischer.
    1961 habe ich also 500   000 alte Francs genommen, das entsprach dem Preis für fünf Kühe, und habe damit meinen Traktor gekauft. Teuer, aber noch machbar.
     Mittlerweile kostet so ein Ding so viel, wie die Getreideernte mehrerer Jahre einbringt.
    Da hat man dich schon im Schwitzkasten, bevor du auch nur einmal den Schlüssel umgedreht hast. Du hast noch kein Geld damit
     verdient, darfst den Traktor aber ein paar Jahre abarbeiten. Wenn ich heute dreißig wäre, wäre ich wirklich entmutigt.
    Wenn du Unkrautvernichtungsmittel spritzt, dann nützt das auch nichts, denn das funktioniert immer nur für bestimmte Pflanzen
     und für andere nicht. Und die überwuchern dann alles. In den letzten Jahren haben wir in La Hague Pflanzen gesehen, die es
     vorher nicht gab. Blumen mit merkwürdig langen Stielen, Zeug einfach, von dem man nicht mal den Namen weiß.
    Wenn du auch nur eine Handvoll Erde zugrunde richtest, ist das wie eine Wunde. Klar verheilt das, aber es braucht Jahre. Heute
     bekommen die Kühe immer mehr Fischmehl zu fressen. Hast du schon einmal eine Kuh gesehen, die wild auf Fisch wäre? Sie müssen
     es fressen, und wir, wir Menschen, fressen das, was dabei herauskommt.
    Die Sache mit dem Rinderwahn hat nichts geändert, aber rein gar nichts.
    Man produziert und verursacht doch Hunger, obwohl das doch Irrsinn ist. Ich glaube, der Mensch will selbst zum Schöpfer werden,
     will Gott spielen. Ob es nun um Pflanzen geht oder um seltsame Tiere. Die Schöpfung hat Abertausende von Jahren gebraucht.
     Es hat Jahrtausende gedauert, bis der Mensch wurde, was er ist. Das geschah ganz allmählich und nicht von heute auf morgen.
     So geht das einfach nicht.
    Ich mag nicht besonders gescheit sein, ich lasse den Wissenschaftlern das Wort, aber eins weiß ich, damit kenne ich mich genau
     aus: mit dem Gold der Ställe, dem Ferment der Erde, mit dem Mist. Davon ernähren sichWürmer, während du in der Jauche, die man auf den Feldern ausbringt, all die Chemie hast, die Menschen und Tiere heute so
     zu sich nehmen. Und das findest du dann auch in deiner Nahrung wieder.
    Die gentechnisch veränderten Organismen, die machen uns Angst, wie die UFOs, wie der Krieg. Ich habe auf meinen Feldern noch
     nie allzu viel Ungeziefer gehabt. Da war immer ein bestimmtes Gleichgewicht vorhanden. Aber wenn du die Maulwürfe tötest,
     dann nimmt das Ungeziefer überhand. Dann kannst du sie »untergraben«, so viel du willst, du wirst ihrer nicht mehr Herr. Und
     wenn du vermeintlich alle tötest, irgendwas bleibt immer. Und so klein dieser Rest sein mag, er macht Rabatz, wie das auch
     bei kleinen politischen Parteien der Fall ist. Und zwar so lange, bis er gewonnen hat. Denn die Kleinen wachsen schneller
     als die Großen!
    So ist es auch mit der Gentechnik. Du lässt ein bisschen was von dem veränderten Zeug auf deine Felder, und dann breitet es
     sich aus. Es hat nichts mehr mit Intelligenz zu tun, wie man heute das Land bestellt! Tomaten auf Gesteinswolle – das ist
     mir echt zu viel. Die Menschen wollen die Natur unterwerfen, in der auch die Tiere leben, da geht bald alles drunter und drüber!
    Häufig will man von mir wissen, was ich von Bioprodukten halte. »Bio«, das ist ein neumodisches Wort. Ich bin Bauer, ohne
     Zusatz. Aber ich habe darüber nachgedacht. »Bio«, das heißt, dass die Natur aus deinen Händen spricht. Bio heißt für mich:
     »zwei Hände« – und mehr nicht.

Fortschritt ist nötig
    Man vergisst das gerne: In unseren Dörfern verliefen vor einiger Zeit noch keine Abwasserrohre unter dem Straßenbelag, wie
     das heute der Fall ist. Heute steigt uns der Gestank der anderen nicht mehr beißend in die Nase. Damals musste man

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