Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
getan hätte.
Eine Erinnerung an sein Leben.
Ich bin sicher, dass mein Vater, wenn ich vor ihm gestorben wäre, mich auch nicht vollkommen vom Angesicht der Erde getilgt
hätte.
Seinen Hammer, seine Zangen und das andere Werkzeug hingegen benutze ich jeden Tag. Wie seine Sense, seine geheiligte Sense,
die ich einmal kaputt gemachthabe, als ich noch recht ungeschickt war. Ich hatte sie auf dem »Straßenhund-Feld« in die Erde gerammt und zack, war sie entzweigegangen.
Mein Vater hatte dieses Feld vor dem Krieg gekauft. Ich war sieben, als ich kapierte, dass dieses Feld nun uns gehörte. Er
hatte mich, wie üblich, ohne ein Wort einfach mitgenommen. Wir kamen an mit einem Kübel Dung und verteilten ihn mit der Mistgabel.
Seltsam, wir brachten Dung auf einem Feld aus, das ich noch nie betreten hatte. Da sagte ich mir: »Wenn man ein Feld erwerben
will, muss man also hingehen und Mist drauf verteilen. Dann gehört es einem.«
Am Ende des Tages war mein Vater sehr zufrieden und lächelte sogar ein bisschen. Mein Gedankengang mag einerseits kindisch
gewesen sein, andererseits stimmt es doch: Was wir schützen und nähren, was wir achten, das gehört uns.
Natürlich habe ich kein Lächeln geerntet, als ich mit der Sense den Boden aufspießte. Da wurde ich schon eher gescholten:
»Pass auf das Werkzeug auf, Paul. Womit man arbeitet, das muss man achten.«
Von dem Werkzeug, das ich benutze, stammt nur wenig nicht von meinem Vater. Als meine Hacke den Stiel verlor zum Beispiel,
habe ich selbst einen neuen geschnitzt. Auch die Kleidungsstücke meines Vaters sind heute noch da. Was die meiner Mutter angeht,
bin ich mir nicht sicher. Allerdings sind die Unterröcke noch im Schrank. Aber das ist Sache der Mädels. Ich werde das jedenfalls
nicht nachprüfen.
Das Meer war für meinen Vater die reine Freude. Und die hatte er sich verdient, nachdem er aus dem Krieg 1914 / 18 wiedergekommen war. Sein Zeug zum Fischenist immer noch da, als könne er es von einem Moment auf den anderen wieder brauchen.
Das Ganze ist doch recht geheimnisvoll.
Die Sachen erinnern mich an ihn, an sein Leben, nicht an seinen Tod. Bei den Werkzeugen ist das anders. Ich benutze sie, weil
ich auf dem Hof seine Hände ersetzt habe und in seine Fußstapfen trete, wenn ich zur Aussaat gehe. Aber wenn ich seine Kiepe
nehmen würde oder seine Leinen, wenn ich seine alten Sachen verbrennen würde, hätte ich das Gefühl, ihn zu töten, auch wenn
sich das blöd anhört.
Im Schweiße unseres Angesichts
Wir verdienen unser Brot immer weniger im Schweiße unseres Angesichts. Man hat uns versprochen, dass mit den neuen Maschinen
und Medikamenten ein für alle Mal Schluss wäre mit dem Hunger. Geändert hat sich letztlich nichts.
Aber wir werden älter, so viel ist sicher.
Wir, die Familie Bedel, waren noch nie von gestern. Wir haben recht bald auf Maschinen umgestellt. Schon vor dem Krieg hatten
wir eine Dreschmaschine der Marke
Simon frères
und eine Drillmaschine.
Das, was mein Vater angeschafft hat, und die Maschinen, die ich gekauft habe, sobald ich mir ein bisschen was zusammengespart
hatte, habe ich jedoch nie gegen etwas Moderneres ausgetauscht. Das war nicht nötig. Schließlich sind meine Felder nicht größer
geworden.
1961 haben wir eine gebrauchte Erntemaschine der Marke
Guillotin
gekauft. Meine Schwestern und ich haben immer so zwischen achtundzwanzig und dreißig Hektar bebaut, nie mehr. Ein großer Hof
hätte nicht zu uns und unserer Art zu leben gepasst.
Außerdem habe ich vor Schulden mehr Angst als vorm Hungern.
Wir haben immer von »unserem Sach’« gelebt und nie Darlehen gebraucht.
Aber soviel ich sehe, gibt es immer noch Hunger auf der Welt und die Preise steigen und steigen. Man holtdie Tiere von den Feldern und ersetzt ihren Dung durch Chemie, die die Erde nicht mehr verdauen kann. Sie hat’s an der Leber.
Und jetzt bringen wir sie ins Krankenhaus, aus dem man nicht mehr zurückkommt. Ein paar Antibiotika hier, ein paar Pestizide
da, ein bisschen von dem und dann von jenem – das ist am Ende doch ganz schön viel. Wie der menschliche Körper auch, wird
die Erde krank von den vielen Medikamenten, die wir ihr geben. Natürlich war der Fortschritt nötig, vor allem in medizinischer
Hinsicht, und auch, damit man sich nicht gar so schinden muss, aber dann …
Ich kann den Landwirtschaftstechnikern von heute gar nicht mehr zuhören. Natürlich sind nicht alle so, aber einige
Weitere Kostenlose Bücher