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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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die Abortgruben
     noch richtig ausleeren, während man heute nur auf die Spültaste drückt.
    Ich habe unsere Grube auf dem Hof oft gereinigt. Dazu hatte ich mir selbst eine Art Schöpfkelle gebastelt: einen Marmeladeneimer,
     den ich an einem Eisenstab festgemacht habe. Den Inhalt habe ich in eine große Wanne geschüttet und weggefahren. Eines Tages
     ist die Wanne auf der Straße durchgebrochen, und der Abortkübel der Bedels hat sich mitten im Dorf entleert. Ich habe eigenhändig
     die Straße gereinigt.
    Eine Nachbarin hat das Fenster geöffnet:
    »Was treibst du denn um diese Uhrzeit mitten auf der Straße, Paul?«
    Aber sie hat meine Antwort nicht abgewartet, sondern das Fenster gleich wieder zugeschlagen.
    Das hat vielleicht gestunken!
    Durchs Dorf sind ständig kleine Jaucherinnsale gelaufen. Es ist nicht alles schlecht oder falsch am modernen Leben. Zumindest
     riecht es im Dorf besser, seit wir die Kanalisation haben.
    Der Jauchestrom fing ganz oben im Dorf an und suchte sich seinen Weg vorbei an Bistros und Gasthöfen. Beiuns sammelte sich dann die Jauche von den Nachbarn und lief aufs Feld. In jedem Garten stand ein Hüttchen für die menschlichen
     Hinterlassenschaften. Und Fliegen gab es dort!
    Es roch zwar nicht nach Rosen, aber so schlimm gestunken wie heutige Jauche hat es auch nicht. Was mich am meisten stört,
     ist der Geruch, wenn die Kühe Silofutter gefressen haben. Das riecht dann nach Medikamenten und künstlichen Sachen, dass es
     dir die Nasenlöcher verätzt. Dung von Tieren, die weder Gras noch Blumen gefressen haben – das riecht einfach nicht mehr natürlich.
    Früher fuhr man mit dem Pferdewagen die monatlichen Abfälle weg und entsorgte sie an der frischen Luft. Etwa zwischen Saint-Germain
     und Laye.
    Dazu kamen noch ein paar kleinere »Müllkippen« in der Landschaft. Dort luden die Umweltverschmutzer ihren Dreck einfach ab.
     Wenn es Wind gab – was bei uns immer der Fall ist   –, flog das Papier durch die Gegend und landete natürlich auf den Feldern. Dann versuchte man von Zeit zu Zeit, den Dreck
     mit einem kleinen Bagger zu vergraben.
    Die elektrischen Geräte, die ich im Haus habe, stammen fast alle von der Müllkippe in Laye oder La Taille. Die Leute haben
     dort ihre Elektrogeräte entsorgt, und ich habe mich versorgt. Das hat gut funktioniert, ich habe für so etwas ein Auge.
    Wenn man gute Butter haben will, muss die Buttertrommel fünfzig Umdrehungen pro Minute machen. Aber wenn man sie mit der Hand
     dreht, schafft man nach einer halben Stunde höchstens dreißig. Meine Arme sind kein guter Motor. Ich musste früher zwei Stunden
     lang drehen! Was für eine Knochenarbeit.
    Ich wurde älter, und meine Schwestern sorgten sich. Das mit der Butter ging nicht mehr schnell genug. Da hatte ich die Sache
     satt. Ich hatte keine Lust mehr, mich dauernd anmeckern zu lassen. Also auf zur Müllkippe von La Taille. Dort habe ich eine
     alte Waschmaschine gesehen. Ich hatte mein Werkzeug dabei und habe sie zerlegt, um sie auf der Schubkarre nach Hause zu verfrachten.
     Mit meinem kleinen Bruder habe ich ein wenig herumgebastelt und mit Hilfe eines Antriebsriemens haben wir unsere alte Buttermaschine
     motorisiert. Jetzt haben wir eine ganze Stunde lang unsere fünfzig Umdrehungen pro Minute.
    Das war ein Geschenk, das ich mir selbst gemacht habe.
    Aber ich sage trotzdem Danke schön.
    Heute redet man viel über Umweltverschmutzung, aber bei uns lebte man mitten drin. Daher finde ich den Fortschritt auch gut,
     vor allem, wenn man ihn sieht. Über Vauville zum Beispiel, wo das Heidekraut wächst, sagte man früher: »Dort stinkt’s nach
     den Leuten aus Cherbourg.« Tag für Tag kamen dort die Lastwagen an und luden den Dreck aus der Stadt ab. Wirklich wahr. Wir
     haben damals nichts gesagt, aber jetzt kümmern sich die Leute aus Vauville darum, dass die ihren Dreck woanders hinbringen.
     Jeder ist sich selbst der Nächste, sage ich. Sollen die Leute ihren Dreck doch bei sich entsorgen. Damals ging es gar nicht
     um Touristen und Feriendörfer, und ein Thema für die Medien war das damals auch nicht.
    Heute müssen wir auf das Meer achtgeben. Den Dreck, den wir früher auf den Feldern hatten, den schwemmt es uns jetzt am Strand
     an. Das ist Hausmüll, aber er kommt von den Schiffen.

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    Wenn ich Leute treffe, heißt es oft:
    »Wieso sieht man dich in letzter Zeit überall? Früher bist du doch auch nicht unter die Leute gegangen.«
    Ja, aber da litt ich auch an

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