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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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der unteren Felderihr Kalb verloren. Ich habe sie sofort in den Stall gebracht und hatte richtig Angst um sie. Sie hätte ja Maul- und Klauenseuche
     oder die Viehseuche haben können. Also habe ich sofort den Tierarzt angerufen, aber wir mussten trotzdem acht Tage auf die
     Untersuchungsergebnisse warten. Er befahl mir, sie nicht aus dem Stall zu lassen. Ich wollte sie nicht melken, weil die jungen
     Kühe beim Melken im Stall oft ausschlagen. Und natürlich wollte ich mir bei dieser Gelegenheit keinen Tritt einfangen.
    In dieser Zeit wurde das Euter riesig und schwoll immer weiter an. Schließlich bekam ich den Brief des Tierarztes: »normaler
     Abgang, kein Seuchenbefund«. Da bin ich überglücklich sofort zu meiner Kuh gerannt und habe sie gemolken. Sie hat mich ordentlich
     getreten! Aber ich war trotzdem froh, dass ich meine Herde nicht verloren habe.
    Niemand würde mir meine Kühe wegnehmen, die wiederum von Kühen abstammten, die auch schon in unserer Familie waren.
    Eben diese Kuh muhte einmal lange im Stall, und ich habe sie, aus welchem Grund weiß ich nicht mehr, mit dem Kassettenrecorder
     aufgenommen. Dann habe ich ihr die Kassette vorgespielt. Ich hatte es schon geahnt, sie drehte richtig durch, als sie ihre
     eigene Stimme vom Band hörte. Natürlich habe ich sofort ausgeschaltet, aber weil ich schon dabei war, habe ich das Muh-Konzert
     im Haus den Schwestern vorgespielt. Meine Mutter und meine Tante hatten sich oben schon schlafen gelegt. Da riefen sie herunter:
    »Paul, deine Kühe laufen auf der Straße herum. Paul, schnell, geh raus.«
    Wir haben herzlich gelacht.
    Wenn man Kühe hält, muss man sich auf ihren Charakter einstellen. Natürlich gibt es sanftmütige Engel, aber die Dickschädel
     mag man genauso gern. Freilich: Wenn sie dir üble Streiche spielen, dann bist du froh, wenn du sie verkaufen kannst. Aber
     häufig fehlt dir hinterher gerade das Biest am meisten.
    Die Kühe kennen den Wind genau. Wenn er Regen bringt, legen sie sich hin. Mehr als einmal habe ich beobachtet, wie sie auf
     der anderen Seite des Feldes Schutz suchten. Hätte ich versucht, sie hinüberzutreiben, wären sie nicht mitgegangen. Oft habe
     ich gesehen, wie sie vor einem Wetterwechsel irgendwo Schutz suchten. Sie wechseln den Platz und du sagst dir: »Der Wind wird
     Regen bringen.« Und dann weißt du, dass du am nächsten Tag besser irgendwo auf dem Hof herumwerkelst.
    Unsere Kühe hatten eine Geschichte. Meine Schwestern und ich kannten sie schon als Kälber. Man stellte sich auf ihren Charakter
     ein, damit sie es gut hatten. Im Grunde so, wie man es mit Kindern macht. Bei Tagesanbruch und bevor es dunkel wurde, molken
     wir sie mit der Hand.
    Alle drei Wochen etwa werden die Kühe »stierig«. Im Dorf hatten wir uns zusammengeschlossen, wir waren etwa zwölf Landwirte,
     die sich gegenseitig einen Stier ausliehen und ihn jeweils für zwei Jahre auf die eigene Weide ließen. Jeder führte Buch,
     wann er welche Kuh auf die Weide brachte und wann der Stier aufgestiegen ist.
    Wir waren immer sehr vorsichtig, denn Stiere sind Mistviecher! Man hat schon gesehen, dass sie Leute töteten.
    Eines Tages brachte ich die Färse
Oville
zum Stier. Sie hat sich schrecklich aufgeführt. Sie jammerte, weil sie nicht vom Feld wollte. Dann ließ sie sich besteigen,
     abergleich danach zog sie mich am Strick davon wie einen alten Schuh. Ich versuchte Schritt zu halten, aber nichts zu machen,
     sie rannte wie verrückt. Auf dem Feld hat sie mich so genervt, dass ich sie in die Tränke bugsierte. Das ist ein Trick, damit
     man sie wieder in den Griff bekommt. Nachdem sie sich dort wieder abgekühlt hatte, war sie lammfromm.
    Eine andere Färse hätte mich bei Einbruch der Nacht fast drangekriegt. Ich habe versucht, sie heimzubringen, aber keine Chance.
     Sie ließ sich nicht führen. Sie rieb sich wie verrückt an einem kleinen Mäuerchen und zog mich mit sich. Glücklicherweise
     war das Feld gerade gepflügt worden, denn bald fand ich mich unter ihr in einer Ackerfurche wieder. Ich war platt, aber glücklicherweise
     nicht tot. Ich habe abgewartet, bis ich mich wieder bewegen konnte und sie dann angeleint. Schließlich trotteten wir beide
     voller Erde nach Hause wie gute Kameraden.
    Mit meinen Kühen gab es keine »Karambolagen«, sondern »Kuhrambolagen«.

Prévert
    Zu uns kamen häufig zwei Gestalten im Sonntagsanzug und kauften Butter bei uns, den Einfältigen, wie man hätte meinen können.
     Sie redeten wenig und

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