Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
hin, und da kenne ich noch jemanden.
Der Blick seines Freundes Trauner auf uns ist in seinen letzten Lebensjahren jedenfalls viel milder geworden. Vielleicht aber
hat sich auch mein Blick geändert und ist offener geworden.
Der Gemeinderat
Ich habe jedes Mal alle Stimmen bekommen. Man hat mich zum Gemeinderat gewählt, und da ich ja schon eine gewisse Verantwortung
in der Pfarrei hatte, war die Umstellung aufs Gemeindeamt nicht so schwer. Wenn man mich um einen Gefallen bat, habe ich einfach
Ja gesagt. Ich wollte anderen immer helfen und ihnen zu Diensten sein.
Ich weiß, dass man mir nicht oft das Wort erteilt hat. Und ich habe meinen Mund auch nicht aufgemacht. Aber jetzt, wo ich
alt bin, habe ich weniger Probleme, meine Meinung zu sagen. Ich möchte unseren Landstrich vor allzu scheußlichen Bauten bewahren,
vor Häusern, die die Landschaft und den Horizont verschandeln.
Andererseits fände ich es gut, wenn mehr Touristen kämen, denn ich möchte La Hague teilen. Goury gehört ja nicht nur Goury,
sondern allen Menschen, die die Natur lieben. Ich würde keine Riesenhotels bauen, aber dafür sorgen, dass die Leute leichter
hierherfinden. Ich habe für den Bau der Schule gestimmt und für andere Projekte in meiner kleinen Gemeinde.
Für mich ist es eine Sache der Höflichkeit, dass man seine Meinung nicht in die Welt hinaustrompetet, wenn man nicht gefragt
wird. Da ich keinen Schulabschluss habe, meinte ich lange Zeit, ich hätte kein Recht zu sagen, was ich denke. Dieses Gefühl,
an meinem Platz bleiben zu müssen, nichts sagen zu dürfen, habe ich vonmeinen Vorfahren. Manchmal war etwas nicht in Ordnung, und ich ahnte es. Wenn es dann eintrat, dachte ich: »Ich hätte es sagen
sollen, aber mir hätte ja eh niemand zugehört …«
Dann habe ich aufgehört. Ich glaube, mir war die Sache einfach langweilig. Irgendwie ging nichts vorwärts. Obwohl ich die
Sitzungen wirklich gemocht habe. Meistens war es recht voll, aber danach wusste ich genau, was sich in meiner Gemeinde abspielte.
Ich war immer sehr neugierig, aber auf möglichst diskrete Weise. Ich mache zwar den Eindruck, als würde ich über nichts groß
nachdenken, aber in Wirklichkeit habe ich zu allem meine Meinung. Das ist bei den alten Leuten hier so, denen vom Land.
Wenn man so hinter den Kühen hergeht, bringt einen das schon zum Nachdenken, auch wenn viele meinen, dass man davon verblödet.
Weil der Bauer seine Zeit damit zubringt, »sich die Hände schmutzig zu machen«. Diese Hände sind voller Schwielen, die Haut
ist trocken und vom Frost aufgerissen. Dass man uns Hinterwäldler so wenig Achtung entgegenbringt, hat sicher damit zu tun,
dass unser Kopf den ganzen Tag im Arsch der Kühe steckt.
Wettervorhersagen
Wenn man das Grün der Insel Aurigny sieht, die am Horizont direkt vor unserem Haus liegt, wenn man die Farben der Insel erkennt,
als würde man dort herumgehen, dann kommt der Regen.
Wenn du Aurigny nicht siehst, hast du dich schon irgendwo untergestellt.
Wenn der Wind stromaufwärts dreht, wird der Himmel purpurrot.
Wenn die Blätter der Rüben zu verdorren scheinen, kommt der Regen.
Wenn die Gürtelrose, unter der ich leide, wiederkommt, regnet es.
Die Frösche sind dunkler, wenn man mäht. Wenn sie einem plötzlich brauner vorkommen, die Kröten sich aber farblich nicht ändern,
dann kann man den Regenmantel holen.
Die Schwalben flitzen dicht über dem Boden dahin: Regen.
Man hört den Grünspecht: Such deinen Regenmantel heraus.
Rot am Morgen macht Regen und Sorgen. Morgenrot gilt als schlechtes Zeichen. Abendrot aber kündigt einen schönen Tag an.
Wenn man die Glocken der Kirche von Jobourg bei uns zu Hause hört, ist die Luft feucht.
Wenn man nur die Glocken der Kirche hört, kommtein Sturm auf und es besteht die Gefahr eines Schiffbruchs.
Wenn man wissen will, wie der Wind weht, muss man nur den Himmel betrachten. Wenn am Vortag die Sonne gelblich scheint, gibt
es Westwind. Ist sie rötlich, kommt der Wind stromaufwärts, also Nord- oder Nordostwind.
Der Wind weht stromabwärts, wenn Sonne und Mond zugleich am Himmel stehen.
Hat der Mond einen Hof, dann gibt es entweder Nebel oder Nordwind.
Wenn der Leuchtturm von Goury sich im Wasser spiegelt, weht der Wind stromaufwärts oder es kündigt sich Regen an.
Alles hat mit den Geräuschen des Meeres und des Raz zu tun. Wenn du auf meinem Hof das Meer in der Bucht von Écalgrain hörst,
drängt der Wind es nach Süden. Dann
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