Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
Vom Netzwerk:
hört man, wie es die Kieselsteine so richtig in die Mangel nimmt, und man kann sich auf
     schönes Wetter freuen.
    Wenn es bei Tagesanbruch Frost gibt und alles weiß ist, liegen im Norden Nebelbänke.
    Stürme: Drei Tage vor dem Sturm sieht man das Licht der englischen Festlandsleuchttürme. Im Nordwesten sieht man den Strahl,
     den zweitaktigen oder dreitaktigen, der dritte blinkt zwei Mal und Schluss.
    Auch dein Brunnen sagt dir, wie das Wetter wird. Er grummelt. Die Quellen rumoren, das Wasser steigt an. Und du spürst im
     Körper so ein Kribbeln. So ein Gefühl, wie wenn du nicht weißt, was die Zukunft dir bringt. Einem Sturm gegenüber bist du
     immer so klein mit Hut. So ist es nun mal. Und der Brunnen weiß vor dir, dass es jetzt wieder so weit ist. Denn wenn der Himmel
     noch blau ist,kündigt sich der Sturm bereits im Brunnen an. Da steigen dann winzige, durchscheinend weiße Krabben an die Wasseroberfläche.
     Kein Mensch weiß, woher  sie  kommen. Das Wasser fängt regelrecht zu brodeln an.
    In der Tiefe sind also Himmel und Wasser verbunden. Du musst nur warten. Wenn dann der Sturm kommt mit seinen Brandungswellen,
     wirft er dich auf die Erde nieder. Hier zeigt dir das Wasser schnell, wer der Herr ist. Die Wellen, der Krach, den sie machen,
     das kann einem schon Angst einjagen. An solchen Tagen ziehe ich mich ans Kaminfeuer zurück und flechte neue Weidenkörbe.
    Früher kamen im Frühling die Schwalben beim Semaphor an, wenn die Algen langsam anfingen, auf den Felsen zu wachsen. Sie kamen
     immer an derselben Stelle an und flogen über die Felder weg, auf denen wir beim Melken waren.
    Das gab einem das Gefühl, man würde nicht altern.
    Die Dinge wiederholten sich, am selben Ort, zur selben Zeit, und man hatte den Eindruck, alles würde immer so bleiben. Als
     könne man gar nicht sterben. Das Gefühl hatte ich lange Zeit, ungefähr bis zum Tod meiner Mutter. Ich sagte mir immer, man
     müsse nur aufhören zu altern, auch wenn man an Jahren zulegte. Die Schwalben erinnerten mich jedes Frühjahr daran. Wahrscheinlich
     klingt es verrückt, wenn ich sage, dass ich die Schwalben, die Jahr für Jahr ihr Nest in meinem Stall bauten, wiedererkannte.
    Auf dem Hof wurden die neuen Bewohner langsam größer. Aus den Küken wurden Hühner, und die Enten lehrten ihre Jungen, was
     sie mit dem Salat und dem anderen Futter anfangen sollten. Und im Jahr darauf begann der Zyklus wieder von vorne.
    Ich werde wohl nie müde zuzusehen, wie die Natur praktisch ohne jede Hilfe überlebt. Alles, was die Tiere tun, ist, sich den
     einen oder anderen Trick zum Überleben weiterzugeben.

Verdienste eines Bauern
    Unsere Ställe tragen Namen. Da gibt es einmal den
tchu d’étoupe
, die »geflickte Hose«. So hieß ein Mann aus Auderville, ein großer Schmuggler und Gauner. In diesem Stall standen die Kälber,
     die gemästet wurden, um sie später zu verkaufen.
    Der Stall der
p’tits viâos
hingegen beherbergte die jungen Milchkühe.
    In der Ecke steht der Hasenstall.
    Da gibt es noch den Misthaufen und den »Stall ganz hinten«.
    Mein Vater hatte dort während des Krieges hohe Gatter errichtet und den Verschlag abgedeckt, damit niemand das arme Schwein
     sah, das er knebeln musste, um es schlachten zu können!
    Meine Mutter und die anderen Frauen wuschen die Gedärme im Waschhaus und im Meer. Sie haben sie immer wieder gewendet, um
     sie auch wirklich sauber zu bekommen. Dann haben wir sie mit ein wenig Salz gebraten.
    Wir hatten zwar keine Genehmigung, ein Schwein zu schlachten, aber getan haben wir es natürlich trotzdem.
    Eines Tages, als ich meinem Vetter geholfen habe, eines zu schlachten   … Das sollte ich vielleicht nicht erzählen, sonst rückt uns Brigitte Bardot mit ihrem Tierschutz auf die Pelle. Lebt die überhaupt
     noch? Keine Ahnung.Nun, jedenfalls steht das Schwein plötzlich wieder auf! Tot, ohne tot zu sein. Ich habe mich nicht mal getraut, das Stroh
     anzuzünden, mit dem man die Borsten von der Haut brennt. Es blieb ein paar Sekunden lang auf allen Vieren stehen, dann hat
     es endgültig sein Leben ausgehaucht.
    Armes Schwein! Das war schon etwas, wie es sich ans Leben klammerte.
    Von da an mochte ich keine Schweine mehr töten. Ich hatte zu viele Schuldgefühle.
    Ein Mann schlitzte dem Tier dann mit einem Bajonett, das von einem deutschen Gewehr stammte, den Bauch auf. Das war unglaublich
     scharf, und so ging alles recht schnell. Da gibt es nichts, die Deutschen waren schon stark, wenn es

Weitere Kostenlose Bücher