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Meine kurze Geschichte (German Edition)

Meine kurze Geschichte (German Edition)

Titel: Meine kurze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hawking
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aber erkennbar keine große Wirkung versprachen. Zu dieser Zeit fragte ich sie nicht nach den Einzelheiten, weil sie mit Sicherheit nicht erfreulich gewesen wären.
    Die Erkenntnis, dass ich an einer unheilbaren Krankheit litt, an der ich wahrscheinlich in ein paar Jahren sterben würde, war ein ziemlicher Schock. Wie konnte mir so etwas passieren? Doch während meines Krankenhausaufenthaltes wurde ich Zeuge, wie ein Junge, den ich flüchtig kannte, im Bett gegenüber an Leukämie starb. Es war kein schöner Anblick. Augenscheinlich gab es Menschen, die noch schlechter dran waren. Ich fühlte mich zumindest nicht krank. Seither denke ich immer an diesen Jungen, wenn ich versucht bin, mich zu bemitleiden.

    DA ich nicht wusste, was mit mir geschehen oder wie rasch die Krankheit fortschreiten würde, hing ich völlig in der Luft. Die Ärzte rieten mir, nach Cambridge zurückzukehren und mit der gerade begonnenen Arbeit über allgemeine Relativitätstheorie und Kosmologie fortzufahren. Doch ich kam nicht gut voran, weil mein mathematischer Hintergrund nicht ausreichte. Und überhaupt – wer konnte wissen, ob ich lange genug leben würde, um meine Promotion abzuschließen? Ich fühlte mich irgendwie als tragische Gestalt.
    Damals hörte ich viel Wagner, aber die Zeitschriftenberichte, denen zufolge ich unmäßig getrunken habe, sind übertrieben. Das Problem ist, dass solche Behauptungen, sind sie erst einmal veröffentlicht, in anderen Artikeln ständig wiederholt werden, weil sie eine gute Story abgeben. Und am Ende denkt jeder, was so oft gedruckt worden ist, muss einfach wahr sein …
    Meine Träume waren damals ziemlich wirr. Bevor meine Krankheit erkannt worden war, hatte mich mein Leben gelangweilt. Nichts schien mir irgendeiner Mühe wert zu sein. Doch kurz nachdem ich aus dem Krankenhaus heraus war, träumte ich, ich solle hingerichtet werden. Plötzlich begriff ich, dass es eine Reihe wertvoller Dinge gab, die ich tun könnte, wenn mir ein Aufschub gewährt würde. In einem anderen Traum, der sich mehrfach wiederholte, opferte ich mein Leben, um andere zu retten. Wenn ich schon sterben musste, konnte ich wenigstens noch etwas Gutes tun.

    ABER ich bin nicht gestorben. Trotz des dunklen Schattens, der über meiner Zukunft lag, stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass ich das Leben jetzt mehr genoss als früher. Wirklich entscheidend dafür war jedoch, dass ich mich mit einer jungen Frau namens Jane Wilde verlobte, die ich etwa zur Zeit der Diagnose kennengelernt hatte. Das gab mir einen Grund zu leben.
    Wenn wir heiraten wollten, musste ich eine Stellung finden, und um eine Stellung zu finden, musste ich meine Promotion abschließen. Deshalb begann ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig zu arbeiten. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass es mir gefiel. Vielleicht ist es nicht ganz angemessen, es Arbeit zu nennen. Jemand hat einmal gesagt: Wissenschaftler und Prostituierte werden dafür bezahlt, dass sie etwas tun, was ihnen Spaß macht.

    Mit Jane im Stechkahn auf der Cam
    Zur Finanzierung meines Studiums bewarb ich mich um ein Forschungsstipendium am Gonville and Caius College in Cambridge. Weil meine zunehmende Unbeholfenheit mich beim Schreiben und Tippen behinderte, hoffte ich, Jane würde meine Bewerbung tippen. Aber als sie nach Cambridge kam, um mich zu besuchen, trug sie ihren Arm in Gips: Er war gebrochen. Ich gestehe, ich war weniger mitfühlend, als ich hätte sein sollen. Immerhin war es der linke Arm, so konnte sie die Bewerbungen nach meinem Diktat mit der Hand schreiben, und ich fand jemanden, der sie abtippte.
    In meiner Bewerbung musste ich die Namen zweier Personen angeben, die meine Arbeit empfehlen würden. Mein Doktorvater schlug mir vor, Hermann Bondi darum zu bitten. Bondi war damals Mathematikprofessor am King’s College in London und ein Experte auf dem Gebiet der allgemeinen Relativitätstheorie. Ich war ihm ein paarmal begegnet, und er hatte eine Arbeit von mir zur Veröffentlichung in der Zeitschrift Proceedings of the Royal Society vorgeschlagen. Nach einem Vortrag, den er in Cambridge hielt, bat ich ihn um diesen Gefallen. Er sah mich etwas geistesabwesend an und erklärte sich einverstanden. Offenbar erinnerte er sich aber nicht an mich, denn als ihn das College anschrieb und ihn um die Referenzen bat, erwiderte er, er habe noch nie von mir gehört. Heute, da sich so viele um Forschungsstipendien bemühen, könnte ein Kandidat alle Hoffnungen begraben, wenn

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