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Meine kurze Geschichte (German Edition)

Meine kurze Geschichte (German Edition)

Titel: Meine kurze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hawking
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einer der von ihm genannten Gewährsleute erklären würde, der Bewerber sei ihm unbekannt. Doch damals waren die Zeiten noch etwas ruhiger. Das College informierte mich in einem Schreiben über die peinliche Situation, und mein Doktorvater frischte Bondis Gedächtnis auf. Daraufhin schrieb Bondi mir eine Empfehlung, die wahrscheinlich viel besser ausfiel, als ich es verdiente. Zu meiner großen Überraschung bekam ich das Stipendium und gehöre seither dem Caius College an.
    Das Stipendium bedeutete, dass Jane und ich heiraten konnten, was wir im Juli 1965 taten. Die Hochzeitsreise war ein einwöchiger Aufenthalt in Suffolk – mehr konnten wir uns nicht leisten. Dann begaben wir uns zu einem Sommerkurs in allgemeiner Relativitätstheorie an die Cornell University.
    Das war ein Fehler. Wir waren in einem Wohnheim voller Paare mit lauten Kleinkindern untergebracht – eine echte Belastungsprobe für unsere junge Ehe. Trotzdem war der Kurs in anderer Hinsicht sehr wertvoll für mich, denn ich lernte viele der wichtigen Leute kennen, die auf diesem Gebiet arbeiten.

    Meine Hochzeit mit Jane
    Als wir heirateten, war Jane noch Studentin am Westfield College in London. Daher musste sie die Woche über von Cambridge nach London pendeln, um ihr Studium zu beenden. Die Krankheit verursachte eine zunehmende Muskelschwäche, deshalb mussten wir eine Wohnung finden, die ich allein versorgen konnte und die zentral gelegen war, denn sehr weit gehen konnte ich nicht. Als ich das College um Hilfe bat, musste ich mir vom Quästor sagen lassen, es entspreche nicht den Gepflogenheiten des Colleges, Fellows bei der Wohnungssuche zu helfen. So unterschrieben wir einen Mietvertrag für eine passende Wohnung in einem Apartmenthaus, das gerade am Marktplatz erbaut wurde. (Jahre später erfuhr ich, dass diese Wohnungen dem College gehörten, was mir damals aber niemand gesagt hat.) Als wir nach dem Sommer in den USA nach Cambridge zurückkehrten, stellten wir fest, dass die Wohnungen noch immer nicht fertig waren.
    Der Quästor bot uns mit großzügiger Geste ein Zimmer in einem Studentenwohnheim an. «Normalerweise nehmen wir zwölf Shilling und Sixpence pro Tag», erklärte er, «aber da Sie zu zweit in dem Zimmer wohnen werden, müssen wir fünfundzwanzig Shilling verlangen.» Wir blieben nur drei Tage. Dann entdeckten wir ein kleines Haus gerade einmal hundert Meter vom Seminar entfernt. Es gehörte einem anderen College, das es an einen seiner Fellows vermietet hatte. Dieser war vor kurzem in einen Vorort gezogen und überließ es uns für die verbleibenden drei Monate, die sein Mietvertrag noch gültig war.
    In dieser Zeit stellten wir fest, dass ein weiteres Haus in derselben Straße leer stand. Ein Nachbar redete auf die Eigentümerin aus Dorset ein, es sei ein Skandal, dass sie ihr Haus unbewohnt lasse, während junge Leute verzweifelt nach einer Bleibe suchten. Da vermietete sie uns das Haus. Nachdem wir dort einige Jahre gelebt hatten, wollten wir es kaufen und renovieren. Also baten wir mein College um eine Hypothek. Das College prüfte das Objekt, gelangte jedoch zu dem Ergebnis, es sei keine gute Geldanlage. Schließlich besorgten wir die Hypothek auf einem anderen Weg, und meine Eltern gaben uns das Geld für die Renovierung.

    DAMALS erinnerte die Situation im Caius College ein wenig an einen Roman von C.P. Snow. Seit dem sogenannten Bauernaufstand, bei dem eine Anzahl von Junior Fellows sich zusammengetan hatten, um Senior Fellows aus dem Amt zu wählen, gab es eine tiefe Spaltung unter den Fellows. Zwei Lager hatten sich gebildet: auf der einen Seite die Partei des Rektors und Quästors und auf der anderen eine fortschrittliche Gruppierung, die einen größeren Teil des beträchtlichen College-Vermögens für akademische Zwecke ausgeben wollte. Bei einer Sitzung des College-Rats nutzte diese «Fortschrittspartei» die Abwesenheit von Rektor und Quästor, um sechs Research Fellows zu wählen, unter anderem mich.
    Auf der ersten College-Sitzung, an der ich teilnahm, wurde der College-Rat gewählt. Während man die anderen neuen Research Fellows instruiert hatte, wen sie wählen sollten, war ich vollkommen ahnungslos und stimmte für Kandidaten beider Parteien. Die Fortschrittspartei errang die Mehrheit des College-Rats, woraufhin der Rektor Sir Neville Mott (der später für seine Arbeiten über die Physik der kondensierten Materie einen Nobelpreis bekam) im Zorn zurücktrat. Dafür gelang es dem nächsten Rektor, Joseph

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