Meine Philosophie lebendiger Gaerten
Welt, dessen wir uns heute bedienen können und das eine solche Vielzahl und Vielfalt an Gewächsen zu uns bringt, die sich, obwohl sie hier gar nicht heimisch sind, auch bei uns wohlfühlen.
Und das Ergebnis? Es sollte zu einer Show gehören, Dinge zu zeigen, die unerreichbar scheinen - im ersten Moment! Die Menschen sollen begeistert werden, wie in der Modebranche durch die Haute Couture, wo die neuesten Kreationen oftmals als Kunstwerke betrachtet werden, vorgeführt auf dem Laufsteg, abgebildet in den großen, millionenfach gedruckten Hochglanzmagazinen, auf Fotos bestaunt in der Gewissheit, dass der Betrachter solche Modelle niemals wird besitzen können. Doch wenn dann ein, zwei Jahre vergangen sind, kommen Trendklamotten in die Läden und Kaufhäuser, die von den vermeintlich unerreichbaren Kunstwerken der zurückliegenden Jahre inspiriert sind, die vage an sie erinnern oder auch nur Elemente davon enthalten, die nun aber für jedermann tragbar sind. So entstehen Stilrichtungen für das breite Publikum, die Leute werden verführt, sich in Dinge hineinzudenken, von deren Glanz sie vielleicht einmal ein kleines Stückchen abbekommen.
Ganz ähnlich ist es mit den Gärten einer englischen Gartenschau. Es gibt kaum Engländer, die zu Hause einen Showgarten haben. Aber sie gehen zur Show oder sie informieren
sich ausführlich, um sich entweder als Besucher an einem bestimmten Tag oder als Medienkonsument in einem Magazin zehn perfekte Gärten anzusehen, sich daran zu erfreuen, daran Spaß zu haben und daraus Schlussfolgerungen für den eigenen Geschmack zu ziehen. Nicht gleich für den eigenen Garten, zunächst einmal für das eigene Bewusstsein: etwas Neues denken, etwas Unbekanntes zulassen, etwas noch nicht Gesehenes mit dem Vertrauten zusammenführen. Jeder hat die Möglichkeit, sich zu fragen oder festzustellen, wohin seine Neugier führt, ob er diesen oder jenen Garten selbst gern hätte oder Elemente davon übernehmen würde oder ob er mit Gärten konfrontiert ist, die er ablehnt, weil sie zum Beispiel zu modern oder zu farblos sind, zu geradlinig oder zu verspielt, zu fremd oder doch zu bunt. Wenn die Menschen neue Eindrücke in sich aufnehmen, in Form von Erinnerungen in ihren Köpfen, in Form von Empfindungen und Emotionen in ihren Herzen, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Jeder kann und jeder wird darüber hinaus auch eine Idee mitnehmen. Hier entdeckt jemand in einem Beet drei Pflanzen, die ihm gefallen, wie sie zusammenstehen und wie sie sich zwischen den anderen hervortun. Das wird bemerkt, das wird notiert und hinterher vielleicht für den eigenen Garten adaptiert. Oder es wird schon nach der nächsten Entdeckung im übernächsten Showgarten verworfen, weil eine andere Idee noch mehr anregt. In diesen Showgärten sehen die Besucher, was sie zu Hause nicht haben. Hier wird Lust gemacht auf bislang Unbekanntes, nicht Gesehenes, Fremdes.
Bei einem Showgarten und in meiner täglichen Kommunikation mit den Gartenliebhabern orientiere ich mich an dem Erstaunen, der Überraschung, dem Pfeil ins Herz - das ist mir wichtig. Niemand soll etwas gezeigt bekommen, das sie oder ihn resignieren lässt, weil sie oder er glaubt, das im eigenen Garten nicht hinzukriegen. Vielmehr setze ich auf Begeisterung und Glücksgefühle, und wenn ich diese als Reaktionen auf ein Beet oder einen Gartenentwurf empfange, dann weiß ich, dass ich etwas in Bewegung gesetzt habe.
Der geborgte Blick
E in Senkgarten vereint in sich zwei völlig verschiedene, eigentlich Gegensätze ausdrückende Charaktere, die grundsätzlich zu unterscheiden sind: das Introvertierte und das Extrovertierte. Im introvertierten Garten wohnen keinesfalls in sich gekehrte, nach innen gewendete Menschen. Dieser Garten zeichnet sich dadurch aus, dass er in sich die ganze Spannung halten muss. Seine Kraft kommt von innen heraus. Er kann sich keine Anleihen oder zusätzliche Wirkungen aus der Umgebung nehmen, etwa weil das, was um ihn herum ist, nicht schön ist oder nicht zum Garten passt oder weil er hermetisch abgeschlossen ist, im Extremfall ein Innenhofgarten, der von Hauswänden begrenzt ist. Der Fokus wird beim introvertierten Garten von allen Seiten nach innen gerichtet. Ein Draußen bleibt ausgeblendet, bleibt unbeachtet. Jenseits der Gartengrenze, wie eng oder weit diese auch gezogen sein mag, gibt es kaum etwas, das in Bezug zum Inneren steht.
Im Kontrast dazu ist ein Landsitz meist extrovertiert angelegt, das heißt unter Miteinbeziehung
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