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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Pape
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der Landschaft, die vom Garten als zusätzliche Dimension genutzt wird. Optisch schöne Wege, Blicke oder Blickachsen werden integriert - etwa hin auf ein Nachbargrundstück mit herrlichem Baumbestand, ein Waldstück, eine Wiese, Weide oder Hügelkette. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird über die innere Gartengestaltung hinaus in eine Richtung oder auf Elemente gelenkt, die dem Garten zusätzliche Spannung verleihen. Dabei ist es auch möglich, Hässliches auszublenden. Nicht dadurch, dass es versteckt wird, sondern dadurch, dass man
es den Betrachter gar nicht wahrnehmen lässt. Der Blick darf umgelenkt, das Auge darf abgelenkt werden, es nimmt die Zusatzangebote wahr und verbindet sie mit den Gegebenheiten des Gartens, es integriert diese Angebote womöglich in ihn hinein. Dieser geborgte Blick, the borrowed view , holt etwas Vorhandenes, etwas Vorgegebenes aus der Welt da draußen herein ins eigene Paradies, er bringt dieses eigentlich Fremde in Einklang mit dem Garten. Mit anderen Worten: Man borgt sich das, was man im eigenen Garten nicht hat, wie Tiefe etwa oder Weitblick.
    Ist ein Senkgarten in eine Landschaft integriert, besitzt er meist beide Qualitäten, das Introvertierte und das Extrovertierte: Wer von draußen hinein- oder auch »hinunter«-sieht oder sich darin aufhält, dem offenbart sich zunächst der nur für sich selbst gestaltete Garten. So dominiert sein introvertierter Aspekt. Man kann aber auch über den Garten hinwegschauen, man kann von außen über die Tiefe hinwegsehen, etwa bis zu einer begrenzenden Pergola, hinter der normalerweise die Natur weitergeht.
    Oder von einer Treppe aus, die ja Teil des Senkgartens ist, richtet sich der Blick in den vor den Füßen des Betrachters liegenden Garten, sodann weiter hinaus, in Fortführung des Gartens über seine Grenzen hinaus, wo sich eine schöne Umgebung oder Landschaft offenbart, die miteinbezogen werden kann. Dieser Blick vom Garten in die Umgebung kann auch noch ein oder zwei Stufen tiefer eingefangen werden. Noch einmal ein paar Stufen tiefer, in der Wasserbeckenebene, offenbart sich der Garten dann ganz in seinem introvertierten Charakter.

    Die Konzentration auf die Spannung des Gartens »an sich« wird durch ein eventuelles Geräusch des Wassers noch wesentlich erhöht. In meinem Chelsea-Garten gab es jedoch ein stilles, also geräuschloses Wasser, denn alles andere wäre mir bei dieser geringen Größe der Anlage zu viel gewesen. Man muss als Designer auch die Angst vor einem möglichen Vakuum, diesem drohenden horror vacuum , überwinden, also die Angst vor der Leere. Ein großer Fehler vieler Designerkollegen ist es, alles, was sie gerade an Ideen im Kopf haben, ihrem Gartenentwurf aufzuzwingen. Der Mut zum Weglassen ist gefragt. So habe ich mit dem Geräusch auf ein Element des introvertierten Gartens verzichtet und die Stille gewählt. Normalerweise ist im Senkgarten das Geräusch sehr wichtig, weil man das Wasser von außen kommend noch gar nicht sieht, aber durch sein Plätschern angezogen und neugierig gemacht wird. Wenn man dann in der Tiefe des Senkgartens angekommen ist, kann man in sich gehen. Es ist, als ob man über die Stufen auch ins innere Ich ginge. Dort »unten« befindet sich ein ganz anderer, eigener Raum, von dort unten kann man nicht mehr nach draußen schauen. Der Blick erfasst die bepflanzten Hänge der Senke, verweilt an den Stauden, Blumen und Gräsern und endet an den Hecken, die den Garten einfrieden. Hier können wir ganz bei uns sein, nur der Himmel über uns vermag die Begrenzung aufzuheben.

Theater, Theater, das ist wie ein Rausch

    E igentlich sind wir ein Theaterunternehmen. Das ist nicht weiter verwunderlich, ist Garten doch eine große Inszenierung, ein immerwährendes Schauspiel, das ganze Jahr über.
    Vielleicht bin ich nur Bühnenbauer, vielleicht Bühnenbildner, auch Intendant. Gerne doch. Immerhin bin ich für das Permanente, die Räumlichkeiten, die Bühnen, verantwortlich. Plane am Reißbrett, rackere mich durch den Baustellenmatsch, baue Mauern, Treppen und Terrassen, Wege und Zäune, schlage mich mit den Firmen herum, die die Drainage verlegen. Und dann kümmere ich mich um die Struktur und die Kulissen, die Böden und die Anlage der Beete und Rabatten, um Bäume, Sträucher und Hecken.
    Unsere Kulissen wachsen zwar, aber sehr viel langsamer als alles andere, sie bekommen Blätter und verlieren sie teilweise wieder, sie blühen auch mal und lassen Früchte reifen, aber alles geschieht

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