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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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schmiedete einen Plan, wie ich am besten schwänzen könnte. Die Unterschrift meines Vaters im Heft mit den Fehlzeiten fälschen. Dann aus dem Haus gehen und irgendwo rumlaufen …
    Doch ein Tag würde nicht genügen. Zwei auch nicht. Nicht einmal drei. Vielleicht wäre nicht mal ein Monat genug. Nein, mein Ruf als Verprügelter würde mich bis ins Grab begleiten. Er würde sogar meinen Tod überleben, um noch bei den Kindeskindern der Typen, die bei dem Massaker dabei gewesen waren, spöttisches Gelächter hervorzurufen. Denn die Geschichte würde von Generation zu Generation überliefert werden wie ein Schlaflied oder ein Abzählreim oder irgendein anderer unvergänglicher, nie rostender Scheiß. »Höre, mein Sohn«, würde eines Tages ein Mensch zu seinem Rotzbengel sagen, »mein Großvater hat meinem Vater einmal die Geschichte von einer Prügelei auf einem Schulhof erzählt, und jetzt erzähle ich sie dir, damit du sie eines Tages deinen Kindern weitererzählen kannst, die sie dann ihrerseits …« Und so weiter. Für immer und ewig in den Dreck gezogen. In saecula saeculorum. Amen.
    Ich ging aufs Klo. Dann zog ich mich an und ging nach unten. Hunger hatte ich keinen. Die Anspannung und der Schmerz schnürten mir den Magen zu.
    Ich fand eine Nachricht vom Chef. Er war arbeiten gegangen, wohin, schrieb er nicht. Ich nahm den Rucksack, ging wieder nach oben. Klopfte an die Tür zum Zimmer meiner Schwester. Sie antwortete nicht, ich öffnete die Tür trotzdem einen Spaltbreit. Eine Wolke Räucherstäbchengestank füllte meine Nasenlöcher. Verflucht, wie hatte das bloß passieren können, dass sie so durchgedreht war?
    »Der Chef ist arbeiten gegangen«, sagte ich, ohne Rücksicht darauf, ob ich sie weckte. »Und ich gehe jetzt. Also bist du allein.« Ich wartete einen Augenblick. Dann hörte ich ein Rascheln. »Hast du kapiert, Mönchsrobbe? Du bist allein.«
    Aus dem Dunkeln kam ihre schlaftrunkene Stimme: »Wir sind alle allein.«
    »Geh doch zur Hölle.« Ich knallte die Tür zu.
    Rasch mischte ich mich unter die Menschenmenge auf dem Schulhof und versuchte dabei, den Blick möglichst zu Boden zu richten. Ich hoffte, unbeobachtet an den Leuten vorbeizukommen, die redeten, schrien, drängelten, lachten und flirteten. Endlich in einer Ecke angelangt, ging ich in Deckung und zündete mir eine Zigarette an.
    Das Klicken meines Feuerzeugs hallte durch den Hof wie von Lautsprechern übertragen.
    Die allermeisten Schüler hörten sofort mit ihrer jeweiligen Beschäftigung auf und drehten sich in meine Richtung. Na, toll. Mühsam zog ich den Rauch ein.
    Doch ich merkte, dass ich bereit war. Nur zu, ihr Schweine, dachte ich. Ich bin zu eurem Vergnügen hier. Also gut. Jeder eine Runde. Es kann losgehen.
    Nichts.
    Nur diese Blicke und dann ein Raunen, das von Mund zu Mund lief, fast schlimmer, als wenn ein ganzer Schnellzug aus Gelächter donnernd auf mich zugerast käme. Mir gingen die Nerven durch.
    »Was wollt ihr?«, brüllte ich. »Was gibt’s da zu gucken?«
    Da passierte etwas Merkwürdiges: Alle senkten die Augen und kehrten zu ihren Beschäftigungen zurück, doch irgendwie mechanisch, wie eine Herde Schafe, die vom Schäfer beschimpft und geschlagen wurde.
    Das begriff ich nicht.
    Nach einer Weile kamen drei aus meiner Klasse auf mich zu. Mit gesenktem Kopf sagte einer: »Weißt du, dass er im Krankenhaus ist?«
    »Wer?«
    »Schwarzy. Ein paar Stunden nach eurer Schlägerei ist er ohnmächtig geworden. Man hat ihn in die Notaufnahme gebracht. Schädelbruch.«
    Meine Fresse!
    Wie hatte ich bloß daran zweifeln können? Recht bedacht, hatte ich ihn regelrecht massakriert. Mein ausdauernder rechter Haken war phänomenal gewesen. Filmreif. Bam! Bam! Ba-bam! Großartige Leistung. Ein bisschen steif im Rumpf vielleicht, aber unerbittlich beim Angriff. Ein gewaltiger Arm, der mit der Wucht eines Baseballschlägers auf dieses Arschgesicht niedergegangen war. Dutzende Male, hunderte vielleicht, ich erinnerte mich nicht mehr. Übermächtig wie ein Mammut und präzise wie ein Chirurg hatte ich zugeschlagen. Eine perfekte Arbeit. Oscar Moya! Was für ein toller Boxer! Wie viel hatte er mir beigebracht! Wie viele Geheimnisse hatte ich ihm, ohne es zu merken, beim Anschauen der Boxkämpfe im Fernsehen entlockt. Wir waren uns sehr ähnlich. Klar. Derselbe Killerinstinkt hinter einem unscheinbaren, gewöhnlichen Gesicht. Dass ich gegen Schluss am Boden gelegen hatte, war nur ein Trick gewesen, damit der arme Schwarzy Luft

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