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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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EIER!«
    Mitten im zehnten nervenzerfetzenden Tuuut schmiss ich fluchend den Hörer auf die Gabel. Ich hatte mich an ihren Nachnamen erinnert: Lovergia. Chiara Lovergia. Im Telefonbuch stand er nur einmal, kein weiblicher oder männlicher Vorname daneben. Ich schrieb mir die Adresse auf. Dann blickte ich zu dem politwissenschaftlichen, soziopathischen Reptil auf, das mich noch immer von der Mitte des Raums aus anstarrte.
    »Lass uns ins Krankenhaus fahren!«, sagte ich.
    Ich nahm zwei der drei Tüten und wartete an der offenen Tür. Er ging mit gesenktem Blick an mir vorbei. Nachdem ich die Haustür abgeschlossen hatte, ging ich hinter ihm her zum Gartentor.
    »Wo ist dein Auto?«, fragte ich.
    Er zeigte es mir. Es war ein rostfarbener Opel, die Karosserie schmutzig und verbeult, die Kotflügel in einem dunkleren Ton lackiert.
    »Was für ein Schandfleck!«
    »Es gehört meiner Mutter«, sagte er.
    »Das reißt dich mitnichten raus, mein Lieber. Nur dass du’s weißt.«
    »Entschuldige.«
    Wir legten die Tüten auf den Rücksitz. Ich stellte mir vor, dass er in einer leider nur allzu nahen Nacht genau dort die Mönchsrobbe entjungfern würde. Vorausgesetzt, er wusste, wie man das macht.
    Wir stiegen ein.
    Er ließ den Motor an und legte kratzend den Rückwärtsgang ein.
    »Himmelarsch!«, rief ich aus.
    »Was ist los?«
    »Kannst du diese Schrottkiste überhaupt fahren?«
    Er drehte angestrengt das Steuer herum. Es drückte gegen seine Titten aus Fett, die ihm gewachsen waren, kaum dass er sich gesetzt hatte.
    »Ich hab den Führerschein seit einem Jahr …«
    »Und was hat das damit zu tun?«
    »Dass ich einige Erfahrung besitze.« Prompt lief er wieder rot an. Unterdessen verließen wir mit konstant zehn Stundenkilometern Geschwindigkeit unsere Straße und fuhren in die Auguststille des Örtchens hinein.
    Eine Zeitlang schmerzte mich der Gedanke an Chiara, bis ich ihn durch das Bild des Chefs im Krankenhaus ersetzte. Während das Männchen fuhr, als würde es mit schweren Verdauungsstörungen auf dem Klo sitzen, legte ich den Kopf an das verdreckte Fenster und schloss die Augen, um mir eine Dosis gesunden Selbstmitleids zu gönnen.
    Sie liebte mich, da war ich mir sicher; mindestens genauso sicher wie ich wusste, dass ich sie liebte. Trotzdem gab es da etwas, wer weiß warum, was nicht aufging, was nicht richtig funktionierte, darum war die ganze Angelegenheit ziemlich frustrierend, oh ja, und ob.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir am Krankenhaus an. Francesca hatte ihrem misslungenen Mannsbild gesagt, dass der Chef auf die Intensivstation verlegt worden sei. Ich wusste nicht genau, was das bedeutete, konnte aber nichts Gutes daran entdecken.
    Im Fahrstuhl – die Intensivstation lag im fünften Stock – rückte Mauro sich die Brille zurecht, räusperte sich und fragte mich schließlich: »Alles in Ordnung?«
    Ich strafte ihn mit einem bösen Blick, er senkte die Augen. Er tat mir leid, mit diesem verzagten Ausdruck und den Tüten in der Hand. Fast hätte ich etwas gesagt, doch da öffneten sich die Fahrstuhltüren.
    Der fünfte Stock unterschied sich kaum vom vierten, nur dass am Ende des Ganges statt des Operationssaals die Krankenzimmer lagen. Auch hier gab es einen Wartesaal und zwischen ihm und den Zimmern wieder einen Schreibtisch, der den Weg versperrte. Hinter dem Schreibtisch blätterte eine Krankenschwester, der die Brille schief auf der Nase saß, in einer Zeitschrift mit einem Foto von zwei wunderschönen Idioten auf dem Titelblatt.
    Ich fragte nach dem Chef. Sichtlich verärgert über die Unterbrechung legte sie die Zeitschrift widerstrebend auf den Schreibtisch und konsultierte ebenso angestrengt eine kleine Kartei. Dann zeigte sie hinter sich. »Er liegt da hinten in der Dreiundsechzig.« Sie hatte einen ausgeprägten neapolitanischen Akzent. »Aber jetzt können Sie da nicht rein, es ist schon jemand bei ihm.«
    »Ich bin der Sohn.«
    »Jeweils nur eine Person«, insistierte sie und griff wieder nach ihrer Zeitschrift.
    »Gibt es etwas Neues über seinen Zustand?«
    Sie hob die Augen nicht von ihrem Blättchen. »Unverändert.«
    »Kann ich nicht kurz mal rein?«
    »Jeweils nur eine Person.«
    »Wie vorhersehbar ihr alle seid«, sagte ich. Ich ging weg, hinter mir Mauro mit seinen Scheißtüten.
    Im Wartezimmer saßen ein Mann und eine Frau, die so aufgeregt miteinander redeten, als planten sie einen Staatsstreich.
    Mauro setzte sich. Mir gingen Orte wie dieser im Allgemeinen und das

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