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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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verheerenden Tritt, worauf er schwankte, als wäre ein Erdbeben ausgebrochen. »Hört mir mal gut zu!«, brüllte ich. »Für gewisse Arbeiten braucht man Mumm in den Knochen und stahlharte Eier. Ich habe bewiesen, dass ich kein Weichei bin. Also hört auf mit eurem ätzenden Gelaber und lernt, wie man sich in der Welt allein durchschlägt!« Ich machte einen Schritt auf Vincenzo zu, der zurückwich. Was ich mir da zusammenredete und warum, wusste ich selbst nicht. Aber ich machte das grimmigste Gesicht, das mir einfiel, etwa wie James Caan in Rollerball . »Glaubt ihr, das hier wär ein Spaß für mich?! Ich musste mich von meinem großen Traum verabschieden, in der Nationalliga zu spielen, verdammte Scheiße, und was kriege ich dafür? Einen beschissenen Fabrikjob! Und Typen wie ihr wagen es sogar, sich zu beklagen, Mann!« Ich haute gegen die Plastikwände. Jetzt war ich James Dean in Jenseits von Eden . »Mein einziger großer Traum …«, sagte ich mit leiserer Stimme, als würde ich zu mir selbst sprechen. Dann blickte ich ihnen einem nach dem anderen direkt in die Augen. »UND ER IST FÜR IMMER DAHIN!«, schrie ich und trat wieder gegen die Spinde. Wegen der Anspannung bei der wütenden Miene tat mir schon der Kiefer weh. »Feiglinge!«, sagte ich zuletzt kopfschüttelnd.
    Dann dachte ich an meinen Vater und hörte mit dem Schauspielern auf.
    »Entschuldigung«, sagte Vincenzo.
    Der Chef halbtot im seelenlosen Licht eines Krankenhauszimmers. Jetzt musste ich wirklich weinen. Die Wahrheit war noch viel schrecklicher als der Scheiß, den ich hier verzapfte.
    Ich nahm meinen Rucksack, bahnte mir, ohne um Erlaubnis zu fragen, mit groben Schulterstößen einen Weg durch die Gruppe und verschwand.
    Bei jedem Schritt, mit dem ich mich unserem Haus näherte, erdrückte mich das Gefühl einer Niederlage, wie ich es noch nie zuvor empfunden hatte, schlimmer noch als die niederschmetternde Demütigung nach dem Kampf gegen Tony Champion, einschließlich Beulen.
    Doch wenigstens gab es im Ort keine Traueranzeigen an den Hauswänden, die den Chef betrafen.
    Kaum hatte ich die Tür meines luxuriösen Heimes geöffnet und mir einen Weg zwischen herausgerissenen Fliesen und Bergen von Schutt gebahnt, stürzte ich mich auf das Telefonbuch. Während ich es nervös nach der Nummer des Krankenhauses durchsuchte, hörte ich ein Geräusch aus der Küche. Vielleicht waren es die Mauerspechte. Oder ein beschissener Junkie hatte sich auf der fieberhaften Suche nach Geld oder Wertsachen in mein Haus eingeschlichen. Von beidem würde er keine Spur finden, hier drin gab es nicht mal eine Erinnerung an so was. Ich bewegte mich schnell, das Blut schoss mir heiß durch die Adern. Da sah ich eine Spitzhacke. Eine schlichte, strenge, jetzt aber einladende Spitzhacke lehnte an einer Fensterbank. Nur ein Schritt noch, schon zückte ich sie wie ein Schwert.
    Wieder ein Geräusch aus der Küche.
    Ich schwang die Hacke. Wer auch immer es sein mag, dachte ich. Ich atmete tief durch, stieß die angelehnte Tür mit einem Tritt auf und stürzte mit dem Kriegsruf der Apachen blindlings in die Küche, entschlossen, auf alles einzuschlagen, was sich bewegte.
    »Alàlalalàlalalà!« Mit der Spitzhacke die Luft durchschneidend, entdeckte ich den Umriss einer Gestalt. »Alàlalalàlalalà!« Ich schloss die Augen und hob die Waffe zum tödlichen Säbelhieb.
    »OH NEIIIIIN!«
    Es war Mauro.
    Er hatte die Hände vors Gesicht gelegt. Die Hacke blieb auf halber Höhe stehen, wenige Zentimeter vor seinem nutzlosen, hohlen Schädel. Doch der Idiot brüllte immer weiter: »NEIIIIN!«
    »Hör auf«, befahl ich ihm. »Ich bin’s … Darf man erfahren, was du in meinem Haus zu suchen hast?«
    Sehr langsam nahm er die Hände vom Gesicht.
    »Mauro, ich bin’s«, wiederholte ich.
    Erst jetzt löste er die Augen von der Spitze der mörderischen Hacke, und seine Züge entspannten sich mühevoll, um wieder zu der gewohnten hässlichen Fratze zu werden.
    »Oh«, sagte er. Dann schwankte er zum Kühlschrank und lehnte sich mit dem Hintern dagegen. »Oh«, wiederholte er gebückt, die Hände auf den Knien. »Entschuldige. Du hast mich erschreckt.«
    Erbärmlicher Hosenscheißer. Aber es hatte Spaß gemacht. »Was zum Henker tust du hier?«
    Er atmete auf, eine Hand auf der Brust. »Deine Schwester hat mich geschickt. Ich sollte … ich soll ihr etwas von hier bringen und ich soll … ich sollte warten, bis du zurückkommst, damit wir zusammen ins Krankenhaus fahren

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