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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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suchen, der besser zu meinem albernen, sentimentalen Mädchencharakter passte - etwa als Waffenhändlerin.)
    Als ich länger darüber nachdachte, merkte ich, dass mir
das egal war. Ich stand zu meinen Überzeugungen. Die Liebe ist ein Schlachtschiff. Oder so.
    Ich hievte mich vom Bett, watschelte an meinen Sekretär und begann zu schreiben.
    »Liebe Tante Lucille …«

KAPITEL 35
    Irgendwer hatte mein Gehirn geklaut und meinen Kopf mit Zeitungspapier ausgestopft. Ziemlich unangenehm für eine Anwältin, vor allem am Morgen vor der Verhandlung bei Gericht. Jedes Mal, wenn mir ein kluger Gedanke kam, musste ich ihn erst mit beiden Händen erhaschen und ihn dann krampfhaft festhalten, damit er nicht zerplatzte wie eine Seifenblase. Ich sah nicht mal mehr unbesiegbar aus. Ich hatte die Figur von Veruca Salt, kurz bevor sie sich in eine Blaubeere verwandelt. Hubert hatte endlich bemerkt, dass ich schwanger war - ich war schon weit im siebten Monat, und mein Bauch war bestimmt vom Weltraum aus zu sehen. Ihm war anzumerken, dass ihm meine außerberuflichen Aktivitäten missfielen, denn er ignorierte meine Ratschläge noch unverhohlener als bisher, falls das überhaupt möglich war.
    Vor einer Woche hatte ich ihm erklärt: »Das ist Ihre letzte Chance, Ihr Privatvermögen zu behalten. Andernfalls lassen Sie zu, dass ein Fremder über Ihre Finanzen bestimmt. Schließen Sie einen Vergleich, Hubert, sonst werden Sie durchgekaut und wieder ausgespuckt.«
    »Ich kann was vertragen«, hatte er erwidert. »Außerdem -«, grinste er mich an, »hatte ich doch recht mit der blöden Kuh, oder? Die hat sich ein hübsches kleines Nest gebaut. Das wird sie den Kopf kosten.«
    Ich merkte, wie mir vor Frust schlecht wurde. Vielleicht
hatte ich auch nur Sodbrennen. »Das wird sie ganz bestimmt nicht den Kopf kosten.« Ich wünschte, er würde aufhören, Phrasen nachzuplappern, die er irgendwo aufgeschnappt hatte. »Die Summe fällt kaum ins Gewicht, Hubert. Es wird höchstens dazu führen, dass wir knickerig wirken. Mehr nicht.«
    Mir machte es schwer zu schaffen, dass ich mich vor einem Anwalt mit exzellentem Ruf zum Narren machen würde. O ja, außerdem war es ein Anwalt, von dem ich ganz besessen war und den ich für mein Leben gern beeindruckt hätte. Aber pfeif drauf . Seit Barnaby im Café seine Hand auf meinen Arm gelegt hatte, war ich ihm aus dem Weg gegangen. Ich hatte ihn zu gern. Trotz seiner Arroganz war er ein netter Mensch. Seine Persönlichkeit war reifer, als ich geahnt hatte. Er glaubte, mich zu mögen, dabei mochte er nur das Bild, das ich präsentierte, und ich wollte nicht verletzt werden. Männer wie Barnaby waren für vieles und viele zu haben, aber sie sahen sich selbst letztendlich immer mit einem bestimmten Frauentypus zusammen: blond, ein eigenes Pferd in Hertfordshire, zaundürr, eine Aussprache wie die Queen persönlich, Daddy auf der Bank (und ich spreche nicht von einer Parkbank). Vielleicht wollte Barnaby gern empfindsam wirken, aber auf gar keinen Fall würde er sich - und seinen makellosen Ruf - an eine Frau binden, die das Kind eines anderen Mannes erwartete.
    Ach ja, der andere Mann. Ich spielte auf Zeit - vielleicht war ich auch nur gelähmt vor Angst. Georges Anwalt bettelte mich immer wieder an, die eidesstattliche Erklärung über meine Vermögensverhältnisse zu unterzeichnen, ein Albtraumformular, auf dem du jeden einzelnen Penny angeben musst, und zwar angefangen von den neunzig Pfund, die du mit siebzehn in einen Bausparvertrag eingezahlt hast, bis zu
dem einen Pfund dreizehn in deiner Nachttischschublade. Ich wollte die eidesstattliche Erklärung nicht unterzeichnen, weil George dann seine Fragenliste einreichen konnte und ich mich fühlen würde wie vor einem Erschießungskommando: »Wie viel wirst du zukünftig verdienen können, und wie viel kann ich dir davon wegnehmen?« Oder so ähnlich.
    Ich hatte Mummy und Daddy erzählt, dass mein Mann und ich »auf Probe getrennt« lebten, in der Hoffnung, dass Mummy oft genug das People Magazine las (was sie mit religiöser Inbrunst tat, das hatte Lizbet von ihr geerbt) und verstehen würde. Ich wollte die beiden nicht aus der Fassung bringen - was für mich eher ungewöhnlich war, da ich über Jahre hinweg nichts lieber getan hatte. Ich hielt es für das Beste, ihnen das Gift in homöopathischen Dosen zu verabreichen. Das würde die Chance vergrößern, dass sie sich in ihr Schicksal fügten. Das Letzte, was ich zusätzlich zur Rache des heiligen Georg

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