Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
Vom Netzwerk:
gewährleisten, wären wir dankbar«, hauchte sie mit mädchenhafter Schüchternheit, »wenn Sie uns bestätigen könnten, ob Sie für Ihre Tochter Alissa Bryony Fitzgerald irgendwelche Vermögenswerte halten und welche es gegebenenfalls sind.« Alissas große braune Augen sahen flehend zu Barnaby hinüber. Hach, ein richtiges Bambi.
    Barnaby, der ewig Galante, reagierte sofort. »Euer Ehren! Madam! Ich hatte keine Ahnung von diesem … Hinterhalt! Ich bitte um eine Unterbrechung, damit ich mich mit meiner Mandantin beraten kann.«

    Die Richterin sagte: »Dein -« ihre Nase war verstopft, »das scheint durchaus relevant zu sein. Fahren Sie fort, Ms Montgomery.«
    Lächelnd teilte ich drei weitere Kopien aus. »Mrs Fitzgerald, ist dies die Handschrift Ihrer Mutter?«
    »Ja«, piepste Alissa.
    Ich nickte. »Können Sie bestätigen, dass es ein Depot im Namen Ihrer Mutter gibt, auf dem Wertpapiere liegen, die Sie gekauft haben, und zwar für eine Summe von viertausenddreihundertfünfundsiebzig Pfund? Können Sie das bestätigen, Mrs Fitzgerald?«
    Alissa nickte.
    »Verzeihung?« Ich lächelte geziert.
    »Ja«, hauchte sie.
    »Danke«, sagte ich und watschelte so stolz zu meinem Platz zurück, wie es mein Riesenbauch erlaubte.
    »Genial!«, empfing mich Hubert heiser. Ich sah ihn verächtlich an. Ich fühlte mich wie ein Wurm. Und mir war schwindlig.
    Die Richterin sah mich missbilligend über die Brille hinweg an. Ich hätte schwören können, dass sie exzellente Augen hatte und die Brille nur zur Zierde war. »Ich sehe durchaus ein, dass Sie das vorbringen mussten, Ms Montgomery«, sagte sie streng. »Aber Sie haben uns zuvor nicht davon in Kenntnis gesetzt.«
    »Richtig, Euer Ehren.«
    »Haben Sie noch mehr solcher Punkte, Ms Montgomery?«
    »Nein, Euer Ehren.«
    »Gut.«
    Wie konnte Hubert es wagen , mich dem hier auszusetzen?
    »Das ist alles seine Schuld!«, hätte ich am liebsten gerufen.

    » Ich weiß, dass lumpige viertausend nicht zählen! Aber Sie kennen ihn nicht! Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich nachweisen sollen, dass sie eine Lesbe ist!«
    Die Scham dröhnte in meinen Ohren, und ich wurde erst in die Wirklichkeit zurückgerufen, als die Richterin verkündete: »Das Urteil wird nächsten Montag um zehn Uhr vormittags verkündet!«
    »Hä?«, flüsterte Hubert. »Wozu braucht sie so lang? Hält sich wohl für das Gesetz, die dumme Kuh?«
    Ich machte mir nicht die Mühe, ihn aufzuklären, sondern seufzte nur still und trug den Termin in meinen Kalender ein.
     
    Ich fuhr mit dem Taxi nach Hause und wühlte die Fahrt über in meiner Handtasche nach dem Lippenbalsam. Hol mich hier raus. Mach Schluss mit diesem Elend. Dann schlossen sich meine Finger um einen Umschlag. Ich zog ihn heraus, er war an Mrs Lucille Reeves adressiert. Ich stieß ihn ins Dunkel zurück. Musste mich heute jede Kleinigkeit daran erinnern, wie feige ich war? Ich hatte tatsächlich einen Brief an meine Tante geschrieben. Vielleicht würde ich eines Tages auch den Mumm aufbringen, ihn abzuschicken.

Lizbet

KAPITEL 36
    Mit achtzehn hielt ich es für das Einfachste, Journalistin zu werden, vor allem, weil es mit so wenig Aufwand verbunden war. Vierzehn Jahre später stellte sich heraus, dass es deutlich schwerer war, keine Journalistin zu sein, schließlich konnte ich nichts anderes, nicht mal im Garten arbeiten - obwohl ich eine Hacke mein Eigen nannte. Zum Glück hatte Fletch einen Freund, der bei der Ford Week arbeitete. In der Zeitschrift gab es eine Kolumne, in der Prominente (also jeder, der mehr als zweimal im Daily Mirror erwähnt worden war) über ihren Lieblings-Ford interviewt wurden. Niemand wollte die Kolumne übernehmen, weil kaum ein Prominenter Ford fuhr, und so bekam ich den Job. Fletch kannte auch die Chefredakteurin von Pussies Galore !
    »Fletch«, hatte ich scharf geantwortet, als er das erwähnte, »auf keinen Fall arbeite ich für ein Pornoheft!«
    »Beim Leben meiner Mutter, das ist eine Katzenzeitschrift. Bei denen geht’s drunter und drüber. Letzte Woche ist die Chefin vom Dienst zu Doggy Style gewechselt.«
    »Ach, hör doch auf«, sagte ich. Doch es stimmte.
    Ich rief die Chefredakteurin an, die immer noch fassungslos war. »Ich weiß, dass es aus geschäftlicher Sicht schlimmer gewesen wäre, wenn sie zu einer anderen Katzenzeitschrift gewechselt hätte. Aber zu einem Blatt zu gehen, das Tölen durchhechelt …«

    » Was durchhechelt?«
    »Hunde! Wie konnte sie nur! Es tut so weh!« Sie schniefte.

Weitere Kostenlose Bücher