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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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genommen.«
    »Aha«, antworte ich, »wie das?«
    »Na ja, wissen Sie, das ist vor allem eine Frage des Themas.«
    »Eine Frage des Themas.«
    »Ja, wir wollen den Themen der Sendung eine gewisse Kontinuität geben. Wenn aber, wie leider in diesem Fall, in der Vorbereitungsphase mehr als ein Gast nicht antritt, müssen wir das Programm notgedrungen auf eine ganz andere Thematik umstellen.«
    »In Ordnung. In einer halben Stunde werde ich das vielleicht verstanden haben.«
    Er lacht.
    »Jedenfalls würden wir uns freuen, Sie irgendwann anders in unserer Sendung zu haben.«
    ›Zweifellos‹, denke ich.
    »Ja, klar.«
    »Ich soll Sie schön von Daria grüßen.«
    »Danke, grüßen Sie sie zurück. Und entschuldigen Sie nochmal für vorhin, normalerweise ist das nicht meine Art.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken. Entschuldigen Sie vielmehr den Rückzieher.«
    Als wir das Gespräch beenden, fühle ich mich durch diese Absage im laufenden Verfahren ganz wunderbar erleichtert.
    Ich weiß nicht, ob ich das schon sagte, aber im Grunde liebe ich Absagen. Sie befreien einen schlagartig von jeglicher Last, jeglicher Erwartung. Vor allem versöhnen sie einen aber mit der Langeweile.
    Noch ein Anruf.
    Diese Nummer erkenne ich wenigstens auf Anhieb – es ist Assunta.
    »Mit wem hast du gesprochen?«, legt sie los, ohne mir Zeit für ein Hallo zu lassen.
    Ich seufze.
    »Hey, wer bist du denn, meine Partnerin?«
    »Seit fast zwei Stunden versuche ich dich zu erreichen, aber dein Telefon ist ausgeschaltet. Und kaum probiere ich es wieder, ist es besetzt: Da wird man ja wohl genervt sein dürfen, oder?«
    »Was ist denn in dich gefahren, wenn ich fragen darf?«
    »Wo bist du? Du musst kurz herkommen. Sofort.«
    »Du weißt aber schon, wie spät es ist, Ass, oder? Halb elf. Du weißt, wo ich um diese Uhrzeit sein könnte? Im Gericht. Du weißt, womit ich vielleicht gerade beschäftigt sein könnte? Mit einer Verhandlung.«
    »Und stattdessen hängst du in irgendeiner Bar rum, stimmt’s?«
    ›Mist‹, denke ich.
    Ich halte das Handy vom Ohr weg und führe es wieder dran.
    »Damit du Bescheid weißt, liebe Schwiegermutter, für deine Reise dorthin, wo der Pfeffer wächst, läuft der Countdown. Ich bin schon bei vier. Drei, zwei, eins …«
    »Du kannst mich mal, Vincenzo.«
    »Oh, das müsste eigentlich ich zu dir sagen.«
    »Jetzt setz dich endlich in Bewegung, ich will, dass du was für mich erledigst.«
    »Was denn?«
    »Das sag ich dir, wenn du da bist.«
    »JesusMaria. Warum ist das so dringend?«
    »Es ist nicht so dringend, aber ich will es erledigt haben, ehe mir die Lust dazu vergeht. Jetzt red doch nicht länger rum und komm einfach schnell bei mir vorbei, verdammt.«
    »Okay, okay, du kannst mir gestohlen bleiben«, schimpfe ich, »aber ich komme.«
    Dass sie beschlossen hat, die Chemo zu machen, ist, auch wenn es sich absurd anhört, eine schöne Nachricht.
    Dass sie mit den Repressalien gegen Nives aufhören will, ebenfalls. (Auch weil auf diese Weise mit den heimlichen Besuchen Schluss sein wird, und sie sich endlich bei denen Unterstützung holt, die ihr in der schwierigen Zeit, die ihr bevorsteht, auch wirklich beistehen können.)
    Ich für meinen Teil habe aber nicht die geringste Lust, mir all diese schönen Entscheidungen als persönliches Verdienst anzurechnen, wie sie sich das offenbar gedacht hat.
    Ich sage ihr, dass ich mich bei Nives nicht irgendwie rehabilitieren muss, dass mich die Idee sogar stört, meiner Ex auf die Nase zu binden, dass ich mich die ganze Zeit über ohne ihr Wissen um ihre Mutter – nennen wir es ruhig so – gekümmert habe.
    Davon will Assunta aber nichts hören, sondern besteht darauf: Ihre Tochter soll erfahren, dass ihr Sinneswandel allein mir zu verdanken sei.
    »Ich hab doch gar nichts gemacht, Ass!«, jammere ich.
    »Du bist heimlich zu mir gekommen und hast dir die Spinnereien einer verbitterten Alten reingezogen, Vincenzo. Und trotz alledem hast du mich noch zum Lachen gebracht.«
    Das, gebe ich zu, höre ich gern.
    »Du wirst doch nicht etwa erwarten, dass ich ihr diese kleine Predigt halte?«
    »Das ist nicht nötig. Es reicht eine ganz simple Sache.«
    Sie erklärt mir, welche.
    »Okay«, sage ich, als sie damit fertig ist.
    »Danke«, sagt sie.
    »Wollen wir darauf ein Schlückchen trinken?«, foppe ich sie.
    Sie lächelt.
    »Dein Jack Daniel’s ist schon seit einer ganzen Weile leer.«
    »Das warst aber nicht du, oder?«
    »Sagen wir, Miorita hat er ausgezeichnet

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