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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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gesagt?«, fragt sie und reckt ihr Ohr an meinen Mund, so dass ich den Duft ihres Haars einatme.
    » WOFÜR ?«, brülle ich.
    »Für wie jung du aussiehst.«
    »Na ja, danke.«
    »Bist du allein?«
    »Eigentlich war ich mit einem Freund unterwegs, aber der hat mich offenbar abgehängt. Und du?«
    »Mit den beiden«, antwortet sie und zeigt auf ein Pärchen in der Nähe, das ungefähr in ihrem Alter ist.
    Die beiden nicken mir irgendwie zustimmend zu (was ich erwidere), und dann, als hätten sie den Wink (nicht verstanden, sondern) vorweggenommen, zwinkern sie Verrückt-nach-Mary rasch zu und verdrücken sich händchenhaltend in der Menge.
    »Warum gehen die denn?«, frage ich.
    »Keine Sorge, ich hole sie nachher schon wieder ein. Erst mal sind wir hier.«
    »Ah«, kommentiere ich.
    Wir schauen uns in die Augen.
    »Jetzt müsste ich dich auf einen Drink einladen, schätze ich.«
    »Wie?«
    » J E T Z T M Ü S S T E I C H D I C H A U F E I N E N D R I N K E I N L A D E N , S C H Ä T Z E I C H .«
    »Und warum tust du’s nicht?«
    In der Cocktailbar, die wir betreten haben, sieht man praktisch nichts.
    Mag sein, dass es ultracool ist, in einem Nachtlokal das Dunkel der Nacht zu reproduzieren.
    Mag auch sein, dass der Halbschatten die Abschleppmanöver erleichtert und die Leute einander bei einer Begegnung interessanter erscheinen lässt und all so was – aber wenn man in ein Lokal kommt, um etwas zu trinken, müsste man wenigstens in der Lage sein zu erkennen, wo sich der Tresen befindet.
    Sollte man meinen.
    Meine ich.
    Wie Fledermäuse bewegen wir uns auf einen Tisch zu, den Cameron-verrückt-nach-Mary-Diaz schon ausgemacht hat.
    Ich lasse mich vertrauensvoll führen, und so gleiten wir durch die Menge in der Mitte des Lofts.
    Wie ich feststelle, hat das Rauchverbot hier drin den Status einer unverbindlichen Empfehlung. Das einzig Positive ist, dass sie Jazz laufen lassen, der mir zwar nicht gefällt, der einem aber immerhin erlaubt, zwei Worte miteinander zu wechseln, ohne gleich brüllen zu müssen.
    Als wir sitzen, bemühe ich mich, meine Augen rasch an das Halbdunkel zu gewöhnen und nehme dazu den schwachen Schein der in einem kleinen Glaswürfel steckenden Votivkerze auf unserem Tischchen zu Hilfe.
    Cameron-verrückt-nach-Mary-Diaz im Profil ist so schön, dass ich rote Ohren kriege. Jedes Mal, wenn sie lächelt, ist es, als ob mir ein Tacker einen Stich in die Leiste versetzen würde.
    »Gefällt es dir hier?«, fragt sie mich.
    »Wo hier?«, antworte ich.
    Erst sagt sie nichts, dann begreift sie den Witz und lacht.
    Ein muskelbepackter Kellner in Unterhemd und Lederhose rückt an, umtänzelt uns und pustet sich beim Sprechen eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Einen süßen Abend euch beiden«, begrüßt er uns.
    ›Oh, mein Gott‹, denke ich.
    »Ciao«, sagt Verrückt-nach-Mary.
    Der Typ wirft ihr einen solchen Schwerenöterblick zu, dass ich ihm am liebsten seine Haarsträhne anzünden würde.
    »Was darf ich euch bringen?«
    »Mir einen Negroni«, bestellt Mary-Cameron.
    »Mir eine Margarita«, sage ich.
    »Willst du ihn normal oder frozen?«, fragt mich das angehende Model und klopft mit dem Stift auf den Bestellblock.
    Wahrscheinlich glaubt er, er tut mir mit dem Duzen einen Gefallen.
    »Frozen.«
    »Negroni … Margarita«, diktiert sich der Strähnenpuster in den Notizblock.
    Eigentlich müsste er jetzt Leine ziehen, aber offenbar will er noch was loswerden: »Gut. Dann überlass ich euch jetzt mal eurer Synergie. Bis gleich also.«
    Das bodenlose Geschwalle aus dem Mund dieses Unterentwickelten mit Hängesträhne macht mich so fassungslos, dass ich nicht anders kann, als ihm bei seinem Abgang hinterherzustieren, als würde ich ernsthaft an der Möglichkeit seines irdischen Daseins zweifeln.
    Als ich mich wieder Cameron Diaz zuwende, ist die schon am Lachen.
    Und ich bekomme eine Nachricht.
    »Entschuldige«, sage ich.
    »Aber bitte sehr«, antwortet sie und wischt sich die Tränen aus den Augen.
    Ich lese die SMS .
    Sie ist von Espe.
    VERDAMMT WO STECKST DU ?
    »Probleme?«, fragt Verrückt-nach-Mary.
    »Nein, das ist nur mein Freund von vorhin. Er sucht mich.«
    Sie schaut mich erstaunt an, weil ich das Handy in die Tasche zurückstecke.
    »Antwortest du ihm nicht?«
    »Nein, für heute reicht’s mir, das darfst du mir glauben.«
    Wir schauen uns an.
    Und wir sind beide ziemlich verlegen, was mir Sorgen macht.
    »Weißt du«, sagt sie, »vorhin haben dich meine Freunde wiedererkannt. Ich

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