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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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Geschmack ich nicht einordnen kann. Und mir wird nichts davon schmecken, weil ich die japanische Küche nicht mag.
    Jennifer Lopez (die ich noch nicht gesehen habe, deshalb muss ich mich in meiner Vorstellung notgedrungen an das Original halten) wird ihr langes rötlich braun-blondes Haar auf einem nicht mal eng anliegenden, sich ihren Rundungen aber unübersehbar anschmiegenden Top offen tragen. Sie hat unter Garantie volle Lippen und kichert dumm zu allem, was man sagt.
    Als Gastgeberin wird sie diejenige sein, die sich um die letzten Vorbereitungen und ums Servieren kümmert. Und Espe wird ihr jedesmal, wenn sie in die Küche geht, nachdackeln, ihr bei sämtlichen Verrichtungen zur Hand gehen und all seine Ressourcen investieren, um den Abend zwischen ihren Beinen beschließen zu können.
    Anna Karenina wiederum wird eine Pagenfrisur tragen, nur leicht geschminkt sein und ein schwarzes Etuikleid tragen, das ihren Vorbau auf eine verwirrende Weise betont.
    Sie wird ein distanziertes, meditatives Interesse an mir zeigen.
    Und gegenüber der diensteifrigen Hyperaktivität ihrer Freundin wird sie eine offene Gleichgültigkeit an den Tag legen und ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass die schon alles im Griff haben wird.
    Dass sie ostentativ keinen Finger rührt, macht sie mir naturgemäß unsympathisch, weshalb ich mich den Abend über einsilbig gebe.
    Dafür wird sie mich dann mit hochgezogenen Augenbrauen mustern, als wollte sie sagen: ›Sieh mal an, was für ein Arsch!‹ (Und im selben Zug werden meine Aktien bei ihr steigen, denn nichts heizt einer Frau, die sich sowieso schon für dich interessiert, mehr ein als eine gewisse Ungehobeltheit).
    Beim Essen werden wir uns bei jedem beliebigen Thema ständig in die Haare kriegen, derweil Espe und Jennifer Lopez sich zur Vorbereitung auf die Fortsetzung fröhlich einen anzwitschern.
    Später wird Anna Karenina mich fragen, ob ich sie begleite.
    Selbstverständlich werde ich so tun, als zögerte ich (aber nur so dezent, dass mein stillschweigendes Einverständnis deutlich wird).
    Sobald wir dann aber im Auto sitzen, lässt unsere Streitlust von einer Sekunde auf die andere nach.
    Vor ihrer Wohnung wird sie mich fragen, ob ich Lust habe, mit ihr hochzukommen und noch ein letztes Glas zu trinken.
    Ich lasse es mir selbstverständlich nicht nehmen, sie darauf hinzuweisen, dass sie soeben das meistzitierte Klischee aus der Trickkiste gezogen hat.
    Sie wird mir dann so was in der Richtung antworten wie: ›Blödmann, du schreibst das Drehbuch doch selber!‹
    Und ich: ›Ah, stimmt, richtig.‹
    Und sie: ›Was ist jetzt, kommst du mit hoch oder nicht?‹
    Und ich: ›Machst du Witze? Ich liebe Klischees.‹
    An dieser Stelle lasse ich den Fortgang meines Abenteuers in der Schwebe, drehe das Wasser ab, trete aus der Dusche, schlüpfe in den Morgenmantel und gehe ins Schlafzimmer, wo ich Espe vorfinde, der wieder seine parfümverpesteten Klamotten anhat und seinen Rücken leicht gekrümmt hält.
    »Na, was ist?«, frage ich ihn, während ich mir die Haare in der Kapuze trockenrubble.
    Er antwortet nicht, sondern zieht nur einen Flunsch.
    »Hey, was ist los?«
    »Die Schicksen haben angerufen«, sagt er langsam. »Das Essen ist abgesagt.«
    »Was? Wir waren doch schon am Losgehen.«
    »Du sagst es.«
    »Und warum?«
    »An den Grund kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern, so lächerlich war er.«
    »Du kriegst die Motten.«
    »Was mich am meisten kränkt: Sie haben mich nach deiner Handynummer gefragt.«
    »Also, das muss ich ja jetzt wohl nicht verstehen, oder?«
    »Na ja, noch deutlicher kann man’s doch nicht sagen, Vince’: Denen ging es nur um dich. Und zwar allen beiden. Da aber liegt das Problem: Eine hätte der andern den Vortritt lassen müssen, und dazu war keine bereit.«
    Ich hebe, wie um mich zu orientieren, den Zeigefinger.
    »Du willst also sagen, dass …«
    »Wenn eine für dich war, war die andere für mich.«
    »Klar doch«, sage ich und schaue zu Espe. Ich halte den Mund und ziehe zusammen mit ihm den offensichtlichen Schluss.
    »Bin ich so unattraktiv, Vince’?«, fragt er mich entmutigt.
    »Ach, woher denn. Du schleppst doch ständig welche ab, Espe!«
    »Mit mir geht’s bergab, Vince’. Den Verdacht hatte ich schon länger. So eine knallharte Abfuhr hab ich noch nie gekriegt. Das sind doch klare Signale.«
    »Jetzt mach mal halblang, ja? Es reicht, wenn ich rumjammere, da dulde ich keine Konkurrenz. Was die beiden Tussis betrifft: Das

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