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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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Handvoll Häuser genannt.
    Doch dann kam alles ganz anders. Je länger ich hier lebte, umso wohler fühlte ich mich . U nd desto mehr kristallisierten sich die Vorteile heraus: Mit dem Auto brauchte man nicht länger als eine gute Dreiviertelstunde bis in die Stadt, die nächsten Nachbarn gab es nur knapp in Sichtnähe und es war ruhig und friedlich zwischen den Feldern, Wiesen und dem angrenzenden Wald. Ein Umstand, der mir bei meiner Arbeit, immerhin ein Kunsthandwerk, mehr als gelegen kam, wie ich offenbar feststellte. Außerdem wollte ich mir endlich einen alten Traum erfüllen und den Sprung in die Selbstständigkeit wagen.
    Das Haus war geräumig. Es bot reichlich Platz für ein eigenes Atelier, das mich zudem keinen Cent kostete, und allmählich wurde mir deutlich, dass der Nutzen die Nachteile überwog.
    Zuerst nahm ich nur Auftragsarbeiten von Juwelieren an. Später dann auch von Privatleuten. Nebenher entwarf ich eine eigene Kollektion, die sich, für mich überraschend, sehr schnell als Erfolg entpuppte.
    Die Folge war ein kleiner Schmuckvertrieb und gut gefüllte Auftragsbücher, denn die Qualität und der Charme meiner Arbeiten sprachen sich herum.
    Lisa, die all dies hervorsprudelt, nimmt das Tablett und geht zur Tür. „Mittlerweile findest du es mehr als in Ordnung, hier zu leben. Ich würde sagen, du liebst es. Du hast dir viel Zeit genommen, alles neu herzurichten, bevor du zu Leander gezogen bist. Dabei gingst du uns mit deiner Pingeligkeit ziemlich auf die Nerven.“
    „Aber jetzt gefällt es mir, sagst du?“, hake ich nach.
    „Mhm“, macht Lisa zustimmend. Sie geht in Richtung Garten. „Sehr sogar! Obwohl ...“
    „Ja?“
    Sie zögert mit der Antwort.
    „Obwohl was, Lisa?
    „Na ja. In den ersten Wochen hattest du ein höchst eigenartiges Gefühl, im Haus seiner verstorbenen Frau zu leben.“
    „Wessen verstorbener Frau?“, frage ich, obwohl die Antwort auf der Hand liegt.
    „Seiner natürlich“, antwortet Lisa. „Leanders Frau.“
     
     
    Kapitel 5
     
    Lisas letzter Satz hallt wie das Echo eines Glockenschlages in mir nach. Was soll ich auf diese Eröffnung erwidern, wie darauf reagieren ? Alles erscheint mir schwierig. Mir geht derart viel auf einmal durch den Kopf , dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann .
    Doch Lisa scheint auch nichts zu erwarten. Sie ist einfach weitergegangen. Raus zu Leander, als wäre nichts gewesen, als hätte sie nur eine Bemerkung über das Wetter gemacht.
    Von draußen höre ich, dass die beiden sich unterhalten, allerdings kann ich kein Wort verstehen. Ich will Lisa unbedingt einiges über diese Frau fragen. Über Leanders tote Frau! Aber nicht, während er dabei ist.
    Ich schleiche nach oben. Dort angekommen, erkenne ich reinweg nichts wieder. Obwohl ich alles selbst eingerichtet haben muss.
    Der flauschige, pfirsichfarbene Teppich im Gang riecht neu. Er scheint erst kürzlich verlegt worden zu sein. Eine von fünf Türen steht auf . Ich gehe darauf zu und sehe an dem schmiedeeisernen Bett, dass es unser Schlafzimmer sein muss.
    Meine Tasche steht unausgepackt vor einem beachtlichen S chwebetürenschrank. Er ist wunderbar! Groß, opalfarben und matt glänzend, als wäre er aus Perlmutt gefertigt. Ein Elfenbeinturm. Beinahe geräuschlos gleiten die Türen zur Seite, als ich ihn öffne.
    Die rechte Seite ist vollgestopft mit Frauengarderobe. Im Mittelteil hängen nur sehr wenige Sachen von Leander. Zwei, drei Jeans, einige Hemden. Scheinbar legt er keinen Wert auf seine Kleidung. Außerdem finde ich noch Bettwäsche und mehrere Wolldecken.
    Links ist alles leer.
    Ich nehme eine der Decken, lege sie in den leeren Schrank, setze mich hinein und schließe die Tür.
    Beinahe sofort werde ich ruhiger.
    Ich ziehe meine Beine an, umschlinge sie mit den Armen, lege meine Stirn auf die Knie.
    Und denke nichts.
    Gar nichts.
     
    Zuerst sucht niemand nach mir. Ich bin froh, dass sie mich in Ruhe lassen. Doch nach einiger Zeit ruft Leander nervös herauf, wo ich bleibe. Daraufhin schiebe ich widerstrebend die Tür zur Seite und antworte, ich wäre gern eine Weile für mich – was offenbar stillschweigend akzeptiert wird.
    Irgendwann macht sich Lisa, die ihren Wagen hier abgestellt hatte, bevor sie mit Leander ins Krankenhaus gefahren ist, auf den Heimweg. „Mach ‘ s gut, Sina-Mareen!“, schallt es zu mir herauf. „Ich melde mich , sobald ich aus den Staaten zurück bin !“
    Munterer, als ich mich fühle, rufe ich zurück: „Mach ‘ s auch gut!“

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