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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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im Keller.
    „Romberg hat mir gegenüber nicht erwähnt, dass er es für besser hält, wenn ich mich ohne Hilfe erinnere“, wende ich ein.
    „Und?“
    „ W enn mir möglichst wenig mitgeteilt werden soll, warum hat Lisa mir dann erklärt, wer auf den Fotos ist?“
    Er pustet auf seinen Kaffee, trinkt vorsichtig und linst dann zu mir herein.
    „Sie hat doch nichts von Bedeutung gesagt. Nur, was man auch einem Fremden oder Besucher erzählen würde.“
    Ich verziehe die Lippen, trinke und schlucke das schwarze Gebräu mit Verachtung herunter. „Das stimmt nicht.“
    „Was meinst du?“
    „Sie hat mir erzählt, dass sie mich oft hier besucht. Mit diesem Klaus. Dass ich das Haus neu eingerichtet habe, bevor ich einzog, gerne allein hier draußen bin und diese Sache ... diese schlimme Sache ...“ Ich stottere herum, komme nicht weiter.
    „Ja?“ Der Samt seiner Stimme.
    „Mit Jennifer.“
    Er atmet hörbar aus und ich errate, dass Jennifer kein Thema zwischen uns sein wird.
    „Lisa plappert zu viel, ohne groß nachzudenken. Das ist alles.“
    „Du meinst nach dem Motto, vor Inbetriebnahme des Mundwerks ist das Gehirn einzuschalten?“
    „Ja.“ Ein Lachen hat sich zwischen seine Worte gestohlen. „Das ist übrigens genau das, was du häufig über sie gesagt hast.“
    „ Glaubst du, es ist eine Erinnerung?“, will ich aufgeregt wissen.
    Leander rappelt sich auf und geht zur Tür. „Fühlt es sich so an?“
    Er wartet keine Erwiderung meinerseits ab. Ich höre, wie er die Treppen hinunter in die Küche geht, um zu frühstücken.
    Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, sein Frühstück vorzubereiten. Das habe ich vorher nie getan, behauptet Leander, weil ich selbst kaum je frühstückte.
    Während das Klappern von Geschirr und Rainer Marias bettelndes Miauen heraufdringt, überlege ich, ob das eben tatsächlich eine Erinnerung war.
    Aber ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht!
     
    Die Tage vergehen.
    Morgens stehe ich auf, dusche, frühstücke und bin froh, dass ich noch nicht arbeiten muss, weil ich es ganz einfach noch nicht kann.
    Ich habe das Atelier „wegen Krankheit auf unbestimmte Zeit geschlossen“. So steht es auf dem Firmenschild in unserer Auffahrt, ebenso auf meiner Homepage, und so lautet die Ansage auf dem Anrufbeantworter.
    Es ist einer der wenigen Vorteile, die ein Freiberufler hat. Durch die Arbeitsunfähigkeitsversicherung wird mich die erzwungene Auszeit finanziell zumindest nicht ruinieren. Aus irgendeinem Grunde möchte ich Leander nicht auf der Tasche liegen. Was seltsam ist, wie ich finde, da wir doch miteinander verheiratet sind. In guten wie in schlechten Tagen. Trotzdem empfinde ich so.
    Es dauert nicht lange, bis ich mich hier leidlich gut auskenne. Kann es sein, dass, wenn mein Verstand sich auch nicht entsinnt, sich mein Körper reflexartig an die ihm vertraute Umgebung erinnert? Ähnlich wie bei einem Spitzensportler? Einem Diskuswerfer vielleicht, der dieselben komplizierten Bewegungsabläufe immer und immer wieder trainiert, sie verinnerlicht, und seine Gliedmaßen rufen dieses Wissen später im Wettkampf einfach ab.
    Hat ein Körper mit seinen Muskeln, Sehnen und Nerven ein eigenes Gedächtnis? Oder woher weiß meine Hand, dass rechts von der Kellertür ein Lichtschalter ist , und betätigt ihn, ohne dass mein Verstand es ihr befohlen hat?
    Vom Dachboden über den Keller bis in den Garten ist mir bald alles wieder geläufig. In der Garage steht eine chromblitzende, alte Harley-Davidson. Sie sieht aus wie das Motorrad auf dem Filmplakat, das dort hängt: The Wild One , so heißt der Streifen mit Marlon Brando. Haben Leander und ich uns diesen Film zusammen angesehen? Ist es sein Lieblingsfilm – oder meiner? Ich habe keine Ahnung.
    Nichts, wirklich gar nichts, ist mir vertraut. Oder besser gesagt, ich habe überhaupt keinen Bezug zu den Dingen um mich herum. Sie erzählen mir keine Geschichten, verursachen keine Empfindungen. Ich verbinde nichts mit ihnen. Sie könnten genauso gut jemand anderem gehören. Alles in mir bleibt leer, löst keine Emotionen oder Bilder aus. Weder muss ich lächeln noch weinen.
    Stattdessen begleitet mich ständig das Gefühl, in den Sachen einer Fremden herumzuschnüffeln und nur zu Besuch hier zu sein. Oder in einer privat vermieteten Ferienwohnung zu leben.
    Bei persönlichen Besitztümern ist es am schlimmsten. Es lässt mich beinahe verzweifeln! Warum habe ich das herzförmige Blatt einer Linde sorgfältig gepresst, in einen

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