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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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Kurz darauf fährt sie davon.
    Plötzlich steht Leander im Zimmer.
    Durch den Türspalt sehe ich, dass sein Blick sofort auf den Schrank fällt. Er kommt herüber und lässt sich auf dem Teppich nieder.
    „Sina-Mareen?“
    Der Tonfall, in dem er diesen Namen ausspricht, fühlt sich an wie eine Zärtlichkeit. Wie eine Hand, die in einem Samthandschuh steckt und damit träge über meine nackte Haut fährt.
    „Bist du da drin nen ?“
    „ Mhm .“
    „Ist alles in Ordnung?“
    Ich muss lachen; bestimmt eine hysterische Reaktion, die in mir aufwallt. Ich bin eine von den Toten auferstandene Fremde unter Fremden in der Fremde. Ich sitze in einem Kleiderschrank in dem ehemaligen Zuhause einer toten Frau und überlege, wie ich weiterleben soll.
    Trotzdem lüge ich, versichere Leander, dass es mir gut geht. Ich möchte ihn bitten, mir etwas zu erzählen. Einfach die Augen schließen, mich von seiner Stimme berühren lassen und gelassener werden. Doch das geht nicht! Nicht, bevor ich Gewissheit habe .
    „Ich bin deine zweite Frau?“
    „Du erinnerst dich also?“
    „Nein. Lisa hat es mir gesagt.“
    „Ja. Es stimmt.“ Er flucht leise, bevor er weiterspricht. „Jennifer, meine erste Frau, starb zwei Jahre bevor ich dich kennenlernte.“
    „War sie krank?“
    „Nein.“
    „Ein Unglück?“
    „Man könnte es so ne...“
    „Könnte?“, falle ich ihm ins Wort. „War es ein Unglück oder nicht?“
    Stille.
    „Leander?“
    Ein tiefes Durchatmen seinerseits. Dann : „ Sie ist ertrunken.“
    Das folgende Schweigen ist allumfassend und angespannt. Ich komme mir vor, als würde Kühlflüssigkeit durch meine Venen geleitet. Trotz der Wärme hier drinnen friere ich.
    „Wir werden noch über Jennifer reden“, unterbricht er meine Gedanken. „Aber nicht heute. Nicht jetzt, sondern erst, wenn es dir besser geht und du alles verstehst.“
    Er sagt es so bestimmt, dass mir klar ist, es hätte keinen Zweck, ihn überreden zu wollen. Und dann sickern seine Worte zu mir herein, weich und ölig wie zerlassene Butter: „Ich mache mir Sorgen um dich.“
    Es ist dieselbe Stimme, die im Krankenhaus vor dem Kleiderschrank gesungen hat. Die Erinnerung an seinen Gesang erfüllt mich wie süße, sahnige Creme. Zärtliche Gefühle hüllen meine Verwirrung so lange in rosa Tüll, bis sie nicht mehr zu erkennen ist. Unter meiner Hand gleitet die Schwebetür vollends zur Seite.
    Verlassen liegt das Schlafzimmer vor mir.
     
     
    Kapitel 6
     
    In der folgenden Zeit sehe ich Leander kaum, denn er ist eigentlich ständig unterwegs. Ist das immer so ?, frage ich mich. Oder weicht er mir aus? Aber aus irgendeinem Grund stelle ich ihm diese Fragen nicht.
    Nachts muss er natürlich ins Studio. Als Moderator seiner Telefon-Talkshow, die gleichzeitig im Radio und im Fernsehen übertragen wird: Leander Late Night.
    Die Sendewoche beginnt in der Nacht von Montag auf Dienstag und endet in der Nacht von Freitag auf Samstag. Seine Sendung läuft von 1:00 bis 3:00 Uhr. Meist kommt er gegen 4.30 Uhr aus dem Studio, fährt nach Hause, isst und schläft dann bis in den späten Mittag hinein.
    Während der Sendezeit werden die Telefonate live übertragen. Es wird schlichtweg über alles gesprochen: Beziehungsprobleme, Sex, Krankheit, Religion, Tod oder auch ganz aktuelle Sachen. Wie der Fall Fritzl zum Beispiel, die Diätenerhöhungen oder die Fußballeuropameisterschaft, die in Österreich und der Schweiz ausgetragen wird. Viele dieser Geschichten hat er mir im Krankenhaus erzählt. Weshalb hat er stattdessen nichts von uns, unserem Leben, unserem Zuhause und all dem hier gesagt?
    Einmal, als er morgens nach Sendeschluss nach Hause kommt, sich vor den Schwebetürenschrank setzt, um mit mir die erste Tasse Kaffee zu trinken, frage ich ihn danach.
    „Doktor Romberg hält es für besser, dir möglichst wenig zu erzählen. Du sollst dich von allein erinnern, um nicht andere Erinnerungen für deine zu halten oder dir womöglich was zurechtzubasteln.“
    Er reicht mir eine Tasse durch den Spalt. Der Kaffee ist stark und schwarz. So muss ich ihn vor dem Unfall wohl gemocht haben. Aber jetzt sehne ich mich nach einem kräftigen Schuss sahniger Kondensmilch darin, denn so habe ich ihn in der Klinik getrunken.
    Ich habe mich im Verdacht, dass ich sehr auf meine Figur bedacht war und jede unnötige Kalorie, jedes Quäntchen Fett gemieden habe. Ich wirke regelrecht ausgemergelt auf mich. Für meine Vermutung spricht außerdem der sehr gut ausgestattete Fitnessraum

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